Kapitel 4
Kapitel 4
Die Zwerge
Was an den Zwergen jetzt so dolle sein sollte wurde Tenia selbst dann nicht klar als sie vor dem großen Stahltor der Bergfeste stand. Sie kannte den einen oder anderen Zwerg von früher. Aber die sogenannte Besonderheit war an ihr vorrübergegangen. Der Weg von Thumun Khaz schlängelte sich zum Tor hinauf und wo sie von kleinen breiten Männern in dicken Rüstungen beäugt wurde. Der Blick über die Stadt beeindruckte sie, jedoch halt nicht diese Kinderartigen Zwergen. Der Eingang war mäßig bewacht und das Tor selbst glich an Schmucklosigkeit, dem Berg, den es verschloss.
Vor dem Tor schritt eine Zwerge Wache auf Tenia zu und verschränkte die Arme vor ihr.
„Wer begehrt Einlass?“, raunte der Zwerg mürrisch und etwas lag in seiner Stimme das Tenia Respekt einflößte. Dafür das dieser kleine Mann ihr grade mal bis zum Kinn reichte, hatte er etwas durch und durch bedrohliches an sich. Garrison schien hingegen absolut unbeeindruckt.
„Ähm, ich…ähm. Tenia, Tenia Bree, Herr Zwerg“, stammelte Tenia, nun versucht kein Falsches Wort zu sagen. Etwas in ihr gab ihr das Gefühl das bereits die Wachen an den Seiten an ihren Äxten spielten. Woher kam ihr Misstrauen?
„Parole“, raunte der Zwerg wieder in einem Ton der ihr Signalisierte, das man sie auf der Stelle hinrichten würde, wenn sie dieses nicht wußte.
Und sie wusste die Parole nicht. Was überhaupt für eine Parole. Shaldus hatte ihr nichts von einer Parole gesagt.
„Shaldus sagte nichts von einer Parole“, zischte sie Garrison an, der immer da stand als könne er auch die nächsten Tage da verharren.
„Shaldus ist Richtig, Miss Bree“, raunte der Zwerg dieses mal in einem angenehmeres, nahezu einladenden Ton.
Von jetzt auf gleich war die Bedrohung, die sich irgendwie nur in ihrem verstand abgespielt hatte, nichts mehr zu spüren.
Der Zwerg trat beiseite machte ein Zeichen in die Luft.
„Shaldus Freunde sind unsere Freunde“, sprach der Zwerg noch einmal.
Doch dann öffnete sich ein kleines, viel kleines Tor in der riesigen Pforte. Etwas größer als eine gewöhnliche Tür. Vielleicht 5 Fuß breit und 8 Fuß hoch.
Als beide eintraten fanden sie sich in einem breiten mit Fackeln beleuchteten Gang wieder.
Statuen zu beiden Seiten schauten auf die Gäste herab und deuteten mit heroischen Gesten den Stolz und das Ehrgefühl eines Volkes wieder das die Dunkelheit der Tiefe dem hellen Licht des Tages vorzog. Am Ende des Ganges saßen zwei Zwerge neben einer Tür und schliefen. In sich zusammen gesunken razzten die Wachen selig vor sich hin und kümmerten sich nicht an Tenia und Garrison, die sich selbst gestatteten einzutreten.
Und wieder fühlte sich Tenia in die Vergangenheit zurück gesetzt. Ihr viel ein das sie schon einmal eine Zwergenfestung betreten hatte. Lamitstein.
Sie fanden sich in einem weiten ausgehüllten Berg wieder. Eine weite kreisrunde Fläche erstreckte sich vor ihnen. Darauf eine Art Markt. Holzläden die obwohl sie sich innerhalb eines Berges befanden, über dacht waren. An einigen Stellen, bahnten kleine Tunnel einen Weg durch das Gestein und der Geruch von nassem Fels und brennendem Eisen legte sich einem schwer in die Nase. Außerdem ein ekelhafterer Gestank von Schweiß, ausgehend von den zwei weitern Wachen die auf der anderen Seite der Tür lagen und schliefen.
An der Felswand war auf Holz eine Lageplan gezeichnet der unvermittelt den Eindruck wieder gab von einer Kinderhand gestaltet worden zu sein.
„Boa das is widerlich“, ächzte Tenia und hielt sich die Hand vor den Mund, als sich die verschiedene Gerüche in ihrer Nase vermischten und ihr drohten die Nasenschleimhäute weg zu ätzen.
Ihrem Leibwächter schaute nach wie vor unbekümmert.
„Und wo ist jetzt dieser verfluchte Magus?“
Da Garrison nur desinteressiert mit den Schultern zuckte, entschied sich Tenia genervt irgendwo hin zu gehen wo es weniger stank und nahm einen Tunnel in Angriff über dem „Arena, Balkon, Werkstatt“ stand. Dabei trieb sie der Gedanke an einen Balkon in Form eines Ausgucks außerhalb des Berges an.
Doch schon im Tunnel war der Gestank verschwunden und war einem Moosgeruch gewichen, der aus kleinen Löchern in der Wand herausströmte.
Am Ende des Tunnels, erstreckte sich wieder eine weite Fläche. Eine kleine Runde fläche die etwas unterhalb der großen lag deute die Arena an. Als Tenia an den Rand schritt, konnte sie genauer sehen was da unter ihr lag. Die Arena war nicht groß. Ein Kreisrunder Platz, mit Runenmustern verziert und mit Säulen eingerahmt. Der Kampfkreis wurde durch eine dünne Linie eingegrenzt.
Am Rand standen mehrere Rüstungs- und Waffenständer und Regale mit Phiolen.
Auf der Ebene wo Tenia stand erhob sich zur gegenüberliegenden Seite zog sich eine Art Balkon durch den gesamten Raum. Am anderen Ende führte ein weiterer Tunnel hinaus.
Die Luft war herrlich und etwas bewegte sie dazu diese Arena zu betreten. Es war niemand da der es ihr verbieten würde. Eine, in den Stein geschlagene, Treppe führte hinab und mit jedem Schritt bemerkte Tenia das die Runenmuster im Kampfkreis sie immer mehr in ihren Bann zogen. Im Kreis selbst umgab sie ein seltsames Gefühl. Ein Angenehmes, aber Seltsames Gefühl. Sie bekam den Drang sich mit Jemandem messen zu müssen. Dieser Kreis hatte etwas an sich.
Garrison stand weiterhin oben und schaute genervt auf Tenia herab.
Wie gern hätte er sie einfach niedergeschlagen. Schön und gut das ihre Laune sich von betrübt auf heiter geändert hatte. Aber warum musste er daran teilhaben. Es stand ihm nicht zu seinen Befehl in Frage zu stellen. Es war nur… seit er diesen Raum betreten hatte, fühlte er etwas in sich… wie ein Stimme die ihm sagte einfach seinem Gefühl nachzugeben.
„Garrison“, rief Tenia zu ihm hoch. „Komm runter. Lass uns ein Kämpfchen machen.“
Hatte er richtig gehört? Hatte sie ihn zu einem Duell herausgefordert?
„Jetzt komm runter“, rief Tenia erneut. „Das ist ein Befehl.“
„Ja warum nicht“, dachte Garrison. „Er wollte kein Leibwächter sein. Er könnte seinen Frust an ihr ablassen. Sie könnte dafür büßen das man ihm diesen Job aufgebürdet hatte. Sie war daran Schuld.
Nein er durfte das nicht. Er hatte einen Eid geschworen.“
Er wußte nicht was es war. Was ihn dazu veranlasste die Treppe hinabzusteigen, sein Schwert abzulegen und in den Ring zu seinem Schützling zu steigen. Tenia grinste verschmitzt. Sie nahm die Fäuste wie ein Laienhafter Boxer vor das Gesicht und begann um ihn herum zu tänzeln. Die Situation hatte etwas unglaubwürdiges, nahezu lächerliches.
Sie war nicht sie selbst. Er war nicht er selbst. Er durfte sie nicht verletzten.
Mit einem „Hah“, schnellte Tenia auf ihn zu und boxte ihn gegen die Rüstung. Dann wieder und wieder. Warum stand er im Ring? Warum kribbelte es ihn in der Faust? Nur einen Schlag. Er würde sie nur einmal schlagen. Leicht, nicht hart. Er würde ihr zeigen wer er ist. Das er mehr ist als nur ein Leibwächter.
„Los du lahmer Sack“, stichelte Tenia und boxte ihm wieder gegen die Rüstung. Du willst ein Leibwächter sein, ein jämmerlicher Feigling bist du.“
Garrison kniff die Augen zusammen. Er musste raus aus dem Ring. Er würde die Frau verletzten.
Nur einen Schlag. Nur einen Schlag. Nur ein leichter Schlag. Zur Warnung. Sie könnte das ab.
Und ohne das Garrison es bemerkte ballte er die rechte Hand zur Faust. Sie war in seiner Reichweite.
Ein leichter Schlag gegen die Schulter, um ihr zu zeigen dass sie ihn respektieren muss.
„Weichei, Feigling, Jammerlappen“, stichelte Tenia weiter.
Seine Faust zitterte.
Wieder war Tenia ihm nahe doch anstatt ihn zu boxen knallte sie ihm die flache Hand in Gesicht.
Was mit spassigen boxen begann, endete in einer respektlosen Ohrfeige.
Garrisons Kopf war leer. Mit der Backpfeife allen Verstand aus seinem Hirn gespült, holte er aus.
Das Tenia genau in diesem Augenblick an ihm vorbei schaute und ihre Augen ein neues Ziel hatten, sah er nicht. Hätte er gehört wie sie Shaldus begrüßte, der am obigen Rand aufgetaucht war, hätte er inne gehalten. Doch er hörte nicht, er sah nicht. Es war nur ein Augenblick genährt aus der Unachtsamkeit beider. Als seine Faust sie traf, stand sie still. Sie war nicht in Bewegung. Seine Faust traf sie, mit voller Wucht am Kinn. Etwas knackte. Blut spritzte.
Nur einen Augenblick später kniete er, die Hände stützten ihn. Er atmete schwer. Sein Blick war dem Boden zugerichtet.
Tenia war nicht sicher was geschehen war. Sie hatte Garrison provoziert, warum auch immer. Etwas in ihr veranlasste sie dazu sich mit dem Paladin messen zu wollen. War sie den verrückt?
Sie hatte immer und immer wieder gestichelt. Dann sah sie Shaldus und dann…
Zu spät sah sie die Faust. Ihr Kiefer knackte und ein ihr Kopf drehte sich in ihren Nacken, so das ein ein Gefühl von Kälte in ihrem Hinterkopf aufstieg. Ein Gefühl das schnell wieder verblasste und einer angenehmen Wärme und einer Ruhe wich, die sich in ihren ganzen Körper ausbreitete. Weder wußte sie wo sie war, noch sah sie wo sie sich befand. Eine Gegebenheit die sich über ihre Sinne hinaus erstreckte. Sie sah obwohl ihre Augen geschlossen waren und sie hörte, obwohl ihre Ohren taub waren. Sie stand in einem Wald, in dem man sich herrlich verstecken konnte. Nur warum kam ihr grade dieser Gedanke. Sie kannte diesen Wald, diesen, ins Gras geschlagenen, Weg. In diesem Wald hatte sie sich immer vor ihrem Vater versteckt. Hier hatten sie verstecken gespielt.
Sie hatte sich so oft gewünscht noch einmal hier her zurück zu kehren. So oft hatte sie davon geträumt noch einmal durch diese Grün zu streifen und sich zu verstecken, in der Hoffnung ihr Vater würde sie suchen.
„Gefunden“, brummte eine tiefe männliche Stimme hinter einem Baum her, hinter den einen großen kräftig gebauten Glatzköpfigen Mann zum Vorschein kam.
„Vater?“, flüsterte Tenia. Der Mann antwortete nicht, packte sie aber, warf sie über seine Schulter und drehte sich mit ihr. So wie ihr Vater es oft mit ihr tat als sie noch ein Kind war. Während sie sich drehten rauschte die Landschaft an ihr vorbei. Sowie eine Frau mit langen schwarzen Haaren. Ihre Mutter. Neben ihr stand Julika. Woher kannte sie diesen Wald? Tenia hatte ihr doch nie davon erzählt. Ihr Vater drehte sie schneller und immer schneller und ließ sie los. Im Flug sah das kleine Haus in dem sie damals wohnte und den tiefen Bach in den sie ihr Vater ständig warf. Und mit einem klatschen, tauchte sie abermals in das eiskalte Wasser ein. Noch einmal dürfte sie bis zum Grund tauchen, den Boden aus Schlamm und Dreck berühren und wieder auftauchen. Das Wasser war kalt, angenehm kalt. Dreckig und doch wieder klar. Vorsichtig strich ihre Hand über den Grund. Es fühlte sich an wie damals. Immer wenn sie ins Wasser geworfen wurde durfte sie erst wieder auf tauchen, wenn sie den Grund berührt hatte. Sie liebte dieses Spiel. Nun müsste sie auftauchen bevor, ihr die Luft ausging. Aber die Luft ging ihr nicht aus, obwohl sie unter Wasser war. Sie musste keine Angst haben zu ertrinken. Heimlich hatte sie sich immer gewünscht unter Wasser Atmen zu können. Nun konnte sie es. Und das Wasser, es zog sie nicht herunter.
Irgendwie war alles so wie sie es immer wollte. So wie sie es sich immer gewünscht hatte.
Ihr Vater, ihre Mutter, Julika, das Haus, der Fluss, der Wald. Waren sie wirklich da? Nachdenklich nahm sie tief Luft. Sie konnte Luft holen. Warum konnte sie das? Und warum war sie nicht bei den Zwergen? Sie musste an die Wasseroberfläche, die über ihr im hellen Sonnenschein schimmerte. Kraftvoll stieß sie sich vom Grund ab und schwamm hinauf. Die Oberfläche aber kam nicht näher.
Im Gegenteil, sie entfernte sich von ihr. Weiter und weiter. Was hatte dies zu bedeuten? Der Schimmer wurde kleiner und kleiner und eine unheilvolle Dunkelheit umgab sie. Sie wollte hinauf und sie schwamm und schwamm. Die Dunkelheit packte sie und ein Schmerz in ihrem Kopf, wie von einem Aufprall, klopfte ihr an die Schädeldecke.
Dann riss sie die Augen auf und richtete sich schlagartig auf.
Sie saß, auf hartem Stein. Neben ihr ein alter Mann. Shaldus. Vor ihr ein großer Mann. Garrison.
Sie war in der Zwergenarena. Stimmt wo sollte sie auch sonst sein.
„Geht’s wieder?“, fragte Shaldus sanft und lächelte.
Ihr Schädel hämmerte und ihr Kiefer pulsierte undangenehm.
„Was war denn, war ich Ohnmächtig?“, fragte Tenia und sah den Paladin wie er kniend zu Boden schaute. Hatte sie etwas nicht mitbekommen?
„Ihr wart Tot, Miss Bree“, sagte Shaldus unter Tenias verwunderten Augen.
„Euer Leibwächter hatte euch getötet. Aber dank des Segens konnte ich euch wiederbeleben.“
Garrison hatte sie getötet?
Was hatte er getan? Als er auf sah, sah er Tenia, wie sie außerhalb des Ringes an einer Säule saß und sich verwundert umschaute. Was hatte er getan?
Der Magus war bei ihr und hatte sie in ein helles Licht eingehüllt.
Warum hatte er seine verdammte Wut nicht unter Kontrolle? Der Magus stand vor ihm. Als er ihn ansah sprühte etwas blaues aus seinen Fingern und drang in Garrisons Verstand ein.
Seine Wut verflog. Sie schwand aus ihm und eine angenehme Ruhe nahm dessen Platz ein.
„Was ist passiert?“, keuchte der Paladin. Seine Augen suchten den Ring nach etwas ab was er nicht zu finden hoffte.
„Willkommen bei den Zwergen“, flüsterte Shaldus grinsend und schaute dann zu Tenia, die sich abwechselnd den Kiefer und den Kopf hielt.
In seinen Gedanken war er schnell auf den Beinen und bei seinem Schützling.
In seinen Gedanken kniete er nieder und schwor ihr seine Treue.
In seinen Gedanken verzeih sie ihm.
In seinen Gedanken.
„Du hast sie geschlagen“, sagte er sich. „Du hast gerade die Frau die du schützen sollst, getötet. Damit hast du deinen Eid verwirkt. Vielleicht auch besser so“
Tenia zog sich selbst auf die Beine und schaute mit Shaldus hinauf zu einem Zuschauer.
Ein alter Zwerg mit tiefen Falten und einem weißgrauen Vollbart, hatte sich mit dem Magier das Spektakel angeschaut.
„König Thraem Steinherr“, stellte Shaldus den Zwerg vor. „Kommt ich stelle euch vor.“
Tenia wankte ein wenig, konnte aber gehen und ließ sich vom Magier zur Treppe geleiten.
Als sie an Garrison vorbeischritten sah Tenia ihn mit einem Blick an den er hasste.
Sie wusste nicht mehr was sie von ihm halten sollte. Ein unheilvoller Glanz von Misstrauen und Angst drang hinter seine Augen und das demütigende Gefühl versagt zu haben.
Tenia war verwirrt, immer noch. Selbst als sie dem König des gesamten Zwergenvolkes vorgestellt wurde, brachte sei kein Wort heraus. König Steinherr selbst nahm ihre Verfassung gelassen und lud sie ein mit ihm zu dinieren.
Garrison kniete noch länger, bis ihm ein Zwerg bat den Ring zu verlassen.
Aus dem Speiseraum huschten noch ein paar Zwerge und Gnome heraus, bevor sich Shaldus und Tenia herein bitten ließen.
Am Tisch des Königs, brachte Tenia immer noch kein Wort heraus. Zu tief saß der Schock das sie gestorben war. Es waren nur wenige Augenblicke, in denen sie etwas gesehen hatte.
Das sie wieder in der Kindheit war. Das sie dort war, wo sie sein wollte. In ihren Gedanken versunken sah sie nicht den Prunk und Glanz mit dem der König sich umgab. Der Tisch an dem der Herrscher zum Frühstück lud, war aus Massiven Holz und grade so lang das die wichtigsten Gäste daran Platz fanden. Mit wertvoll glitzernden Steinen verzierte Kelche und Teller glänzten prachtvoll auf der reich gedeckten Tafel und ließen selbst die saftigsten Früchte, welk aussehen. Tenia sah dies nicht.
Sie umnebelte der Gedanke an ihren Tot und dem was sie sah. Außerdem wie sie gestorben war.
„Miss Bree?“, richtete sich der König an sie. Tenia schreckte aus ihren Gedanken.
„Ihr fragt euch sicher was geschehen ist. Fragt euch was ihr gesehen habt.“
Tenia nickte leicht. Hatte auch andere gesehen was sie gesehen hatte.
„Wie könnt ihr Wissen was ich sah“, fragte Tenia und sah den König entgeistert an.
„Das habe ich nicht. Aber wenn ihr wünscht verrate ich euch warum ihr jenes gesehen habt.“
Tenias Augen weiteten sich, in der Hoffnung auf eine Antwort.
„Seht, Miss Bree. Ihr habt einen Kampfkreis betreten. In diesem Kreis messen sich unsere Krieger in Stärke und Geschick. Messen, kann man sich aber nur, wenn man keine Rücksicht nimmt. Und so kann es vorkommen dass man im Kampf gefährliche Verletzungen davon trägt oder man stirbt.
Deswegen haben wir den Kampfkreis gesegnet.“
Tenia war sich klar das sie einen König vor sich sitzen hatte. Trotzdem wusste sie nicht was sie von diesen Worten halten sollte.
„Die Segnung ist eine Erfindung unseres Volkes, müsst ihr wissen. Heiler können Wunden heilen, aber einen Gesegneten können sie sogar Wiederbeleben. Was den Kreis selbst betrifft, wart ihr einem Kampfzauber erlegen. Ein Zauber der euch veranlasst kämpfen zu wollen und eure Zweifel aus eurem Bewusstsein tilgt. Euer Leibwächter, hatte diesem Zauber erstaunlich lange wiederstanden. Anschließend hat er euch hingestreckt.
Nun wisset dazu, das der Tot nicht das ist was man immer geglaubt hat. Auch ich starb schon einige male und fand mich dann an einem Ort wieder, an dem ich im tiefsten Herzen zu gelangen versuchte.
Und so wart auch ihr an einem Ort, an den ihr euch sehnlichst wünscht. Leider holte euch Shaldus zurück.“
„Was heißt hier Leider?“, prustete der Magus und spielte den Empörten.
Und mit einemmal war die, in Worte gefasste, Weisheit des Königs verschwunden und wandelte sich in ein weniger gescheites Gehabe, welches sich in einem lauten Lachen, in das Shaldus mit einstimmte, wieder spiegelte. Tenia lachte nicht. Zu schwer lagen ihr die Worte in den Ohren.
Ihr Verstand arbeite unter Hochdruck um diese Informationen zu verarbeiten.
Als sie Tot war, war sie an einem Ort an die sich immer hin wollte.
Sie war einem Zauber erlegen der sie dazu veranlasste ihren Leibwächter zu attackieren.
Sie war gestorben. Sie war verschieden, ihr Lebensfunke war erloschen. Und dann doch nicht.
Ihr wurde schlecht. Ihr Magen drehte sich. Grade noch rechtzeitig hatte ein Bediensteter Zwerg reagiert, der dieses Verhalten von zum ersten Mal wiederbelebten, gewohnt war. Schnell hielt er hier einen Kübel hin, als Tenia aufgesprungen war, weil ihr die Galle in den Hals schoss. Sofort packte sie das Gefäß, fiel auf die Knie und erbrach sich hinein. Ihre Gedanken kreisten regelrecht um ihren Kopf. Doch als sie versuchte einen klaren Gedanken zu erfassen, erlag sie einem erneuten Würganfall und entleerte ihren Mageninhalt beinahe zur Gänze.
Der König und der Magus aßen währenddessen unbekümmert weiter. Wie selbstverständlich hielt ihr der bedienstete ein Tuch hin, welches Tenia dankend annahm und sich den Mund abwischte.
Wieder wie selbstverständlich nahm der Zwerg dann den Kübel und das Tuch und verschwand damit aus dem Speisezimmer des Königs. Tenia holte Luft. Ihr Kopf war leer. Ihr Körper schlapp.
„Wollt ihr euch wieder zu uns setzen“, fragte König Steinherr unberührt.
„Nein. Ich muss an die Luft“, keuchte Tenia.
Ein zweiter Bediensteter kam zu ihr und fasste nicht zimperlich ihre Hand, half ihr auf die Beine und führte sie durch den Raum hinter eine Bergwand, auf einen breiten Steinbalkon.
Und Tenia staunte nicht schlecht.
Vor ihr erstreckte sich das weite Reich der Zwerge in all seiner Pracht. Tiefe Wälder rangen an Faszination, mit Bergen deren Spitzen die Wolken durchstießen um die Gunst der jungen Frau.
Sie wusste nicht wo sie zuerst hinschauen sollte. Die Weite, bis zum Horizont, schien unter der aufgegangenen Sonne unendlich. Ihr oft zu hektisches Herz war nie offen für eine Schönheit in der sie selbst zu lange Lebte.
Sie nahm ihre Umgebung immer wie sie war, in all ihrem nutzen.
Nun war sie durch ihren geschwächten Körper zum genießen verdammt.
Eine Mischung aus Erleichterung und Ruhe wie sie es nie in sich gefühlt hatte, speiste ihre Augen als sie endlich zum sitzen, auf einer mit Fellbespannten Liege, kam.
Nicht weit knallte es. Ein paar Zwerge und Gnome hatten ein Fassartiges Konstrukt aufgebaut und sich hinter Schilden versteckt. Das Fass drehte sich und gab knallend etwas Frei, was einige Gnome zurück schleuderte.
Lachend liefen sie zum Konstrukt zurück. Sie hatte etwas Ähnliches einst in Lamitstein gesehen.
Wo anders lief ein Zwerg aus Metall herum und schlug mit einem stumpfen Stück Holz unkoordieniert nach ein paar Zwergen die sich mit breiten Schildern Schützten. Ein Gnom stand lachend daneben und drückte etwas auf einem Metallkasten. Interessanterweise war dieser künstliche Zwerg auch in der Lage eine Feuerwand aus seinen Armen zu schießen und bevor er sich anschließend, wenn auch ungewollt, selbst zu entzündete.
Wieder ein Stück weiter waren mehrere Kisten mit dicken Löchern gestapelt, ihnen gegenüber in weiter Entfernung mehrere Attrappen. Einige Zwerge bedienten ein paar Schalter und gaben so die Wirkung der Kisten Preis. Aus einer schoss ein Hagel aus Pfeilen welche die Attrappe und die Umgebung spickten
Eine weitere Kiste beförderte eine gewaltige Kugel zur Attrappe und rammte sie aus der Vorrichtung.
Die dritte Kiste knallte nur und gab einen feuerblitz frei. Die Attrappe explodierte.
Landschaft und Geschehnisse vor ihr lenkte sie so sehr von ihrer Körperlichen Konstitution ab das sie nicht einmal das Gespräch zwischen zwei Bediensteten Zwergen mitbekam.
„Die Brauch keinen Kübel mehr. Die kotzt nicht mehr.“
„Biste sicher? Die ist nur ein Mensch.
„Ja ja ja, hol der lieber ne Gestel.“
Tenias Kopf war immer noch leer, als ein Zwerg zu ihr kam und ihr eine Eiförmige Phiole reichte.
„Das ist Extrakt eines Gestelwurms. Proteine und Zucker. Gemischt mit Ingwer und Kräutern aus Eigenanbau“, erklärte der Zwerg.
Ihre Hand griff Geistesabwesend die Phiole und führte sie zum Mund. Die Flüssigkeit roch säuerlich, schmeckte aber süß. Ein Hauch von etwas holzigem legte sich auf ihren Gaumen und mit zunehmender Dauer beruhigte der Trank nicht nur ihren Magen, sondern erfüllte ihr Wesen mit neuer Kraft. Eine Kraft die sie unbewusst wieder mit Blindheit schlug, so das sie die Faszination des Zwergenreiches gegen ein aufsteigendes Hungergefühl eintauschte.
Dem Zwerg folgend kehrte sie in den Speiseraum zurück und gesellte sich neben Shaldus wieder an den Tisch. Da beide Männer im Gespräch vertieft waren und über alte Kamellen diskutierten.
Ein wenig ähnelte der Umstand dem in der Kaserne, als sie mit dem Kommandanten zusammen aßen. Nur das der Zwergenkönig seine Worte nicht immer mit Bedacht wählte. Auch seine Stimmlage wechselte gerne mal zwischen einem bedrohlichen flüstern über ein beleidigtes Gekeife bis hin zu einem Wutentbrannten Gebrülle. Was anschließend in einem Lachflash beider endete.
Der König zeigte offen seinen Stolz, respektierte aber die Meinung des Magus.
Auch interessierte sich der Zwerg kaum für Tenia. Er akzeptierte sie, als Begleiterin von Shaldus.
Dann ohne Vorwarnung platze Shaldus mit seinem eigentlichen Anliegen heraus.
„Die Säuberung hat begonnen. Wir brauchen dein Volk.“
Schlagartig wurde die Mine des Königs wieder ernst, sagte aber nichts, sondern wartete weitere Worte seines Freundes ab. Shaldus hielt kurz inne. Er wusste das seine Bitte, falsch vorgetragen, auf taube Ohren stoßen und die Gunst eines Freundes verspielen würde.
„Eine gewaltige Armee von Echsenmenschen greift Atarnar an. Es sind starke und Ehrbare Feinde die nur die Äxte der Zwerge fürchten.“
„Ich kenne die Askula. Eine Laune der Natur. Nichts als Rohe Gewalt, aber tatsächlich ein starker Feind.“
„Mein Gedanke war der Armee eine Möglichkeit zu geben den Tot auf einem echten Schlachtfeld zu finden.“
König Steinherr bemerkte die Anspielung und sie gefiel ihm nicht. An seinen Augen sah man dass er angestrengt nach dachte und untermalte dies in dem er durch seinen Bart strich.
„Eine echte Schlacht“, sagt Shaldus und wußte das er sich auf dünnem Eisbewegte.
„Kein Neerlog!“
Und genau dieses Wort wollte der König nicht hören.
„Du beschämst mich und mein Volk, mit diesem Wort. Du weißt das es in meinen Hallen nicht ausgesprochen wird.“
„Und trotzdem ist es dein Volk das den Nerloog jährlich bestreitet.“
„Das reicht jetzt“, zischte der Zwerg und erhob sich von seinem Stuhl. „Du beleidigst meine Entscheidung als König. Dann bist du nicht mehr willkommen.“
Als der König Anstalten machte den Raum zu verlassen, spielet Shaldus sein Ass.
„Den Orden des Lichts wird es bald nicht mehr geben, Thraem.“
Sofort wirbelte der König herum und starrte Shaldus an.
„Erkläre mir deine Worte, Magier!“
Shaldus erhob sich ebenfalls, blieb aber am Tisch stehen.
„Fast jede Garnison wurde abgezogen, für einen Finalen Schlag gegen den Wächter.
Wir waren dabei als die Garnison des Lichtschwertes aufbrach und die Garnison des Lichtschildes war bereits geräumt als wir dort vorbei kamen.“
Jede Wut war aus den Augen des Zwerges gewichen und wurde durch den blanken Schrecken ersetzt. Sein Gesicht wirkte um hunderte Jahre gealtert als er sich in einem Stuhl am anderen Ende des Tisches fallen ließ.
„Die Finale Schlacht“, keuchte der König.
Shaldus sah seine Chance und ging um den Tisch auf seinen Freund zu.
„Sie werden durch ihre eigene Dummheit vom Kontinent getilgt. Bald werden wieder die alten Gegebenheiten Bestand haben. Sofern die Gefahr aus Mun´Itan gebannt wird.“
Dicke Finger klopften leicht auf den Tisch und unterstrichen die Gedanken des Königs.
„Selbst wenn ich dir Helfen wollte. Ich hatte bereits meine Gründe den Nerlok absagen zu müssen.“
„Ich ging davon aus das ihr den bereits hinter euch habt.“
„Sie sollte morgen statt finden. Um die Mittagszeit. Leider fehlt mir meine Armee. Sie gingen alle mit den Menschen und ich gehe nicht davon aus das sie zurück kehren werden.“
Damit hatte Shaldus nicht gerechnet. Nun wich auch seine Farbe aus dem Gesicht. Der König hatte seine Armee hergeben müssen. Damit hatten sie nichts was sie den Askula entgegen setzen konnten.
„Hier laufen doch noch genug Zwerge rum“, warf Tenia ein.
„Gelehrte, Miss Bree. Schmiede, Handwerker und Techniker“
Tenia überlegte.
„Dann sollen die halt gegen die Echsen kämpfen. Mit dem was ihr da draußen rumballert sollte das doch möglich sein. Und dann fragen wir halt noch die Orks..“
Shaldus und Thraem schauten sich verwundert an. Einen solchen Gedanken hatte es noch nie gegeben. Zwerge und Orks Seite an Seite. Ein Gedanke der von Beginn an zu Lächerlichkeit verdammt war.
„Ich meine“, begann Tenia. „Beide Völker suchen ihr Schicksal auf dem Schlachtfeld und die Echsen sind nicht grade ungefährlich, geschweige den wenige. Ich habe selbst schon diesen Monstern gegenüber gestanden. Ist doch besser als eine vorgetäuschte Schlacht. Also ich würde einen Boten schicken.“
„Ihr maßt euch einen Ton an, der in Gegenwart von Königen nicht mit Wohlwollen aufgenommen wird“, sagte Thraem in einem gebieterischen Ton und rügte Tenia mit einem Blick so das sie vor Scham den Blick auf ihren Teller vor sich richtete. „Aber ihr habt Recht. Es ist ein Wagnis wert. Macht euch für den Voe´Proef bereit, Freund.“
Die kommenden Ereignisse gingen genauso von Statten wie Shaldus sie auf ihrer Reise angekündigt hatte. Unter den Augen von Spezialisten wurde er in eine Halle geführt, wo man ihm die Schuhe auszog und seine Füße maß. Mit seltsamen Geräten kratzten sie Dreck und Haut herunter und einer strich sogar mit einem Finger an der Fußsohle entlang, die gefährlich nach gemischter Käseplatte roch, und steckte ihn anschließend in den Mund. Wie ein Koch, der Gewürze abschmeckte, ließ er die Zunge durch den Mund wandern und überprüfte…irgendetwas. Shaldus ließ die Prozedur unkommentiert über sich entgehen und erweckte den Eindruck dass es ihm gefiel.
König Thraem und Tenia standen nebeneinander und verfolgten das Schauspiel als mehrere Gnome mit verschiedenen Phiolen herum werkelten und verschieden Flüssigkeiten mit einander vermischten.
Und es dauerte nicht lange bis ein Gelehrter Zwerg in einer Robe zum König trat und ihm etwas von einem Pergament vorließ.
„Kurz gesagt. Es fehlen mehrere Fuss. Ein Stück war er geportet.“
„Was bedeutet das?“, warf Tenia ein.
Die Zwerge schauten verwundert. Irgendetwas gab ihr das Gefühl das sie von oben herab und Mitleid betrachtet wurde.
„Wer eine Bitte an die Zwerge richtet, muss von seinem Ausgangspunkt aus bis zu seinem Ziel, seinen Weg mit den Füßen beschritten haben. Der Ausgangspunkt war Atarnar, bzw eine Taverne. Das Ziel war Dur Kahrzad.“
„Und das könnt ihr feststellen?“, fragte sie ungläubig.
„Ja“, antwortete der Gelehrte. „Und Fakt ist, er ist nicht den vollen Weggegangen.
Tenia erinnerte sich das Shaldus sie von ihrer Hütte zum Waldrand geportet hatte.
„Ja aber nur um mich zu retten“, rief Tenia empört, die es nicht glauben konnte das das Vorhaben des Magiers an so eine Lappalie scheitern sollte.
„Wie oder Warum spielt keine Rolle“, sagte der Gelehrte. „Die Bitte muss abgelehnt werden.“
Shaldus, der inzwischen seine Schuhe wieder angezogen hatte, schaute nachdenklich in die Runde und versuchte eine Antwort zu finden.
Tenia hingegen fühlte sich Schuldig. Sie konnte es nicht fassen.
Brodelnd vor Zorn wand sie sich ab und schritt zügig hinaus. Irgendwo hin. Vor der Hallentür stand Garrison. Sie beachtete ihn nicht. Als er begann ihr zu folgen, wirbelte sie herum und zischte ihn gehässig an.
„Bleib Weg von mir.“
Sie traute ihm nicht. Er hatte sie umgebracht. Dieser Gedanke beschäftige sie. Und so führte ihr Weg sie wieder zur Arena zurück, wo sich bereits einiges Getan hatte.
Mehrere kleinere Zwerge liefen mit selbst gebauten Holzschwerten umher und droschen mal mehr, mal weniger geschickt aufeinander ein. Das es noch kleinere Zwerge geben könnte war Tenia bisher noch nicht in den Kopf gekommen. Aber auch Zwerge hatten Kinder. Das machte zumindest Sinn.
Sie lehnte sich an ein Gitter auf dem auch eine kleine weibliche Nudomuselfe saß und mit den Beinen wedelte. In der Arena selbst stand ein Zwerg mit einen Goldbraunen Vollbart und ihm gegenüber ein Zwerg mit tiefschwarzem Vollbart. Beide ließen sich je zwei Äxte reichen und droschen Augenblicklich auf einander ein. Während der Schwarzbart mit roher Gewalt seine Waffen schwang, wich der Goldbart jedes mal mit wenigen Schritten aus und konterte blitzschnell. Der Kampf hatte grade erst begonnen, als er schon wieder beendet war. Mit einer geschickten Kombination aus einem Block und einem Ausfallschritt, rammte der Goldbart dem Schwarzbart seine Axt in den Kopf, welcher Leblos zu Boden sackte. Sofort war ein Heiler bei ihm, hüllte den Schwarzbart in ein goldenes Licht und so dauerte es nur wenige Augenblicke bis dieser wieder die Augen aufschlug und sich erhob. Die kleine Elfe neben ihr wirkte traurig und gab ein leises enttäuscht klingendes „Mao“ von sich.
Dann als wenn nichts gewesen währe, lachten sich die beiden Kontrahenten einander an und scherzelten herum.
So sah das also aus wenn man starb und wiederbelebt wurde.
„Seht es als eine neue Erfahrung an“, sagte Shaldus hinter ihr und gesellte sich zu ihr.
„Was den?“
„Das ihr gestorben seit.“
„Ich hätte schon so oft sterben müssen. Und wo geschieht es. Bei sogenannten Freunden, durch die Hand meines Leibwächters. Und nun bin ich auch noch daran Schuld das ihr eure Stadt nicht retten könnt.“
„Sowohl ihr als auch euer Leibwächter waren einem Zauber erlegen. Das sagte König Thraem euch bereits.“
„Trotzdem“, entgegnete Tenia patzig. „Ein einfach schlag an die Schulter oder einen Griff an den Arm hätte auch gereicht. Ich bin kein Kind von Traurigkeit und kann einiges ab. Aber das was er tat war beabsichtigt. Von mir aus kann er bleiben wo der Pfeffer wächst. Ich will ihn nicht mehr an meiner Seite haben.“
„Er wird seinen Auftrag dennoch nachkommen. Erst sein Kommandant kann ihn von seiner Aufgabe entheben. Seltsam das er nicht in der nähe ist?“
Inzwischen hatten beide Zwerge einen Kampf begonnen, den abermals der Goldbart für sich entscheiden konnte.
„Das ist Kromik“, sagte König Thraem, der nun ebenfalls zu ihnen gestoßen war. „Er kam irgendwann zu uns. Tagsüber trainiert er, bildet andere Zwerge im Nahkampf aus und geht’s Abends zu den Menschen. Im Kmapfkries ist er ungeschlagen und auch sonst in jeder Schlacht. Wo er her kommt weiß niemand. Aber diese kleine Elfe begleitet ihn auf Schritt und tritt.“
Shaldus kannte die Gesetze der Zwerge und er wusste das dem König nicht wohl dabei war das er den Magus enttäuschen musste.
Tenia schaute auf die Arena herab und betrachtete die Runen im Kampfring. Sie fühlte sich schuldig. Natürlich hatte sie den Magus nicht darum gebeten sie zu retten. Andererseits stand sie in seiner Schuld. Und vielleicht war es wieder die Magie oder auch nur die Schuld die sie empfand, die sie dazu bewegte eine Idee aufzugreifen.
„König Steinherr?“, fragte Tenia und versuchte dabei so ehrerbietungsvoll wie möglich zu wirken. „Da es mit unter auch meine Schuld ist das Shaldus nicht die Bedingungen erfüllen konnte, möchte ich dafür die seine Schuldigkeit tragen.“
„Seine Schuldigkeit tragen“, fragte der König verwirrt.
„Durch mich konnte er nicht den Weg gehen. Also möchte ich für ihn etwas Gleichwertiges vollbringen.“
„Das klingt interessant“, meinte der Zwerg erstaunt und strich sich durch den Bart. „Was schwebt euch vor?“
Tenia schaute wieder in die Arena herab, wo die Zwerge eine dritte Auseinandersetzung gestartet hatten. Der Goldbart war bisher ungeschlagen und bestritt soeben seinen dritten Kampf.
Er würde bereits etwas Müde sein, sie selbst war Fit. Außerdem kribbelte es ihr in den Fingern mal den Zwergen zu zeigen was sie so drauf hatte.
„Ich schlage euren ungeschlagenen Zwerg und ihr kommt der Bitte nach.“
Der König dachte nach. Dann pfiff er nach einem Boten und ließ sich wieder den Gelehrten schicken. Nach einem kurzen Plausch stand fest, dass sie eine Möglichkeit gefunden hatten das Regelwerk zu umgehen. Sofort ging der König die Treppen hinab und winkte den Goldbart zu sich, der ein drittes mal seinen Kontrahenten getötet hatte.
Kromik wusste nicht was er davon halten sollte. Der König wollte das er gegen ein Menschenweib antrat und er bat ihn zu verlieren. Den Grund nannte er nicht. Verlieren? Das kam gar nicht in Frage.
Aber der König schien es ernst zu meinen. Die Frau sprang über die Umzäunung und landete vor ihm im Ring. Dann ging sie zum Rand und legte ein paar Dinge zur Seite. Gegen einen Menschen war schon eine Beleidigung und dann auch noch gegen eine Frau.
Lässig zog diese zwei Dolche und ließ sie durch die Finger gleiten. Dann viel ihm eine kleine Armbrustpistole auf die sie zur Seite gelegt hatte. Eine Jishin Komeru. Die Waffe eines Assassinen.
Vielleicht war diese Frau doch nicht ganz ohne.
Er verschränkte die Arme vor der Brust.
„Mein Name ist Tenia Bree“, stellte sich Tenia vor. „Um die Zukunft der Magier zur retten muss ich euch töten.“
Kromik war beeindruckt, zeigte dies aber nicht. Sie stellte sich ihm vor. Wie war das? Bree? Konnte es sein, das seine Suche beendet war? Nach so vielen Jahren? Ihre Worte waren durch und durch anmaßend, aber sie schien es ernst zu meinen.
Warum wollte sein König das sie gewinnt. Ein politischer Hintergrund?
Politik war nicht sein Gebiet und würde es nie sein. Sie sagte sie kämpfte für die Zukunft der Magier.
Was bedeutet das sie nicht auch für sich selbst kämpft. Ihre Augen verrieten ihm das sie ihn ernst nahm.
Kein Hochmut lag ihren Augen inne. Diese Ähnlichkeit war verblüffend.
„Meow, kommst du mal bitte.“
Sofort flog die kleine Elfe zum Zwerg und setzte sich auf seine Schulter.
„Ist sie das?“ flüsterte Kromik.
Sofort flog die Elfe zu Tenia, beäugte sie und flog zurück zum Zwerg.
„Mau“, flüsterte Meow. Dann flog die kleine Elfe übertrieben glücklich zum Gitter zurück und grinste.
„Meine Name ist Kromik und mein König bittet mich um einen Kampf gegen euch. Nun Weib. Töten werdet ihr mich nicht können. Aber solltet ihr es schaffen auch nur ein Haar aus meinem Bart zu entfernen. So geht ihr als Sieger aus diesem Kampf hervor. Sollte ich euch jedoch zuvor töten, so Siege ich.“
Normalerweise sahen seine Kontrahenten diese Aussage als Beleidigung an. Diese Tenia nickte nur und akzeptierte damit die Vereinbarung.
In seinen vielen Jahren als Kämpfer hatte er gelernt seine Gegner mit einem Blick einschätzen zu können. Darüber hinaus spürte er wann ihm jemand feindlich gesonnen war und sie war es nicht.
Sie kämpfte weil sie es musste. Auch wollte sie kämpfen. Ihre Ziele waren aber Ehrenhafer als nur die Gier nach Blut. Außerdem roch sie nicht nach Angst. Sie roch auch nicht nach Mensch. Unter ihren langen dunklen Haaren ragten Ohren hervor die spitzer waren als die von Menschen. Sie musste Elfenblut besitzen. Eine halbe Elfe. Sie musste es sein.
„Beginnt“, rief König Thraem. Sofort ließ sich Kromik wieder seine beiden Kampfäxte geben.
Tenia blieb bei ihren Dolchen. Kromik wusste das er die gefährlicheren Waffen führte, dazu noch die längeren. Allerdings wusste er auch dass selbst Vorteilhaftere Waffe den Feind nicht auf Abstand hielt, wenn der Gegner die Seinen besser beherrschte. Und Elfen waren immer für eine Überraschung gut.
Tenia ließ die Dolche durch die Hände kreisen und hielt sie dann so das die Klingen die Handgelenke schützten. So konnte sie gleichzeitig blocken und schlitzen.
Kromik antwortete in dem er die Äxte aneinander rieb als ob sie schleifen wollte. Dann zeigte er mit den Blättern seiner Waffen auf Tenia und begann den Kampf in dem die Äxte um seinen Körper kreisen ließ und mit Schwung nach ihr Schlug. Tenia hüpfte ein paar Schritte zurück und tänzelte um den Zwerg herum. Ein weiteres mal begann Kromik einen Angriff, dem Tenia ein weiteres mal auswich. Im Gegensatz zu Kromik der die Mitte des Ringes bevorzugte, nutze Tenia die komplette Fläche. Kromik begann einen dritten Angriff, doch diesmal wich Tenia nicht aus. Sie hatte sich die Bewegungen des Zwerges eingeprägt. Er schlug mit der ersten Axt vertikal von oben, der zweite Hieb kam horizontal, damit der Schwung aus dem ersten Schlag genutzt werden kann. Den ersten Schlag ließ sie ins Leere gehen und trat dann der zweiten Axt im Schlag, von unten gegen das Blatt und schnellte mit den Dolchen nach vorne. Den dritten Schlag blockte sie grade eben noch mit einem Dolch ab und schlug mit dem Anderen nach seinem Gesicht. Grade noch Rechtzeitig warf der Zwerg seinen Schwerpunkt nach hinten und wich der Klinge aus. Den zweiten Schlag konnte er schon wieder mit dem Blatt einer Axt blocken. Kromik hatte mit einen derartigen Angriff nicht gerechnet. Sie nutze ihren ganzen Körper als Waffe. Ihr Kick gegen seine Axt war mutig und überlegt. Vielleicht hatte er sich in dieser Frau geirrt. Ihre Elfengleichen Reflexe würden es ihm schwer machen sie zu treffen. Würde sie ein Elfentypischen Einhandschwert nutzen, hätte er ein Schild tragen müssen.
Dolche waren Hinterhältige Waffen und nicht für den direkten Zweikampf geeignet.
Wieder begann er einen Angriff und holte mit beiden Äxten weit aus. Intuitiv nutze Tenia diesen Moment und trat den dem Zwerg gegen die Brust. Damit hatte Kromik wieder nicht gerechnet. Durch den kräftigen Kick getroffen taumelte er nach hinten und sofort war Tenia wieder vor ihm. Er konnte sie noch mit einem vertikalen Schlag der rechten Axt auf Abstand halten. Doch dann wirbelte ihren Füße über den Boden und fegte in mit einem schwungvollen tritt, von den Beinen. Sofort sprang sie Kopfüber über den liegenden Zwerg hinweg und warf einen Dolch in Richtung seiner Kehle, denn er aber mit dem Blatt einer Axt leicht blockte. Schnell rollte er sich zur Seite und war sofort wieder auf den Beinen, als bereits der zweite Dolch auf ihn zu flog, den er aber auch mit dem Blatt der anderen Axt blockte und aus dem Ring fegte. Nun war sie entwaffnet. Ein Rüstzwerg sammelte die Dolche ein und warf sie in den Ring zu Kromiks Füßen. Da er sie entwaffnen konnte lag es an ihm ob sie diese wieder bekam. Sie war gut das musste er ihr lassen. Er hatte schon Gegner die er schneller besiegt hatte. Sie sollte eine weitere Chance haben. Also legte er die rechte Axt ab und nahm die beiden Dolche
„Ihr solltet euere Dolche nicht werfen“, sagte Kromik grinsend und warf ihr die Dolche entgegen.
Doch anstatt diese zu fangen sprang Tenia nach vorne und trat einen Dolch gegen Kromik zurück und warf den Zweiten ebenfalls in seine Richtung, nachdem sie ihn gefangen hatte. Dank seiner geschulten Reflexe konnte er beide Geschoße grade noch abwehren. Und als ob er es geahnt hätte war auch schon die Halbelfe vor ihm und trat ihm die Axt aus der Hand. Und behämmerte ihn mit heftigen gekonnten Tritten. Kromik blockte Tritte und Schläge, musste dabei aber immer weiter zurück weichen. Aufgrund seiner geringeren Reichweite konnte er keinen Platzierten Gegenangriff starten. Er konnte nur auf seine Kraft setzen. Als den Tenia mit ihrer linken Faust sein Gesicht anvisierte konterte er in dem er mit seiner Faust gegen ihre schlug. Mit eine unterdrückten Schmerzensschrei zog sie ihre Hand zurück und setzte gleich mit der rechten Faust nach. Diesem Schlag fehlte jedoch jegliche Kraft, so das er mit Leichtigkeit die Faust greifen Konnte und ihr den Arm verdrehen konnte. Grade noch warf Tenia ihre beiden Beine nach vorne und traf wieder seine Brust, so das er sie los lassen musste. Geschickt rollte sie sich über ihre Schultern ab, hielt sich dann aber die linke Hand. Wieder suchte ein Rüstzwerg die Waffen zusammen und legte die verlorene Axt und die Dolche zu Kromiks Füßen. Dieses mal trat er die Dolche zu Tenia. Sofort hatte sie ihre Waffen aufgehoben und er sah sofort das sie mit der linken Hand den Dolch nicht mehr fest greifen konnte. Die Finger ihrer linken Hand zitterten und waren wahrscheinlich gebrochen oder verstaucht. Er selbst packte seine Axt und schritt zu der Axt die er zu Boden gelegt hatte. Tenia wartete aber nicht sofort war sie wieder bei ihm und behagelte ihn mit etlichen Schlägen. Mehr schlecht als recht blocke er die Dolche mit seiner Axt, in dem er sie mit beiden Händen hielt. Als er eine kleine Lücke sah schlug er nach ihr, doch grade noch wich sie zurück und verhinderte das sie geköpft wurde. Tenia sprang eine Schritt zurück und hielt inne. Kromik wusste was er getan hatte und trotzdem hatte sie seinen Respekt. Langsam ließ er seine Axt sinken, als Tenia Finger die Dolche nicht mehr halten konnten und diese klappernd zu Boden fielen.
Ihr Körper fühlte sich seltsam an und ein verdächtiges Gefühl zierte ihren Hals.
Kromik wandte sich ab, als seine Kontrahentin auf die Knie fiel und sich an den Hals griff. Er musste nicht hinsehen er wusste eh was geschah.
Warmes Blut floß durch ihre Finger.
Verzweifelt versuchte sie den Riss in ihrem Hals mit ihren Fingern zu schließen, doch schon floss ihr das Blut in den Rachen und raubte ihr die Luft.
Kromik schloss die Augen als Tenia Bewusstlos nach vorne viel und leicht zitternd liegen blieb.
Er wusste dass er gewonnen hatte und es tat ihm irgendwie Leid. War es doch diese Frau auf die er so lange warten musste.
Und noch bevor sie ihren Lebensfunken aushauchte war bereits ein Heiler bei ihr und hüllte sie in ein goldenes Licht. Und er wollte grade den Ring verlassen als er etwas am Boden liegen sah.
Ein Haarbüschel. Ein goldbraunes Haarbüschel. Sofort erinnerte er sich an die erste Attacke der Frau zurück. Ihrem Dolch war er grade noch ausgewichen. Dabei musste sie ihm etwas aus dem Bart geschnitten haben. Und seine Bedingung war, dass sie nur ein Haar aus seinem Bart entfernen musste um zu siegen. Sie hatte von Anfang an gewonnen und hatte trotzdem weiter gemacht.
Unglaublich.
Er hatte verloren. Seit der ersten Attacke. Und trotzdem fühlte er sich nicht wie ein Verlierer.
Er hatte die Bitte seines Königs erfüllt, wenn auch unbeabsichtigt.
Grinsend griff er das Haarbüschel und hielt es hoch.
„Meine Bedingung war das Miss Bree ein Haar aus meinem Bart entfernen musste um zu siegen.
Sie entfernte ein ganzes Büschel. Damit räume ich meine Niederlage ein.“
Er bemerkte noch das König Thraem grinste und erleichtert schien, bevor er sich der Frau zuwandte die noch am Boden lag und von den Heilern auf den Rücken gerollt worden war.
Als sie wieder die Augen aufschlug und ihren Hals betastete, stand er neben ihr und schaute auf sie herab.
„Ihr habt gewonnen“, brummte er gespielt verärgert.
„Ich weiß“, flüsterte Tenia und grinste.
Kromik kam ihrem Gesicht näher und flüsterte ihr etwas zu das nur sie verstanden
Beide grinsten.
Der Kristall
Elantia war überglücklich. Eishaupt hatte entschieden ihren Arrest aufzuheben, da er im Notfall jeden brauchte, der Zaubern konnte. Zwar mieden die anderen Magieträger sie mehr den je, aber das war ihr egal. Schon aus Gewohnheit. Die verächtlichen Blicke des Hochelfen Lyam ertrug sie mit Fassung, was blieb auch anderes übrig. Ihr Kristall zauberte ihr stets ein ehrliches Lächeln ins Gesicht.
Magus Larva hatte sich von zwei ihrer Schüler ablösen lassen. Sie hatte die magische Kuppel den ganzen letzten Tag und die ganze Nacht aufrecht gehalten. Normalerweise war es schon eine Kunst sich selbst für ein paar Minuten zu schützen. Ein ganzes Schloß einen Tag und einen Nacht zu schützen, war eigentlich unmöglich. Zwei ihrer Schüler kämpften schon hart daran das Schild überhaupt aufrecht zu erhalten. Glücklicherweise wurde sie grade noch rechtzeitig abgelöst.
Denn Augenblicke später war die Drow zusammengebrochen und musste von den Heilern behandelt werden. Mit etwas Glück wären sie noch zwei Tage geschützt, dann würden die Echsen über Atarnar herfallen. Zur Not würde Magus Eishaupt mit helfen den Schild zu halten oder er würde sich den Echsen entgegen stellen. So oder so hätten es diese Aksula früher oder später wohl eh mit dem mächtigsten Magus des Kontinents zu tun.
Elantia langweilte sich. Am Morgen, nach einem langen Gespräch mit dem Obersten Eishaupt und nachdem er ihr Zimmer entsiegelt hatte, hatte sie ihre beste Freundin besucht und ihr selbstverständlich die Haare gekrault. Die Schälchen mit Schokoladenpudding hatte sie bereits selbst gelehrt, in der Hoffnung Daphne würde empört aufwachen und etwas Schoki für sich beanspruchen. Da auf dem kleinen Nachttisch sich die leeren Schälchen bereits häuften, beschloß sie die Magd mal in Ruhe zu lassen. Ohne Daphne machte es eh keinen Spaß. Also stand sie auf einer Schlossmauern und schaute auf die, wieder größer gewordenen Armee der Askula und zählte sie. Egal in welche Himmelsrichtung sie auch sah. Die Echsen waren überall. Sie saßen herum oder rauften sich mit einander. Andere fühlten immer wieder das Magische Schild und tasteten es auf Schachstellen ab.
Interessanterweise kristallisierte sich nirgendswo ein Anführer heraus. Keiner der auf einem Felsen stand und Anweisungen gab. Eine gewisse Hierarchie gab es dennoch.
Am häufigsten zählte Elantia normale Echsenmenschen, meistens mit Speeren oder Pfeil und Bogen bewaffnet. Diese machten immer den größeren Echsenmenschen Platz, die wiederum mit großen Äxten und Keulen bewaffnet waren. Die großen Echsenmenschen gehorchten dafür wieder Kleineren mit Federn geschmückten. Elantia fand die mit den Federn am gruseligsten. Sie wirkten alt und stützten sich auf improvisierte Stöcke, fast so wie Magus Shaldus. Über die vielen Askula hinweg an einem kleinen Flusslauf, neben der Ebene, erkannte sie die kleine Stadt in die sie nie gehen durfte.
Shaldus hatte ihr immer verboten sich zu weit von Atarnar zu entfernen, zu Gefährlich sei es außerhalb.
Die Stadt selbst, die sonst immer vom Wald verdeckt war, zeugte ein Bild der Zerstörung. An einigen Stellen schlichen kleine Askula Patrouillen durch die Trümmer. Was sie wohl suchten.
Wahrscheinlich Menschen.
Es wollte ihr nicht in den Kopf gehen warum die Echsenmenschen so böse waren.
Warum sie Atarnar schaden wollten.
Auf dem kleinen Berg neben Parvare, sah sie das zerstörte Haus. Der einzige Ort wo die Echsen nicht hingingen. Wohl weil ihnen der Aufstieg zu schwer war.
Als Elantia ihren Kopf ein wenig zu weit über die Mauer steckte, sahen das auch einige Askula und legten ihre Bögen an und schoßen. Die Pfeile prallten zwar am Schild ab, doch stöhnten die Schüler im Hof, die den Schutz aufrecht erhielten, Schmerzvoll auf.
„Hey Ela“, rief Arjen vom Hof zu ihr herauf. „Komm lieber runter. Bevor das Schild den Geist aufgibt.
Sie wusste so gut wie jeder andere das das Schild mehr oder weniger nur ein Fake war.
Als die Askula den ersten Angriff starteten, hielt Magus Larva den Schild aufrecht. Die Echsen wussten das sie nicht durch kämen, also warteten sie. Das der Schild nun durch massiver Angriff einbrechen würde, wussten sie nicht. Zum Glück.
Arjen hatte recht, sie sollte herunter steigen um den Askula keinen Grund zu liefern aufs Schild zu feuern. Sie sprang vom Mauersims und schwebte langsam in den Hof, wo sie vor Arjen landete und ihn breit angrinste.
Sie mochte Arjen. Dafür das er etwas älter und ein Junge war, war er nicht übel. Er war zwar nicht so aufgeweckt wie sie oder Daphne, dafür er hatte immer ein Lächeln für sie und erfand für sie sogar Entschuldigungen wenn sie etwas angestellt hatte. Was ihr nicht gefiel das man ihm nicht durch die Haare wuscheln konnte, da er kaum welche hatte. Mit seinen immer wieder abrasierten Haaren, sah er aus wie ein Mönch. Trotzdem wollte Shaldus es nicht, wenn er sich mit ihr abgab.
Er war ein Junge und nach Shaldus wollen Jungs alle nur das eine. Was es war wußte Elantia nicht, sie war auch nicht scharf darauf es herauszufinden. Es reichte ihr das er sie nicht mit diesen verängstigten Augen anschaute. Stattdessen hatte er immer einen hochroten Kopf, wenn er mal so nah vor ihr stand. Zusagen hatte er ihr wie sonst immer, nichts.
Dann er klang etwas Metallendes in ihre Ohren und erweckte ihre Aufmerksamkeit. Sofort flitzte sie an Arjen vorbei zu den Stallungen und sah den Boten Kassin wie er mit einem Schwert auf eine verzauberte Trainingspuppe eindrosch, die mit Mühe dessen Hiebe mit einem eigenen Schwert blockte. Die Holzpuppe war so verzaubert das sie Meistgehens nur blockte und wenn nur selten und dann auch nur sanft konterte. Elantia lugte hinter einer Hauswand hervor und bemerkte nicht mehr das Arjen den Kopf senkte und in einem Haus verschwand.
Er verfluchte sich, das er es nicht schaffte ihr gegenüber ein Wort heraus zu bringen.
Elantia hingegen war von dem Boten ein Stück weit beeindruckt. Zwischen all den Gelehrten und Robenträgern war der stürmische junge Mann eine willkommende Abwechslung. In Atarnar vermochte es niemand mit einer Waffe umzugehen. Abgesehen von der fetten Mathilde die ihr Nudelholz bedrohlich schwingen konnte und Magus Fendel der, wenn sein Zwergenblut mit ihm durch ging, zu seiner Axt griff.
Dieser Bote hatte sie schon öfter angesprochen. Nur da sie den Kontakt mit Junges ebenfalls vermeiden sollte, schenkte sie ihm keine Aufmerksamkeit.
Der Bote war nicht Älter als Arjen. Um den Daumen gepeilt sicher erst Sechsundzwanzig Menschen Jahre. Seit sie denken konnte hatte noch nie jemand mit der Puppe trainiert und es faszinierte sie zu sehen wie jemand leidenschaftlich das Schwert führte. Sie musste noch ein Stück näher. Also schlich sie etwas näher, trat dabei aber einen kleinen Eimer um. Abgelenkt vom Geräusch schaute Kassin sich um, vergaß die Puppe und bekam von ihr dessen Schwert vor den Kopf. Glücklicherweise waren die Schwerter stumpf und ihn traf nur die Hohlkehle der Klinge.
„Aus“, rief Kassin und die Puppe erstarb in der Bewegung.
Elantia fühlte sich ertappt und verbarg ihre Hände hinter dem Rücken und schaute zur Seite.
Kassin dachte sich seinen Teil und lächelte.
„Ihr wünscht?“, fragte er verschmitzt und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Elantia wusste nicht was sie darauf sagen sollte. Sie durfte ja gar nicht in die Nähe von Jungs.
Die wollten ja alle nur das gleiche.
Kassin hob sein Schwert und betrachtete es.
„Wollt ihr es auch mal probieren“, fragte er und hielt Elantia das Schwert hin.
War es das was Jungs wollten. War es das?
Er wollte ihr doch nur sein Schwert zeigen und wie man es benutzt.
Was war daran so schlimm?
Vorsichtig nahm sie das Schwert. Nasser Schweiß klebte am Griff. Irgendwie ekelig aber auch interessant.
„Nicht wehren“, sagte Kassin der Puppe und wandte sich dann zu Elantia. Sofort legte die Holzpuppe das Schwert ab und stellte sich aufrecht hin.
„So die bewegt sich nicht. Schlag zu.“
Kassin beobachtete das Mädchen genau. Sie sah süß aus in der blauen Knielangen Robe. Sie hatte eine Atemberaubende Figur, die er genauer er kundschaften musste.
Sie wiegte das Schwert in ihrer rechten Hand ab und überlegte sich wie sie mit dem Schwert zuschlagen konnte. Er hatte sich grade neben sie gestellt, als sie ausholte und ihm dabei die Klinge ins Gesicht schlug. Damit hatte er nicht gerechnet. Elantia hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund.
Kassin wusste das er jetzt Haltung bewahren musste, anders könnte er sie nicht beeindrucken.
„Nicht schlimm“, grinste Kassin gekünstelt und unterdrückte den Schmerz in seiner Nase.
„Die Klinge ist Stumpf. Da passiert nichts. Versuchs nochmal.“
„OK“, grinste Elantia. Sie fand es Cool das der Bote so lässig mit ihrer Schwertlehre umging.
Shaldus war nicht immer so verständnisvoll.
Dieses Mal stellte Kassin sich hinter das Mädchen und ließ seinen Blick ab der Hüfte abwärts wandern.
Elantia holte nun über den Kopf aus und traf Kassin erneut. Mit viel Schwung knallte sie ihm das Schwert auf den Kopf, des jungen Mannes, der Augenblicklich die Augen zusammen presste und alle seine Gedanken runter schluckte. Elantia, dieses mal bemerkte sie nicht das sie ihn traf, nutze den Schwung und schlug auf die Puppe. Fest knallte der Metall auf das Holz und prallte schwungvoll wieder ab. Der Rückschlag kam für Elantia so überraschend das sie das Schwert los ließ. Das Schwert flog an ihr vorbei und viel Kassin auf den Fuß. Sich den Kopf und den Fuß vor Schmerz haltend, setzte sich der gebeutelte hin und musste sich den wehleidigen Blick das Mädchens gefallen lassen.
„Oh, tut mir leid“, sagte Elantia und schaute peinlich berührt zu Boden.
Kassin durfte es jetzt nicht versauen. Ok er hätte ihr zeigen müssen wie man ein Schwert führt. Sie sah aber auch so verdammt heiß aus.
„Nicht,…nicht schlimm“, stammelte Kassin. „Ich habe nicht aufgepasst.“
„Darf ichs nochmal versuchen“, fragte Elantia zu ihm herunter beugend und setzte ihre großen Kulleraugen auf, die schon Shaldus erweichen konnten.
Dabei erhaschte er einen unaussprechlich tiefen Einblick auf die feste Oberweite des Mädchens.
„Aber natürlich“, rief Kassin, erfüllt mit neuer Kraft. „Nimm das Schwert.“
„Okay“, rief Elantia vor Freude und hob das Schwert auf.
„Stell dich zur Puppe. Ich führe dich“, sagte Kassin und stellte sich hinter Elantia als sie sich der Puppe zuwandte. Vorsicht fasste er ihre Schlaghand und rückte noch ein wenig an sie heran.
„Erst ein fester Stand“, hauchte er ihr ins Ohr, drückte ihren Rechten Fuß ein Stück weiter nach vorne. „Und dann von oben seitwärts herab.“
Ihre Hand führend, schlug sie die Klinge diagonal auf die Puppe, nahm den Schwung führte einen weiteren leichten Hieb aus. Immer wieder schlug sie das Schwert im gleichen Rhythmus bis sie eine liegende Acht in die Luft malte. Fasziniert folgten Elantias Augen der Klinge, während Kassin den Duft ihrer Jugend genoss.
„Augen auf das Ziel“, bemerkte er Lehrerhaft und drückte ihr Gesicht, in dem er ihr mit zwei Fingen an Kinn fasste, sanft in Richtung der Puppe.
„Lasse deinen Gegner nie aus den Augen“, flüsterte er sanft aber bestimmt und war mit seinem Mund ihr so nahe das er sie auf die Wange hätte Küssen können.
„Du hast wunderschön weiche Haut.“
„Echt“, sagte Elantia verblüfft und beobachtete beim schwingen ihre andere Hand.
Seit er sie das erste Mal gesehen hatte, hatte auf diesen Moment gehofft, ihr so nahe sein zu dürfen.
Sie war sicherlich angenehm verwirrt. Das war seine Chance. Noch während ihre Hände das Schwert schwangen, zog er die Waffe aus der Hand und warf sie locker von sich. Dann drehte er das Mädchen zu sich um und schaute ihr tief in die großen fragenden Augen.
„Elantia, seit ich dich das erste mal gesehen hatte, wollte ich dich ansprechen und dir so nahe sein wie jetzt.“
„Ach ja?“, fragte Elantia verdutzt und überlegte was der Bote auf einmal von ihr wollte. Er war ihr unnatürlich nahe, vielleicht etwas zu nahe. Sia kannte ihn ja gar nicht.
„Lass sie los, sofort“, brüllte Arjen, der wütend angelaufen kam, beide auseinander riss und sich vor Kassin aufbaute.
Elantia hatte ihn noch nie so wüten gesehen.
„Wenn es euch nach der Liebe einer Frau gelüstet, sucht sie euch außerhalb dieser Mauern. Die Mädchen hier sind kein Wildfang und Elantia erst recht nicht.“
Kassin schmunzelte in sich hinein und verschränkte die Arme. Es gab also einen Nebenbuhler.
Der junge Magier war genauso groß wie er aber sicher wesentlich untrainierter.
„Willst du um sie kämpfen?“, fragte Kassin herausfordernd und ließ seine Brust anschwellen.
Arjen wußte das er den kürzen ziehen würde, ließe er sich auf eine Schlägerei an. Dieser dumme Mann. Er musste es mit Vernunft versuchen.
„Glaubt mir, Bote. Ihr wollt das nicht. Es würde euch nur Schaden.“
„Und bist der der mir dann Schaden würde?“
Arjen durfte ihm nicht sagen was es mit Elantia auf sich hatte. Nicht einmal die meisten der Schule wußten es. Entscheidend war nur das man ihr nicht zu nahe kam. Zu gut erinnerte er sich an ihre geistigen Aussetzer. Aber wie konnte er die richtigen Worte finden während sie dabei stand.
Sie selber wusste nicht welche Gefahr in ihr schlummerte und abgesehen davon wollte er sie nicht kränken.
Noch während Arjen über seine nächsten Worte nachdachte, war Kassin zum Übungsschwert gegangen, hatte es aufgehoben und hielt es Arjen hin.
„Anscheinen mögen wir beide dasselbe Mädchen. Erkämpfe dir ihre Gunst.“
Arjen suchte die Gedanken von Magus Eishaupt fand sie jedoch nicht. Ausirgendeinem Grund fand er die Gedanken von niemandem. Niemandem den er Mental um Hilfe rufen konnte.
Kassin der nicht auf eine Antwort warten wollte, gab sich selbst eine Antwort als er zum Ständer mit Übungswaffen schritt und Arjen ein anderes vor die Füße warf.
„Wenn du erlaubst“, grinste Kassin spöttisch und fühlte leicht über die Klinge seines eigenen Schwertes.“Ich behalte dieses hier. Elantia hatte es bereits in der Hand und ihr wunderbarer Duft haftet noch daran.“
„Sie ist kein Stück Fleisch“, brüllte Arjen als er nach dem Schwert griff und nach Kassin schlug.
Kassin selbst hatte keine Mühe die Schläge des Magiers abzuwehren, zu unkoordiniert und kraftlos waren diese. Es war sicher nicht schlau einen Magier auf seinem eigenen Boden zu verprügeln, aber er hätte ja auch einfach gehen können. Nach einigen Schlägen, ließ er den Magier ins Leere laufen und gab ihm mit der Klinge einen respektlosen Klaps an den Kopf. Doch anstatt die Kopfhaut zu treffen, blinkte eine kleines heelblaues Licht auf, das ihn zu schützen schien.
„Das ist unfair, Magier. Keine Magie.“
Arjen grinste.
„Du hast keine Regeln festgelegt, Bote. Wenn du Magie wirken kannst, dann tue es.“
Arjen genoss das empörte Gesicht seinen Gegenübern und warf das Schwert von sich. Dann zeigte er Kassin seine Handflächen und ließ einen gebündelten Windstrahl aus diesen heraus schnellen, welcher den Boten packte und gegen die Holzpuppe schleuderte.
„Das reicht jetzt“, sagte Magus Eishaupt, der sich den Kampf angeschaut hatte.
„Oberster, ich wollte…“, begann Arjen, hielt aber inne als dieser die Hand hob und ihm signalisierte nicht weiter zu reden.
„Ich weiß“, sagte Eishaupt gelassen und stellte sich vor den Schüler. „Du hast gehofft das Elantia das Interesse an eurem Spektakel verliert. Tatsache ist es dir geglückt.
Eishaupt zeigte auf Elantia die tatsächlich das Interesse verloren hatte und längst bei den beiden Schülern stand die das Kuppelförmige Schild aufrecht erhielten.
„Und du weiß das wir keine Magie gegen Gäste richten.“
Dann richtete er sich an Kassin, der sich von der Holzpuppe wieder auf die Füße gequält hatte.
„Und euch muss ich bitten unseren Schülern nicht zu nahe zu treten. Atarnar ist kein Ort der Gewalt.“
Kassin hingegen war sauer. Hoffentlich hatte das Mädchen diese Demütigung nicht gesehen.
Wütend warf er das Schwert von sich und stapfte, ohne die Magier eines Blicks zu würdigen, davon.
„Ich wollte euch rufen, Oberster“, sagte Arjen kleinlaut. „Aber ich fand euch nicht.“
„Ich habe dich geblockt“, sagte Eishaupt und grinste als er in die fragende Mine blickte. „Ich wollte schauen wie du dich ohne Hilfe anstellst. Ob du es ohne Gewalt und ohne Magie schaffst.
Arjen wußte das es nicht klug war zu fragen, wie das von statten hätte gehen sollen. Das durfte er nun selbst heraus finden.
„Hey Magier“, rief Kassin, der nun wieder neben Elantia stand. „Pech gehabt.“
Elantia schaute grade noch verwirrt zum Boten herauf, als dieser ihren Kopf zu sich zog und ihr einen Kuss auf die Lippen drückte.
Als er von ihr abließ konnte er es sich nicht verkneifen Arjen einen Blick zu zuwerfen, welcher ihm klar ausdrückte das der Magier den Kampf um das Mädchen verloren hatte.
Elantia schmeckte indes den neuen Geschmack mit ihrer Zunge ab.
Eishaupt und Arjen war die Farbe aus dem Gesicht gewichen.
„Verschwindet da“, brüllte Arjen und rannte zum Hof, während sich der Oberste zu den beiden meditierenden Schülern geportet hatte.
Was diese Aufregung sollte wußte Kassin nicht, erkannte aber schnell das was nicht stimmte als er sah wie Elantia wie apathisch da stand und am ganzen Körper zitterte.
Mit einem weiteren Wind stoß riss Arjen Kassin von den Füßen und schleuderte ihn mehrere Fuß von Elantia weg.
Eishaupt packte die beiden Schüler, die das Schild aufrecht hielten, am Gewand und wollte grade porten als eine kräftige Schockwelle von Elantia ausging und die Drei davon schleuderte.
Eishaupt konnte sich magisch retten und glitt sanft zur Boden. Die Schüler schafften es ebenfalls sich vor einem Sturz zu retten, gaben dafür aber ihre Konzentration auf das Schild auf, welches sich sofort auflöste.
Kassin klatschte Hart an die Schloßmauer, rappelte sich aber sofort wieder auf.
Was war auf einmal los.?
Als Arjen zu Elantia kam, starrten leere und trübe Augen ins nichts. Ihre Lippen bewegten sich kaum sichtbar.
„Bitte nicht“, flüsterte sie leise.
Arjen breite seine Arme vor ihr aus und flüsterte zurück.
„Alles ist gut! Alles ist gut!“
„Bitte nicht…anfassen“, flüsterte Elantia zurück als der Blick ihrer leeren Augen Arjen traf.
Inzwischen hatte Eishaupt die Schüler weg geportet und stand neben Arjen und baute ein Stasisfeld um die junge Magierin auf. Sofort waren auch alle anderen Magier vor Ort und unterstützten den Obersten indem sie ihn mit ihrer Magie kräftigten.
„Alles ist gut“, flüsterte Arjen erneut. „Du bist gut.“
Elantia begann hektisch zu Atmen. Ihr Kopf und ihr Mund zuckten.
„Lass…mich…LOOOS“, brüllte Elantia aufeinmal.
Ihre Wut ließ sie in Flammen aufgehen und entfachten ein Feuer das das Schild um sie herum mit Leichtigkeit verpuffen ließ. Nur einen Augenblick später schoss das Feuer in einem gewaltigen gebündelten Strahl in ihre Blickrichtung. Eishaupt konnte Arjen grade noch zur Seite Stoßen, wurde aber selbst ins Feuer eingehüllt. Der Feuerstrahl durchdrang ohne Mühe die Schlossmauer neben der Eingangspforte und schlug dazu noch eine breite Schneise in die überraschte Askula Armee.
Der Strahl war grade verblasst, da war Arjen wieder aufgesprungen und auf Elantia zugerannt, die immer noch von einer Feueraura umgeben war. Arjen schütze sich mit einem magischen Schild und griff nach Elantia. Er musste ihren Kopf erreichen. Ihre Haare. Als er ihr nahe kam bemerkte er wie das Schild bereits nachgab. Er war ihren Haaren ganz nah, als bereits seine Haut zu schmoren begann. Arjen biss die Zähne zusammen. Der Schmerz wurde unerträglich. Elantia stand wieder apathisch da und flüsterte.
„Das tut weh.“
Die Haut begann bereits sich von seiner Hand zu lösen als er die die Haare und Kopfhaut des Mädchens berührte und sanft hindurch strich.
Sofort löste sich die Feueraura auf und Elantia sackte bewusstlos zu Boden. Arjen griff nach seiner verschmorten Hand und schrie seinen Schmerz hinaus.
Als die Gefahr von Elantia beseitigt schien, mischten sich auch die anderen Magier wieder ein.
Sofort war Vol´Rajas ein junger Troll und Schüler von Magus Fendel bei ihm.
Die Askula erkannten ebenfalls ihre Chance, griffen zu ihren Waffen und stürmten unter gewaltigem Kampfgetöse los. Gleichzeitig waren zwei Schüler von Magus Larva so geistesgegenwärtig und konzentrierten sich auf ein neues Schild, das sofort begann sich über Atarnar zu schließen.
Trotzdem schafften es zwei Askula hinein, bevor sich der Schild schloss und rannten ihre Äxte schwingend in den Hof. Erst als sich der Zwerg Fendel mit zwei Kampfäxten und der Hochelf Lyam mit einem Magierstab, ihnen in den Weg stellten, hielten sie inne. Lyam richtete die Spitze seines Stabes auf die Askula, die Augenblicklich in die Luft geschleudert wurden. Fendel war eine Axt und traf einen Askula und spaltete ihm den Schädel. Dann prallten beide auf den Boden zurück, wobei der Andere in seine eigenen Waffen fiel.
Zufrieden mit sich selbst schritten beide Magier auf die beiden Leichen der Echsenmenschen zu.
„Der Sturz hätte beide getötet. Eure Axt war nicht nötig, Zwerg.“
„Schon möglich“, entgegnete Fendel. „Aber der hier war Meiner.“
Dann zog er die Axt aus dem Echsenschädel und richtete sie auf die außen stehenden Askula, die wütend gegen den Schild schlugen.
„Los kommt her. Meine Labrys warten auf euch.“
Lyam legte ihm eine Hand auf die Schulter
„Deine Heilkunst wird benötigt“, sagte der Hochelf leise und deutete auf eine liegende halbverbrannte Person.
Fendel erkannte sofort den Obersten und rannte zu ihm. Während dessen hatte Vol´Rajas Arjens Wunden soweit geheilt das die Verbrennung abgeschwollen war und sich teilweise neue Haut entwickelt hatte.
„Jo, ich kann deine Hand nicht vollständig heilen, man. Ihre Magie hat dich berührt. Sorry, Alta“, sagte Vol´Rajas und zog Arjen auf die Beine. Arjen betrachtete erst seine Hand und schaute dann auf Elantia.
Kassin saß immer noch an der Mauer und versuchte zu begreifen was geschehen war.
Das seltsame Verhalten des Mädchens, der Feuerstrahl.
Als sich herum gesprochen hatte das Magus Eishaupt schwer verletzt war bildeten Magier und Schüler einen Ring um ihn. Das Elantia immer noch bewusstlos da lag sah niemand, außer Lyam.
Er schritt zu ihr und wollte sie auf ihr Zimmer porten, als Arjen seinen Ärmel fasste.
„Nein“, keuchte er. Seine Augen waren mit Tränen des Schmerzes gefüllt.
„Ich mache das.“
Fendel war derweil mit Eishaupt in den Krankenflügel geportet. Es wäre eigentlich Lyam Aufgabe gewesen, jetzt an der Seite des Obersten zu stehen. Doch da er noch in einer guten mentalen Verbindung mit ihm stand, wusste er dass er wieder genesen würde und beschloss sich um den aufkommenden Unmut der Schüler zu kümmern.
Arjen legte seine Arme unter Elantias Rücken uns Beine und hob sie hoch. Er blickte noch einmal kurz zum Boten der seinen Blick geschockt erwiderte.
„Ich will dich noch ein wenig behandeln“, sagte Vol´Rajas und legte seine Hand auf Arjens Schulter.
„Dann weißt du wo du mich findest“, sagt Arjen kühl und trug Elantia auf ihr Zimmer.
Die vorwurfsvollen Blicke der anderen Schüler prallten an ihm ab.
Vampiere
Tenia erwachte in einem weichen Bett unter einer dicken, nahezu schweren Bettdecke, nachdem sie nach dem Kampf gegen den Zwerg doch noch Ohnmächtig geworden war. Ihre Erinnerung war sofort wieder da. Sie hatte den Kampf gewonnen. Sie hatte die läppisch daher geredete Bedingung gleich zu Beginn erfüllt und ihm ein Haar aus seinem Bart zu schneiden. Warum hatte sie dann weiter gekämpft? Ok, blöde Frage. Sie brauchte das. Es tat gut sich ein wenig zu verausgaben, den Nervenkitzel des Kampfes zu spüren. Und irgendwie empfand sie dem Magier gegenüber eine Schuld. Vorsicht strich Tenia mit den Fingen ihren Hals entlang.
Der Zwerg hatte ihr die Kehle aufgeschlitzt. Und nun, war nicht mal mehr eine Narbe zu spüren.
Sie lachte. Sie musste einfach lachen. Das war jetzt das zweite Mal das sie innerhalb eines Tages gestorben war.
„Wow“, entwich es ihren Lippen als sie sich dem bewusst wurde. Was war das für ein Leben wo man den Tot nicht zu fürchten hatte?
Die Tür des Zimmers schwang auf und ein Zwerg mit leichtem Bartwuchs trat hinein. Das Tablett, mit einer Karaffe, in seiner Hand stellte er wie selbst verständlich auf eine kleinen Tisch und Schritt wieder zur Tür.
„Danke, kleiner Mann“, bedankte sich Tenia und schob ihre Füße aus dem Bett.
„Ich bin eine Frau“, entgegnete ihr gegenüber empört und ging beleidigt hinauf und ließ eine verdutze Tenia zurück die aufgrund dieser Aussage nur ein leises „Öh?“ herausbekam.
An der Karaffe hang ein kleiner Zettel „Gestorben? Trink mich!“
Was nun wohl geschehen würde, jetzt wo Shaldus sein Ziel erreicht hatte. Würde er die Zwerge nun mobilisieren. Ihre Lippen waren trocken, die Karaffe kam grade recht.
Erleichterte setzte sie an und schmeckte süßen Met. Ein Blick aus dem, in den Stein geschlagenen, Fenster verriet ihr das es bereits spät am Nachmittag war. Sie hatte die Karaffe grade geleert als Shaldus in die Tür trat.
„Und? Ist euch ein Zwerg nun ein funken Ehrfurcht mehr wert?“
Tenia grinste.
„ Ja, doch“, gestand sie offen und ehrlich. „Und Magus? Was werdet ihr nun tun?“
„Nun. Dank euch wird meiner Bitte nachgekommen. Zwar kämpfen nicht die erwünschten Krieger für uns, dafür aber die Techniker mit ihren Erfindungen. Auch die Gnome und Orks werden berufen.“
„Dann habt ihr euer Ziel erreicht.“
„Erreicht? Nein. Der Weg weilt noch lang. Erstmal muss der Siegt errungen werden. Aber mich führt ein anderer Grund zu euch.“
„Der wäre?“
„Ihr habt für eine große Sache gekämpft mit der ihr eigentlich nichts zu tun hattet. Das zeigte mir das ich euch Vertrauen kann.“
„Sagt das nicht so beiläufig. Sonst zwingt ihr mich euch vom Gegenteil zu überzeugen.“
„Das Risiko gehe ich ein. Sofern ihr bereit seit ein Risiko für mich einzugehen.“
„Nach sacht schon.“
„In Atarnar liegt ein Buch verborgen mit all den Geheimnissen die die Säuberung abwenden könnten.“
„Und ihr holt es nicht selbst weil…“
„…man dazu einen mit Fallen bespickten Gang durchqueren muss.“
„Und das soll ich durch.“
„Ja.“
„Ich könnte also draufgehen?“
„Ja.“
„Und ihr habt keine Angst das ich euch das Buch stehle?“
„Nein.“
„Das würde bedeuten das ich auch nach Parvare zurückkehre.“
„So ist es.“
„Wann wollt ihr denn aufbrechen?“
„Die Organisation wird die Nacht an dauern. Morgen zu früher Stunde, wenn alles ausgeschlafen ist, werden wir uns nach Atarnar porten.“
„Ist meine Schuld beglichen?“
Shaldus musste grinsen. Langsam ging er zur Tür und öffnete sie.
„Ihr standet nicht in meiner Schuld. Mit dem Wissen aus diesem Buch können wir den Kontinent retten. Und ihr seit jemand der zu diesem Buch gelangen kann.“
Dann ging hinaus.
Tenia saß im Bett und betrachtete durch ein Fenster die untergehende Sonne.
Sie hatte eine Aufgabe. Im Prinzip war es wie ein Auftrag. Es war wie früher.
Aber was machte sie sich Gedanken. Der Zwerg mit dem sie gekämpft hatte, hatte sie auf ein Bier eingeladen.
Sie musste raus, raus aus dem Zimmer.
Aber nicht durch die Tür. Der Paladin würde ihr sicher hinterher Dackeln egal wo sie hinging. Sie würde ihn umbringen. Das Fenster!
Sie würde aus dem Fenster klettern. Ein Blick hinaus offenbarte ihr eine weite Landschaft und eine steilen, steinigen Weg nach unten. Der Fuß des Berges wurde vom Grün einer kleinen Waldlandschaft verborgen. Es war nicht weit bis zu den Baumspitzen. Zu klettern wäre zu gefährlich. Die Utinumbälle mussten herhalten. Das kleine Säckchen lagen wie ihre Waffen auf dem Tisch. Als sie alles umgebunden hatte zog sie die Bälle heraus. Im Säckchen lag sogar noch eine kleine Phiole mit Nervengift. Insgesamt hatte sie noch drei Bälle. Den Flauschball und Wasserball hatte sie in der Handelsstadt verschwendet. Den Explosivball in der Kaserne gegen die Goblins. Nun hatte sie noch den Gummiball, den Rankennebel und den Rock´n Roll.
Tenia überlegte und schaute sich im Zimmer um. Nach wenigen Momenten stand fest dass ihre Phantasie und ihre Fähigkeit für logische Zusammenhänge sie wieder mal nicht im Stich ließ. Möglichst lautlos schob sie den Tisch zum Fenster und knetet den Gummiball. Die anderen Beiden steckte sie zurück ins Säckchen zum Nervengift. Durch die wärme ihrer Hände ließ sich das Gummi leicht formen. So wickelte sie es um ein Tischbein, das andere Ende des Gummis um ihre Hand und ließ sich aus dem Fenster ab. Das Gummi weitete und zog sich langsam in die Länge und ließ sie den Berg immer weiter hinab. Schon nach kurzer Zeit war das Material an einigen Stellen bereits so dünn das es zu reißen schien, doch zog sich dank der Magie die es inne hatte, immer weiter in die Länge.
Der Wald unter ihr kam immer näher und selbst die Vogelwelt hatte ihre Anwesenheit bemerkt.
Ein kleiner Vogel war flatternd auf ihrem Kopf gelandet und ließ sich nur schwer verscheuchen.
Dann berührten ihre Füße die Baumspitzen. Sanft strich sie durch die Baumkronen und durchs Geäst und überraschte dabei eine Vogelmutter die ihre Küken fütterte. Als sie endlich den Waldboden berührte ließ sie das Gummi, das bereits wie ein ausgeleierter Faden aussah, los und überlegte wo sie nun hingehen konnte. Über ihr zwitscherte der Vogel der sich auf ihren Kopf gesetzt hatte und schaute neugierig zu ihr herab. Gleichzeitig fing das Gummi an zu vibrieren und schnellte wieder zum Fenster zurück. Dabei erwischte es den Vogel und riss ihn mit. Einzig ein paar zu Boden schwebende Federn blieben vom Federvieh übrig. Tenias entsetzten hielt sich in Grenzen, biss sich aber peinlich berührt auf die Lippen und suchte dann das Weite.
Sie sah nicht mehr wie der kleine tote Vogel zu Boden viel und von langen dürren Fingern aufgehoben wurde, bevor spitze Zähne sich in den kleinen Körper schlugen.
„Mackerweibchen hat Menno Vogel geschenkt“, krächzte der kleine Goblin, während er Tenia mit großen Augen hinter her schaute. Menno wusste nun das das Weibchen seine Anwesenheit schätzte.
Noch einmal biss er in das kleine Geschenk und kratzte sich am Kopf während er überlegte.
Er war ihr bis zu den kleinen Menschen, die im Boden lebten, gefolgt. Er hatte miterlebt wie sie seinen ehemaligen Clan, aus dem man ihn verstoßen hatte, auslöschte und er hatte mir ihr zusammen erlebt wie dunkle Langohren bereits kaputtes Leben wieder heil machten.
Sie hatte ihn nicht verscheucht. Bald würde er sich ihr zeigen.
Tenia war schnell auf eine Straße gestolpert und fand schnell den Weg zurück nach Thumun Khaz.
Das sie auf dem Weg drei seltsam Maskierte Männer aufhielten und ihr Geld wollten, kam ihr grade gelegen. Die Auseinandersetzung sollte nur wenige Momente dauern, als die Männer ihr freiwillig ihre Waffen und ihr Geld aushändigten und dann flüchtend um Wald verschwanden. In der Stadt selbst konnte sie die Waffen bei einem Händler gegen gutes Geld eintauschten und schlenderte dann noch selbstzufrieden durch die engen Straßen, bis sie die Taverne fand die Geromé ihr empfohlen hatte und wo Kromik, der Zwerg, auf sie warten wollte.
Die Sonne stand tief und die Taverne erweckte den Eindruck bereits gut gefüllt zu sein.
Der Duft von warmen dampfenden Speisen drang zu ihr auf die Straße und umschmeichelte ihr Bewusstsein. Sie trat ein. Es begrüßte sie warmer Dunst, der ihr ungefiltert entgegen Schlug, bevor sich vor ihr ein Bild von geordnetem Chaos bot. An dicken Holztischen, tranken, aßen und stritten alle möglichen Rassen. Dazwischen tänzelten Frauen mit Tellern und Krügen. Die Räumlichkeit war in zwei Ebenen unterteilt. Während im Erdgeschoß Zwerge, Gnome, Trolle, Taun und Menschen tummelten, gaben sich im ersten Stock Elfen und Drow die Ehre. Geromé war nirgends zu sehen.
Dafür aber der Zwerg. Selbstgefällig saß er mit anderen an einem Tisch und kümmerte sich nicht um eine anbahnende Keilerei einen Tisch hinter ihm. Erst hatte sie gedacht der ganze Laden würde still stehen wenn sie als Frau eine Taverne betreten würde. Wäre ja nicht das erste mal.
Diesmal nahm niemand Notiz von ihr, zu beschäftigt war jeder. Dazu dünkte es ihr das der Frauen Anteil in dieser Kaschemme höher war als erwartet. Neben den Bedienungen saßen an einigen Tischen regelrechte Mannesweiber und in der oberen Etage schauten Arrogant wirkende Elfenfrauen in teurem Saum, auf das Geschehen herab. Ihr gefiel das Ambiente und suchte sich einen Weg durch die Tische zu Kromik, der sie auch sofort laut lachend begrüßte und sie zu einem Krug guten Zwergen Mets einlud. Kromik hatte eine lustige Runde um sich geladen. Zu seiner Rechten saß der Zwerg gegen den er im Training kämpfte, zu seiner Linken ein junger Taun, der sich das Trinken angewöhnte. Tenia selbst saß zwischen einem Zwerg und einem Gnom der sie gierig durch seine Schweißerbrille anstarrte.
„Seit ihr wieder genesen, Elfe?“, fragte Kromik und setzte dabei ein herausforderndes grinsen auf.
Er hatte sie besiegt und getötet und das hielt er ihr jetzt frech vor Augen.
„Elfe?“, quiekte der Gnom erfreut.
„Das ist Technik, mein Mechaniker. Er ist Klein und vorlaut, aber hat begabte Finger.
Der Zwerg neben dir ist mein Schmied, Gar. Und der gut aussehende stramme Zwerg hier neben mir ist mein Freund Tolasch“, stellte Kromik seine Leute vor und richtete dann seine Hand auf sie.
„Meine Herren, das ist Tenia…“, begann Kromik und kratzte sich nachdenklich am Bart.
„Ach seit doch so gut und sagt mir noch einmal euren vollen Namen.“
„Tenia Bree“, sagte Tenia.
„Ouuu, wie der Käse?“, qieckte Technik hinter her und fing gleich einen Finsteren Blick ihrerseits ein.
Sie hasste diesen Vergleich. Glücklicherweise fand Kromik gleich wieder die Richtigen Worte
„Sie hatte mir einen guten Kampf geliefert und sich so meine Einladung als würdig erwiesen.“
Er erwähnte nicht das sie dabei starb und sie dankte es ihm.
„Und wer ist er“, fragte Tenia und zeigte auf den Taun, während sie versuchte den nervigen Gnom neben sich zu ignorieren, der damit begonnen hatte ihre Hüfte mit einem Maßband abzumessen.
„Keine Ahnung wer das ist“, sagte Kromik und zuckte mit den Schultern. „Der hat sich vorhin einfach zu uns gesetzt.“
„Tolle Schenkel“, kicherte Technik der unter den Tisch verschwunden war ihre Beine abmaß.
„Symmetrisch und knackig.“
„Du musst Technik entschuldigen“, rechtfertigte Kromik das Verhalten des Gnomes.“ Er muss alles abmessen, besonders hübsche Frauen. Er baut sie sich dann nach.“
„Aja“, zischte Tenia durch die Zähne und gab dem Gnom einen Trick als dieser mit seinen Händen bedrohlich hoch ihre Beine entlang wanderte. Den Metkrug, der endlich serviert wurde, setzte sie gierig an und verschluckte sich als der Gnom ihr von hinten an die Brüste fasste.
„Das reicht jetzt!“ Tenia wirbete wütend herum und schlug ihn dermaßen hart das der Gnom über einen anderen Tisch flog und sämtliches Gedeck mit abräumte. Sofort kam ein Tumelt auf in dessen, Gerangel der Gnom erneut hart getroffen wurde und nach einem unnatürlichen langen Flug, in dessen er noch Zeit hatte seine Schutzbrille vor die Augen zu setzen, durch die Luft vor Tenia auf dem Tisch landete.
Kromik der erst wie sein Schmied und sein Freund darüber lachten wie Tenia den Gnom durch den Raum boxte, verlangte nun Vergeltung. Zu Tenias Glück nicht von ihr. Mit einem wilden Kampfschrei sprang der Zwerg mit seinen Leuten zum Benachbarten Tisch und packte sich den nächstbesten den er in die Finger bekam.
Grund genug für Tenia sich einen anderen Tisch zu suchen. Das Zwergenbier das Kromik ihr nach ihrem Kampf versprochen hatte, trank sie bereits. Vielleicht könnte sie sich einen ruhigeren Ort im ersten Stock suchen. Erst als sich ihr an der Treppe ein hochgewachsener Elf mit einem Katana in den Weg stellte und mitteilte das erste Stock nur für „SIP´s“, sehr Imposante Personen, bereit gestellt war, überlegte sie sich eine alternative. Die abfällige Bemerkung des Elfen das sie nicht der Imposant wirkte, glitt an ihr ab. Dafür sah sie an einem anderen Tisch jemanden den sie kannte.
Shaldus hatte wieder seine Pfeife im Mund und starrte Gedankenverloren ins Leere.
Selbst als Tenia ihren Krug auf den Tisch knallte und sich neben ihn setze, reagierte er nicht.
Es war etwas an seinem Blick was ihr nicht behagte.
„Was ist Los, alter Mann? Was macht die Zwergen Mobilisierung?“
Shaldus reagierte nicht.
„Hey Zauselbart“, sagte Tenia und wollte den Magier an die Schulter knuffen.
Als ihr Hand jedoch den berührte, hüllte sich ihr Geist in einem unwirklichen Nebel ein.
Einen Wimpernschlag später war die Taverne um sie herum verschwunden und sie stand, ohne ihren Metkrug, in einem längeren Raum, wo mehre, in Roben gekleidete Männer sich um ein paar Betten versammelt hatten.
Der Raum bekam durch die aufgereihten Betten etwas Lazaretthaftes.
Die Wände selbst waren mit einem eigenartigen schwammigen nebenüberzogen, als wenn sie in einen künstlichen Traum geraten war. Selbst die Robenträger, die sie stark an die Magier aus Atarnar, erinnerte, waren von diesem sanften Nebel umgeben.
Ein Stück vor ihr stand Shaldus und schaute, auf seinen Stab gestützt auf eins der Betten.
Sofort war sie bei ihm.
„Ey, alter Mann. Was soll das hier?“
Shaldus sagte nichts und zeigte nur auf das Bett vor sich.
Darin lag seine junge Schülerin. Obwohl sie schlief, atmete sie schwer und der Kristall um ihren Hals leuchtete bedrohlich Rot. Neben ihr saß ein aufgelöster junger Mann und strich ihr vorsichtig durch die Haare. Ein Bett weiter lag ein Mädchen mit Katzenohren.
Im Bett wo die Magier sich versammelt hatten lag ein alter Mann, dessen böse Verbrennungen ein Zwerg versuchte zu heilen.
Tenia begriff sofort. In der Stadt, die Shaldus zu retten versuchte, war etwas vorgefallen. Drei Magier waren verletzt, darunter auch Elantia. Seine Sorgen waren berechtigt.
„Alle Nicht-Heiler raus hier“, brüllte auf einmal der Zwerg und schob den Mob an Robenträgern, bis auf einen blonden Elf, vor sich her bis zur Tür und hinaus.
Dann ging er zu Elantia und hielt, unter den misstrauisch Wachsamen Augen des jungen Mannes, seine Hand über den Kristall und zog sie dann mit schmerzerfülltem Gesicht wieder weg.
„Hast du ihre Worte verstanden?“, fragte der Elf, der seine Hände über den alten Magus hielt und dafür sorgte das einige verbrannte Stellen sich regenerierten.
„Ja“, antwortete der Zwerg. Aber ich Verstand ihre Bedeutung nicht. Shaldus hat ein einen seltsamen Geschmack was seine Schüler anbelangt.“
„Ey“, zischte der junge Magier an Elantias Bett verächtlich.
Der Zwerg ignorierte es und ging zum Elf, bevor sich der gesamte Raum in Nebel hüllte und verschwand.
Ein kurzer Augenblick des Nichts.
Dann saß Tenia wieder neben Shaldus am Tisch in der Taverne.
Es war niemandem aufgefallen das beide kurz nicht anwesend waren.
Tenia griff ihren Krug und nahm einen großen Schluck und auch in den Magier war neues Leben zurück gekehrt. Sei Zug war tief und als er wieder ausatmete begleitete ein Hauch von Trübsal den Rauch, den er in den Raum bließ.
„Was war geschehen?“, fragte Tenia folgte mit ihrem Blick Kromik der sichtlichen Spaß an der Rauferei hatte.
„Elantia ist etwas Besonderes“, flüsterte Shaldus leise.
Tenia wusste das sie nicht weiter fragen sollte. So hatte er ja bereits geantwortet.
„Was ist mit der Organisation?“
„Morgen!“
„Macht ihr euch sorgen um eure Schülerin?“
„Ja“, sagte Shaldus und legte leicht den Kopf in den Nacken. „Aber wir haben erst die Zwerge überzeugt.“
Tenia verstand seine Trauer. Aber dieses in Rätseln reden. Spät am Abend. Das musste sie sich nicht antun.
Die Rauferei wurde auseinander getrieben und langsam zur Ruhe gezwungen. Nach einer kurzen Diskussion, zeigte ein Zwerg auf Tenia.
„Die hat mit einem Gnom nach mir geworfen.“
Schnell waren alle möglichen Blicke auf Tenia gerichtet und ein Taun in menschlicher Kleidung stellte sich vor sie.
„Ihr habt den Ärger begonnen?“, fragte der Bulle.
„Welchen Ärger?“
„Habt ihr einen Gnom geworfen?“
„Achso, ja, nein, nicht direkt. Der Kleine hatte mich Belästigt.“
„Also gebt ihr einen guten Grund für eure Tat an. Trotzdem muss …“.
„Ich fordere einen Bier Concours“, brüllte auf einmal ein Zwerg, den sie nicht kannte.
„Ja, ein Hopfenritual“, brüllte ein Anderer.
Der Taun der es zu Tenias Verwunderung äußerst gelassen nahm, das er unterbrochen wurde, schaute in die Runde und nickte, bevor er sich wieder ihr zu wendete.
„Nehmt ihr an, Elfe?“
„Hä? Was?“, fragte Tenia. Zu ihrem Glück kam Kromik zu ihr.
„Hey Kampfelfe. Der Typ dahinten gibt euch die Schuld an der Schlägerei und fordert euch zu einem Trinkspiel.“
Tenia schaut zu Shaldus der immer noch nicht den Eindruck erweckte ansprechbar zu sein.
„Ach verdammt, warum nicht“, dachte Tenia. Solange sie nicht dafür zahlen musste.
„Ich nehme an“, sagte Tenia bestimmt und erhob sich von ihrem Platz und wurde von Kromik und unter lautem Getöse zu einem Platz in der Mitte der Taverne geführt.
Ihr gegenüber saß der Zwerg der sie herausgefordert hatte.
„Das ist Broknar“, sagte Kromik und stellte ihr das Spiel vor. „Ihr trink abwechselnd einen Humpen Zwergenstarkbier, ist diese gelehrt müsst ihr noch ein gefülltes Schnapsglas lehren. Eure Runde gilt als erfolgreich wenn ihr das Schnapsglas gelehrt auf den Kopf stellt. Kapiert, Kampfelfe?“
„Ja“, sagte Tenia. Die Stimmung explodierte. Von allen Seiten drängten sich die Leute an den Tisch oder versuchten von irgendeiner Stelle eine gute Sicht zu bekommen.
„Zwergenbier ist zu schwer für zarte Elfenbäuche“, grunzte der Zwerg ihr gegenüber und erntete, von denen die bereits Wetten auf ihn abgeschlossen hatten, grölende Zustimmung.
„Nebenbei, ähm, Elfe“, begann Kromik.
„Sag Tenia“, antwortete Tenia. Ihr gefiel der Trubel. Es war nicht das das sie im Mittel punkt stand.
Es war einfach nur der Trubel.
„Habt ihr schon mal Zwergenstarkbier getrunken, Tenia?“, fragte Kromik und hoffte innerlich das es stimmte was man über Elfen und Alkohol behauptete.
„Ich trank schon Geißbier mit Trollen um die Wette“, spuckte Tenia gespielt arrogant heraus.
Und es war nur ein Moment in dem alle innehielten und sich ihre Worte auf der Zunge zergehen ließen, ehe neuer Tumult aufkam in dem weitere ihre Wetten aufgeben wollten.
Ihr gegenüber kämpfte mit einen beeindruckten Gesicht.
Tenia wußte das Geißbier das härteste Bier war das es gab. Normalerweise tranken das nur Oger.
Sie hatte die Wahrheit ein wenig gestreckt hatte, musste ja niemand wissen.
„Dann zeigt was ihr könnt. Der Verlierer muss nämlich alles zahlen“, erwähnte Kromik und nippte selbst an einem Krug.
Dann setzte der Taun einen Gnom auf den Tisch, der von allen sofort erkannt wurde.
In seinem schrillen Outfit tapste dieser über den Tisch und beäugte den Zwerg. Dann tapste er zu Tenia.
„Du bist neu hier, Elfe“, quiekte er ihr entgegen. „Ich bin Chonki und überwache das du nicht schummelst.“
Dann tapste er wieder in die Mitte.
„Ich hab keine Ahnung wie man beim Trinken schummeln soll“, sagte Tenia zu Kromik, der darauf nur grinste.
„Nach dem zwanzigsten Bier wünscht ihr es euch zu wissen“, antwortete Kromik und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Krug.
Dann wurden ihr und Broknar ein Humpen samt Schnapsglas hingestellt.
„Der Herausforderer beginnt“, quiekte Chonki.
Dieser setzte an, leerte das Bier in wenigen Zügen und ließ das Schnapsglas folgen.
Alles johlte als der Zwerg das Glas über Kopf auf den Tisch hämmerte.
Dann setzte Tenia ihren Krug an. Das Bier schmeckte süßlich-hefig und entfaltete erst im Nachgeschmack eine leicht säuerliche Note. Abgesehen davon knallte es sofort. Sie lehrte den Krug und kippte gleich den Schnaps nach. Als auch sie das Glas Kopfüber auf den Tisch knallte, wurde auch dies mit lauten Gebrüll begleitet. Sie war auf jedenfalls Trinkfest. Schon durch die lange Zeit diese in Parvare gekellnert hatte und selbst eingeladen wurde. Aber dieses Zwergenbier hatte es in sich.
Die ersten Krüge waren kein Problem. Beim Zehnten musste sie beim trinken kurz aufstoßen, weshalb sie den Krug kurz absetzte. Sofort war Chonki bei ihr.
„Gibst du auf, Elfe?“
„Nein“, brüllte Kromik. „Sie gibt nicht auf.“
Sofort setzte Tenia wieder und lehrte den Krug und das Glas.
Weitere Krüge folgten.
Erst ab dem Sechzehnten begannen Tenia und Broknar den Gerstensaft langsamer zu schlingen.
Tenia fühlte wie ihre Fingerspitzen begannen zu kribbeln und wie alles um sie herum sich langsam begann zu drehen. Das Bier lag ihr schwer im Magen, daran konnte der Schnaps auch nichts mehr ändern. Tatsächlich bekam der Schnaps einen ganz eigenen Geschmack.
Ihr ging es nicht gut.
Ihr ging es ganz und gar nicht gut.
Ihr Magen rumorte und ihre Hals wollte nicht mehr schlucken.
Und Broknar ging es nicht besser. Allerdings sah man es ihm weniger an. Er wankte einfach nur und grinste. Sein Blick hatte immer noch etwas Forderndes.
„Wasch isch, Schwwpisch Oohrr. Giptschte uf?“
Ihre Hand umklammerte den siebzehnten Krug. Sie bekam keinen Tropfen mehr runter.
Sie schloß die Augen, als Kromik sie anstieß.
„Nicht die Augen schließen. Dann wird’s nur noch schwerer.“
„Kromik“, flüsterte Tenia. „Ich kann nicht mehr.“
„Broknar kann auch nicht mehr. Aber warum läßt du dir solche Beleidigungen gefallen?“
Beleidigungen? Broknar hatte schon seit dem zwölften Krug keine dummen Sprüche mehr gebracht.
„Er meinte eine so klapper dürre Elfe, die dazu so schwach auf der Brust ist, sollte lieber bei Wasser bleiben.“
„Wa Wa Wascha?“, lallte Tenia. Isch geb dr geich Wascha. Un Un Und wär isch ier schach aufa Pruscht?“
Sie wußte nicht mehr wie sie es geschafft hatte als sie den Krug zu ihren Lippen zog und ihn leerte.
Ihre Hand zitterte als sie das Glas griff, so das sie den Inhalt verschüttete.
Sofort war Chonki zur Stelle.
„Stop! Das Glas muss aufgefüllt werden.“
Tenia hatte das Glas bereits zu Mund geführt und versuchte sich den nicht vorhandenen Inhalt in den Rachen zu schütten und voll führte dabei immer wieder die gleiche Bewegung.
Noch in dieser Bewegung nahm Komik ihr das Glas aus der Hand, damit es neu aufgefüllt werden konnte. Unbewusst führte sie das Imaginäre Glas, in einer Endlosschleife, immer wieder zum Mund.
Kromik fasste ihre Hand und schloss ihre Finger um das Schnapsglas.
Einen Wimpernschlag später floss der Fusel ihre Kehle hinunter.
Dann knallte sie das Glas, belgeitet von lautem Raunen und Gejubel, Kopfüber auf den Tisch.
Broknar packte sich seinen Krug siegessicher und leerte ihn ohne abzusetzen.
Dafür hatte er erhebliche Probleme das Schnapsglas zu greifen. Seine Finger fanden das Glas einfach nicht. Ständig wankte sein Körper von Rechts nach Links so das er seine Hand neu koordinieren musste. Auf einmal wirkten seine Finger einfach zu Dick für so ein zartes Gefäß.
Erst nach mehreren Anläufen bekam er das Glas zu fassen und warf es unbewusst in den Mund.
Schweigen.
Schweigen und Staunen.
Broknar hatte das Glas verschluckt.
„Bringt ihm ein neues Glas“, brüllte einer.
„Nein“, rief Chonki und hielt seine Hände in die Luft und signalisierte allen ihm zu lauschen.
„Die Regel besagt das jeder einen Krug und ein Glas zur Verfügung hat. Wer eins oder beide Nutzungsunfähig macht, verliert. Broknar kann sein Glas nicht mehr Kopfüber hinstellen.
Die Elfe hat gewonnen.“
Broknar antwortete mit einem lauten Rülpser und kippte dann vom Stuhl.
Sofort kam ein erneuter Tumult auf.
Die die ihr Geld verloren hatten beharrten auf Betrug.
Die die Geld gewonnen hatten orderten ihren Gewinn ein.
Schnell entwickelte sich eine neue Schlägerei, in der Kromik die halb bewusstlose Tenia packte und sie zur Tür schleifte.
Die Kühle der Nacht schlug ihr ins Gesicht wie ein nasser Lappen.
Ihr Magen rumorte bedrohlich. Schwankend suchte sie halt an einer Hauswand.
Kromik führte sie die Straße entlang bis sie die Taverne soweit hinter sich gelassen hatten, das der Tumult kaum noch in ihre Ohren drang.
„Wo schind wir?“, fragte Tenia erschöpft, während sie die angenehme Nachtluft regelrecht inhalierte.
„Ich musste euch wegbringen. Nach einem Hopfenritual gibt es immer eine böse Rauferei, in der meistens die Spieler aufs Maul kriegen. Nicht das ich mich drücken wollte. Aber man hätte dich wohl getötet. Wie geht’s dir jetzt?“
Tenia lehnte ihren Kopf an eine Hauswand.
„I mu Kotschn“, stellte sie stöhnend fest. „Und Pischn. Und Kodzn.“
„Ich muss zugeben. Ich habe noch nie eine Elfe kotzen sehen.“
Vorsichtig tastete sie sich die Wand entlang bis sie an einer kleinen dunklen Gasse an kam.
Das Dunkel hatte etwas verlockendes.
„Was willste in der Gasse. Ich führe dich Hoch zur Feste.
Langsam ließ sich Tenia an der Wand ab bis sie saß und fasste sich stöhnend an die Stirn.
Es war wie immer. Sie brauchte nicht lange. Dann würde ihr Elfenblut den Alkohol neutralisieren. Sie bräuchte nur ein paar Momente. Ein paar längere Augenblicke.
„Lasst…lass mich… kurz alleine Zwerg.“
Kromik schielte in die kleine dunkle Gasse und beobachtete Tenia wie sie am Boden saß und ihren Kopf hielt.
„Du lallst nicht mehr“, stellte er verblüfft fest.
„Erkläre ich später. Gib mir eine kurze Weile.“
Kromik war es egal. Er respektierte die junge Frau. Sie hatte mit ihm gekämpfte und mit ihm getrunken. Für seinen Geschmack war sie zu zierlich und zu wenig beharrt im Gesicht.
„Ey Dicker“, rief ihm eine Stimme zu die er kannte. Tolasch, Gar und Technik kamen auf ihn zu und grinsten.
„Wo ist den deine Gespielin?“
„Sie ist nicht meine Gespielin. Viel zu hager das Elfchen.“
Ihr Kopf drehte sich. Was hatte sie sich nur dabei gedacht. Siebzehn verdammt Krüge Zwergenstarkbier. Natürlich war es unfair gegen über dem Zwerg, da ihr Elfenblut jede Art von gifte sofort bekämpfte. Ein paar Krüge oder Schnäpse, waren nie ein Problem. Aber an Siebzehn Krügen hatte auch ihre Mitgift zu knabbern. Wenigstens war das Übelkeitsgefühlt schnell verflogen.
Und es war nicht nur das, es legte sich sogar ein Gefühl der Zufriedenheit auf ihren Geist.
Eigentlich Ungewöhnlich. Es war ein Gefühl wie Verliebtheit und dieses kannte sie zu gut den sie verspürte es erst einmal in ihrem Leben. Wurde ihr etwas ins Bier gepanscht?
Langsam wuchs die Zufriedenheit in eine regelrechte Glückseligkeit die ihren Verstand vernebelte.
Eine Droge? Eine Hexerei? Sie fühlte sich schwach, geradezu Hilflos und trotzdem gut.
Der Nebel um ihren Verstand verdichtete sich, bis er all ihre Gedanken vollständig eingehüllt hatte und sie kurz vor der Bewusstlosigkeit stand.
„Steh auf“, flüsterte eine kalte Stimme von irgendwo her. „Steh auf.“
Tenia wußte nicht was es war, das sie dazu veranlasste auf diese Stimme zu hören.
Langsam drückte sie von Boden ab und schob sich auf die Füße.
„Steh auf und komm zu mir.“ Die Stimme war kalt und warm zugleich. Kalt vom Klang, warm von der Art wie sie Sprach. Da war etwas in dieser Stimme.
Vorsichtig setzte sie einen Fuss vor den anderen und tauchte weiter in das Dunkel der Gasse ein.
Wo ging sie hin? Warum ging sie?
Sie wollte es. Weil die Stimme es wollte.
Wie ein Duft umschmeichelte ein Gefühl der Willenlosigkeit ihren Verstand.
All ihrer Sinne beraubt schritt sie weiter, bis sie vor dem Besitzer der Stimme stand.
Eine Frau, eine Drow, mit dunkelroten kurzen Haaren, starrte sie an.
„Komm zu mir“, sagte sie leise und kam. Sie wollte zu ihr kommen. Nichts wollte sie lieber.
Die Stimme war kalt, sehr kalt und erregend. Ihr Körper fühlte sich an als würde sie jeden Augenblick die Liebe eines begehrenswerten Mannes spüren.
Die dunklen Finger der Drow berührten ihre Wange. Eine Berührung die sie in eine absolute Willenlosigkeit verfallen ließ. Die zweite Hand berührte ihre Schulter und streiften langsam ihren Körper herab. Eine wundervolle und erregende Berührung. Diese Finger durften sie überall berühren.
Vorsichtig drückte die Drow Tenia zu sich und küsste ihren Hals. Kalte Lippen liebkosten ihre Haut, bevor die dazugehörige Nase den Duft ihres Elfenblutes Vernahm.
„Dreh dich“, sagte die Drow und Tenia gehorchte.
„Also wenn du sie nicht als Gespielin willst, nehm ichse“, sagte Technik und rieb sich die Hände.
„Ihre Maße sind perfekt, außerdem steh ich auf Schläge.“
„Perverser kleiner Wicht“, grunzte Tolasch und trat nach Technik, der mit einem Satz zur Seite aus wich und in die Gasse starrte.
„Na sag schon Goldi. Wo is das Elfchen?“
„Die sitzt da um die Ecke“, sagte Kromik und deute auf die Gasse in die Technik bereits hinein starrte.
„Wo den da“, fragte Technik und suchte neugierig nach dem knackigen Körper den er zuvor vermaß.
„Wie“, fragte Kromik verdutzt und schaute wie Technik in die Gasse.
Sie war verschwunden.
„Verdammt. Mach mal Licht, Technik.“
Sofort kramte der Gnom einen kleinen Stift aus einer Hosentasche und deutete mit ihm auf das Dunkel.
Sofort sprangen drei kleine Lichter aus der Spitze, sprangen in die Gasse und hefteten sich an die Mauern und erleuchteten alles Taghell.
Weiter hinten stand die Elfe. Sie war zu ihnen gewandt und hatte wie in Trance den Kopf in den Nacken gelegt. Hinter ihr stand eine andere Frau. Sie hatte hielt Tenia mit der rechten Hand um den Bauch fest und hatte mit ihrer linken Tenias Kopf zur Seite gedrückt.
Gierig leckte die Frau mit ihrer Zunge die entblößte Haut des Halses.
Doch in dem Augenblick als das Licht auf sie viel schreckte sie auf und fauchte wie ein wildes Tier.
„Vampir“, brüllte Kromik und zog seine Äxte. Schnell hatten Tolasch und Gar auch ihre Äxte gezogen und stürmten mit Kromik in die Gasse.
Die Vampirin reagierte ebenfalls schnell. Mit einem gewaltigen Satz, stieß diese sich samt Tenia vom Boden ab und sprang unerreichbar in die Luft. Technik hatte in des aus drei kleinen Teilen eine Art Gewehr zusammen gebastelt und schoss in die Luft.
Dann verschwand die Vampirin samt Opfer in der Nacht.
„So eine Scheiße“, fluchte Kromik lauthals und wuchtete seine Äxte in den Boden, während Tolasch und Gar den Nachthimmel ab suchten.
Nur Technik, der das gewehrartige Konstrukt geschultert hatte, grinste.
Sie hasste Probleme. Nur einen Augenblick länger und sie hätte das warme Blut der Elfe gekostet.
Sie brauchte ihre Ruhe beim trinken. Hoffentlich würde die Wirkung des Trankes der ihr das Fliegen ermöglichte, lange genug anhalten. Sie durfte nicht zu weit fliegen. Unter ihr begann bereits Ork Terrain.
„Sie hat mit das Leben gerettet“, flüsterte eine sanfte Stimme in ihrem Geist.
„Sie hat dich gerettet“, fauchte die Drow in Gedanken zurück. „Ich brauchte ihre Hilfe nicht.“
„Es war ein Fehler das Blut zu kosten. Ich erlaube sie dir nicht“, flüsterte die Stimme erneut.
„Halt dein Maul. Sie ist mein“, fauchte die Drow und drückte die Elfe fester an sich.
„Sie hat Alkohol konsumiert. Sie wird uns vergiften“, sagte die Stimme nach einem Kompromiss suchend.
„Dann warte ich bis sie nüchtern ist.“
Sie hatte grade zu Ende gesprochen als die Wirkung des Trankes nach ließ und sie schneller als gewollt sich den Baumwipfeln näherte.
Schnell fanden ihren Füße auf einem dicken Ast halt, dabei entglitt ihr aber die Elfe, die durch das Geäst viel und gegen mehrere dicke Äste knallte und reglos auf dem Waldboden liegen blieb.
„Wir stehen in ihrer Schuld. Du darfst sie nicht töten.“
„Den Sturz hat die eh nicht überlebt“, zischte die Drow gehässig und blickte auf die Elfe herab.
„Was war das“, grunzte eine tiefe Stimme, die zweifellos einem Ork gehörte.
„Diese Nacht ist zum kotzen“, fluchte die Drow leise, als sich auch schon der bullige dunkelgrüne Körper eines Orkspähers durch die Bäume und blieb bei der Elfe stehen. Neugierig steckte er seine gewaltige Armbrust auf den Rücken und beugte sich zu seinem Fund herunter.
Dann schob sich ein weiterer Orkspäher durch das Holz.
„Was gefunden?“, grunzte dieser.
„Eine Elfe“, antwortete der erste.
„Tot?“
„Nein. Die Elfe lebt.“
Er hatte grade zu Ende gesprochen, als die Drow auf den zweiten Ork herab sprang und ihm ihre Finger in den Hals schlug. Reflexartig packte er den Angreifer und war ihn von sich, bevor er an seinem eigenen Blut erstickte. Schnell erkannte auch der erste Ork die Gefahr und zog seine Armbrust. Sofort war sie auch bei ihm und rammte ihm die Hände in den Wanst.
Die Armbrust schoss trotzdem. Mit einem gewaltigen Schlag rammte der dicke Bolzen in ihren Brustkorb und wuchtete sie mehrere Fuss durch den Wald. Der Ork versuchte sich von seinem Schrecken zu erholen, als er erkannte das ihm seine Gedärme aus dem Körper hingen. Grade noch so geistesgegenwärtig versuchte er seine Inneren wieder in den Körper zurück zu schieben als er geschwächt zusammen sackte und starb.
Nur Augenblicke später drängte sich ein weiterer Orkspäher mit einer geladenen Armbrust, durch das Holz und blickte auf das blutige Bild vor sich herab. Als er die Elfe zwischen den Leichen seiner Brüder sah, begriff er sofort.
Die Elfe musste dieses Blutbad angerichtet haben. Sicherheitshalber suchte er nochmal bei einem Lebensfunken bei seinen Brüdern. Aber beide waren tot. Nur die Elfe lebte noch, sah aber arg mitgenommen aus. Das musste der Häuptling erfahren. Seine Brüder fanden im Kampf ehrenhaft den tot. Damit waren sie besser dran als manch anderer. Lässig griff er in seine Seiten Tasche und streute etwas Salz auf die Leichen. Dann packte er die Elfe, warf sie über die Schulter und suchte den Weg zurück durch das Holz.
Währenddessen kämpfte die Drow mit ihrem Bewusstsein und versuchte den Bolzen aus ihrem Körper zu ziehen der sie etliche Fuss über dem Boden an einem Baum genagelt hatte. Mit beiden Händen zog sie an dem Bolzen, als sie ihn endlich aus dem Baum zog und sie hart zu Boden fiel.
Dank ihres Vampirdaseins fiel ihr das sterben um einiges Schwerer als anderen Kreaturen. Hätte der Bolzen ihr allerdings den Kopf von den Schultern gerissen, wäre es auch um sie geschehen gewesen.
Das dicke Loch in ihrer Brust begann sich trotz ihrer Unsterblichkeit nur langsam zu schließen.
Der erhebliche Blutverlust schwächte sie.
Also lehnte sie sich an den Baum und warf den Bolzen wütend von sich.
„Ich hab dir ja gesagt das du die Elfe in Ruhe lassen sollst“, flüsterte die Stimme besserwissend.
Die Drow äffte die Worte der Stimme genervt nach, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute beleidigt zur Seite.
Bis die Wunde geschlossen war würde es noch ein wenig dauern.
Die Nacht war beinahe um und erstes Vogelgezwitscher deute bereits den neuen Tag an.
Arjen hatte die gesamte Nacht an Elantias Seite gesessen, bis ihr Kristall wieder blau schimmerte und bald drauf wieder farblos auf ihrer Brust lag. Er selbst war nur kurz eingeschlafen, trotzdem fühlte er sich wach und seit Elantia wieder ruhig atmete, wieder voller Kraft. In den vielen Jahren die er bereits in Atarnar unterrichtet wurde, lehrte man ihn eine gewisse Ruhe zu bewahren, wenn ihn etwas berückte oder er am liebsten vor Wut geplatzt wäre. Eine Ruhe der sich nur widerwillig und mit großer Mühe angeeignet hatte. Er konnte sich zwar nicht mehr mit dem ungezogenen Bengel vergleichen der er einst war und dennoch fühlte er in sich eine Wut, die ihn in seinem Urteilsvermögen schwächte. Später hatte er die Holzpuppe im Hof wieder aufgestellt und gab seinem Zorn mit dem Übungsschwert Ausdruck. Sie musste büßen, für alles was vorgefallen war. Das Elantia und der Oberste verletzt waren, das die Säuberung in Form von der Askula begann, dass er keine Elementmagie beherrschte, dass er Elantia nicht sagen konnte das er sie mochte.
Er durfte es ihr nicht sagen. Mit diesem Gedanken überkam ihn ein Gefühl der Schwäche, so dass das Schwert kraftlos an die Puppe prallte. Ein ätzendes Gefühl sich Fit und doch Schwach zu fühlen.
Sein Verstand bombardierte ihn mit logischen Lösungen und Phantasien und Tagträumereien.
Warum war er nicht unter dem Stern eines Kriegers geboren. Er wäre Robuster. Er würde mehr Beachtung finden. Vielleicht auch bei Ela. Er könnte dann Risikofreudiger sein. Und er würde nicht in diesen Mädchenhaften Roben herumwandern.
„Du hast einen guten Schwung“, sprach eine Stimme aus einer Schattigen Ecke an den Stallungen.
Es war Kassin, der zugesehen hatte wie der Magieträger die Puppe verprügelte.
Arjen hatte seinen Zorn an der Holzfigur ausgelassen, trotzdem, hatte er dem Boten nichts zu sagen und warf ihm nur einen genervten und herausfordernden Blick zu. Würde er ihm zu nahe kommen, würde er ihn nicht noch einmal mit dieser läppischen Windmagie zu Recht weisen.
Eine Magie die er kurz bevor er sie nutzen musste durch einen Trank zu sich nehmen musste.
Er würde ihm mit Wonne die komplette Stallung auf den Kopf fallen lassen.
Kassin schaute ihn aus dem Schatten heraus an. Er saß auf einem Fass und war an die Stallwand gelehnt.
„Ich habe echt Scheiße gebaut. Oder?“
„Ja“, sagte Arjen und versuchte sein Unbehagen zu verbergen. Zeigte diese Macho auf einmal Reue?
Er selbst wurde von Lyam angewiesen den Boten weiterhin als Gast zu behandeln.
Er sollte seine Gefühle im Zaum halten und sich nicht wieder zu einem Duell hinreißen lassen.
Dem Boten selbst wurde seine Tat verziehen.
Kassin erhob sich vom Fass und schritt zu Arjen, vergrub seine Hände in den Hosentaschen und wirkte kleinlauter als noch zuvor.
„Sie ist also dein Mädchen?“
„Nein“, sagte Arjen und ließ ein paar Steinchen um sich herum schweben.
Würde der Bote nur eine flache Bemerkung machen, würde er ihn nur einmal provozieren, würde er ihm die Kiesel in den Kopf jagen.
Kassin hatte seinen Blick gesenkt.
„Noch ein Duell wäre sinnlos, oder?“
„Ja“, antwortete Arjen wieder knapp. Er wollte nicht mit diesem Typen reden.
„Keine Angst ich nehme sie dir nicht weg.“
Arjen viel es immer schwerer seine Wut zu unterdrücken.
„Du redest von ihr als wäre wie ein Objekt“, knirschte er durch die Zähne. Seine Hand am Schwert zitterte und die Steinchen begannen in einer bedrohlichen Geschwindigkeit um ihn herum zu flitzen.
Kassin wandte sich ab und schaute auf das Loch in der Wand.
„Nein. Das tue ich nicht. Ich denke nur anders als du.“
Arjen verschränkte die Arme vor der Brust und war ganz Ohr.
„Seit nun Zehn Jahren bin ich Bote. Ich ritt mit meinem Vater zusammen. Wir wurden überfallen. Er gab mir die Botschaft, ich ritt weiter und war der neue Bote. Dabei wollte ich Paladin werden.
Eine dicke Rüstung tragen. Der Held der Stadt sein.
Nun reise ich seit Jahren von Stadt zu Stadt und spiele den Postboten. Eine alte Tugend, die seit der Portale ausgestorben ist. Auch du wolltest nie Magier sein. Das sehe ich daran wie du das Schwert führst.“
Arjen interessierte sich nicht für seine Lebensgeschichte. Es war nur etwas in seinen Worten, das ihm signalisierte das er sich nicht wieder mit ihm prügeln wollte.
„Mehr als einmal musste ich um meine Leben kämpfen und ehrlich gesagt glaube ich nicht das wir das hier überleben. Ich sah dieses Mädchen, wie sie immer fröhlich umher lief. So ohne Angst. So naiv. Mit ihrem stetigen Lachen beruhigte sie mich.“
„Und warum erzählst du mir das“, wollte Arjen wissen.
„Ich will mich Rechtfertigen. Seit ich denken kann kämpfe ich um etwas. Sei es nun um mein Überleben oder um die Gunst einer Frau. Bei diesem Mädchen hier hätte ich wissen sollen das ich die Finger von ihr lassen sollte.“
Arjen hätte ihm das Gedachte „Ja hättest du“ am liebsten ins Gesicht geschrien.
„Dieser Elf sagte mir das ich mir keine Sorgen machen müsse. Dennoch, fühle ich mich Schuldig.
Ich würde gerne wissen was es mit diesem Mädchen auf sich hat. Keine Angst ich rühre sie nicht mehr an. Alleine deswegen schon“, sagte Kassin und nickte Richtung zerstörter Schlossmauer.
Eine peinliche Pause später wusste er aber das ihm sein gegenüber keine Antwort schuldig was.
Er erntete nur einen Gleichgültigen Blick und Verstand. Er wollte sich grade umdrehen und das Weite suchen als ihm ein Kiesel an den Kopf flog.
Arjen wusste nicht was er davon halten sollte das der Bote vor ihm absichtlich den Kürzeren zog.
Er wollte dieses Gefühl der Überlegenheit aber auch nicht ausnutzen.
„Ich habe Elantia nie gesagt was ich für sie empfinde, weil sie es nicht verstanden hätte.“
Dieses Mal hörte Kassin zu.
„Als Magus Shaldus sie eines Tages mitbrachte, war sie ein verstörtes kleines Mädchen. Niemand wußte was ihr widerfahren war. Aber es musste schrecklich gewesen sein. Ständig schrie sie und wirkte ihre Magie unbewusst. Oft waren drei Magier nötig um ihre Magie einzudämmen. Als dann ein Schüler starb, zog Magus Shaldus die Konsequenz. Konnte sich aber mit dem Obersten auf einen Kompromiss einigen. Er erschuf einen Kristall der sich der Gefühle von Elantia annahm. Dieser Kristall ließ sie ihre Vergangenheit vergessen und wann immer sie traurig oder wütend ist, nimmt der Kristall diese Gefühle auf. Deswegen lacht sie immer, selbst wenn sie unglücklich ist.
So durfte sie in Atarnar bleiben, während Shaldus die Schule verließ und nur noch zum Unterrichten her kam.
Als du sie geküsst hast, hast du irgendeinen Schalter in ihrem Kopf umgelegt. Etwas was der Kristall nicht bewältigen konnte.“
„Du nimmst es mir übel das ich sie geküsst habe“, sagte Kassin, der Verstanden hatte.
„Ja“, gestand Arjen sich ein und ließ die um ihn herum schwebenden Steinchen zu Boden fallen.
„Denk dir nichts dabei. Bei dir ist sie eh besser aufgehoben.“
„Du redest immer noch von ihr als wäre sein Objekt das man besitzen muss.“
„Nein! Ich rede von ihr wie von einem Mädchen, das nicht weiß wie man mit der Liebe eines Mannes umzugehen hat. Wenn du ihr ein guter Freund bist, wirst du sie nicht Lieben können.“
Arjen wusste das der Bote recht hatte, allerdings kannte er das Regelwerk von Atarnar nicht.
„Gefühle dieser Art sind hier nicht erlaubt. Sie verblenden das Urteilsvermögen. Erst wenn wir die Schule verlassen dürfen wir Sesshaft werden.“
„Und ich denke ihr beide werdet das auch“, sagte Kassin grinsend und hielt ihm seine Hand hin.
„Nimmst du meine Entschuldigung an?“
Arjen zögerte, schlug dann aber ein.
„Ich wollte also nie Magier sein. Ja da ist was dran. Kannst du meine Schwertführung verbessern?“
Kassin nickte.
„Kann ich.“
Wie Festgefroren wirkte die zur Hälfte mit dem Horizont verschmolzen Sonne und färbte das weite Nass Golden. Shaldus stand am Strand und ließ sich den erträumten Wind durch die Haare wehen.
Er war in der Taverne eingeschlafen und froh darüber. Nun träumte er und suchte eine mentale Verbindung zu seiner Schülerin. Seit Stunden suchte er sie. Und fand sie nicht. Nur ein kleines Zeichen, eine Unebenheit im Schleier der geistigen Suppe in der jedes Lebewesen schwamm.
Das Elantia die ganze Zeit anwesend war, bemerkte er nicht.
Schemenhaft schwebte sie neben ihm und schaute mit ihm auf den Horizont.
Sie konnte sich nicht vorstellen das er sie nicht sah.
Immer wieder versuchte sie mit einem lauten „BUH“ zu erschrecken. Es gelang ihr nicht.
Der Magus starrte vor sich auf das Meer oder doch nur ins Leere? Elantia wusste es nicht.
Und wie sie zum Geist wurde wusste sie auch nicht. Dieser Bote war auf sie zu geschritten.
Danach war sie ein Geist, einfach so. Irgendwie Cool. Da sie überall hin konnte.
Sie hatte gesehen wie die Elfe Tenia in die Festung der Orks gebracht wurde und wie eine Frau mit Lila Gesichtsfarbe und roten Haaren mit sich selbst redete.
Sie hatte gesehen wie der große Paladin vor einer Tür wartete, wie Daphne schlief und wie Arjen sich mit dem Boten anfreundete.
Sie hatte einen kleinen nackten Goblin gesehen der durch die Wälder streifte und wie Magus Shaldus an einem Tisch eingeschlafen war.
Ihr gefiel es nicht das niemand sie sah, andererseits war es auch lustig. Sie konnte Jedem Fratzen schneiden ohne das sie schimpften.
Immer und immer wieder hatte sie Shaldus die Zunge rausgestreckt und ihr Gesicht den seltsamsten Gestalten ausgesetzt. Sie hatte mit ihren Fingern ihre Nase und Wangen ihr Antlitz bis zur Undendlichkeit verschoben. Shaldus reagierte nicht.
Es musste doch eine Möglichkeit geben das sie von ihm gesehen wurde.
Gelangweilt flog sie um ihn herum und folgte wieder mal seinem Blick.
„Wie weit der Traum wohl reicht“, dachte sie.
Seine Träume beschränkten sich meistens nur auf eine Strandlandschaft mit Meerblick.
Von der Neugier gepackt flog sie los. Sie entfernte sich vom Strand und doch kam sie dem Horizont nicht näher.
Sie flog höher, bis sie die erträumten Wolken erreichte. Als sie hindurch flog wölbte sich das Weiß etwas. Hinter den Wolken bemerkte sie das sie immer weiter ins Nichts flog. Es war nicht so das sie sehen konnte was hinter dem Traum lag. Mehr so als wenn das Erträumte sich auflöste desto weiter sie sich entfernte. Als sie zurück blickte sah sie den Strand. Shaldus stand immer noch da und schaute ins Leere.
Wenn der wüsste das hier gar nichts mehr ist. Erst einen Augenblick später erkannte sie das sie den Magus durch die Wolken hindurch sah. Sie hatte ein Loch in die Wolken geflogen.
Sie hatte den Traum verändert. Das ging doch gar nicht.
Und trotzdem hatte sie es getan. Obwohl sie sich selbst nur Schemenhaft wahr nahm und Zeit und Raum für sie unbedeutend geworden war, konnte sie etwas Verändern.
Ihr kam eine Idee.
Shaldus war müde. Er fühlte sich entkräftet. Der Tag war sicher bereits angebrochen. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Die Zwerge würden gegen die Echsen ziehen. Und dann?
Er fühlte Elantia nicht mehr. Er hatte sie verloren. Er hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt sie zu retten. Welche Bedeutung hatte nun sein Leben? Sie sollte sein Erbe weiter führen. Sie sollte sein wissen………………………………………
Etwas war anders.
Er fühlte das sich etwas verändert hatte.
Sein Traum. Es wurde in seinen Traum eingegriffen.
Schnell wirbelte er herum.
Niemand war zu sehen.
Er schaute zurück auf den Horizont.
Nichts.
Dann sah er die Wolken. Sie waren verschoben und bildeten zu seiner Verwunderung ein Wort.
„HUHU“