Kapitel 3
Kapitel 3
Der Paladin Garrison
Tenia zog sich die dicke flauschige Decke bis zur Nase hoch und atmete den ungewohnten Duft von frisch gewaschenem Satin und Daunenfedern ein und überlegte wann sie sich jemals so gemütlich betten durfte. Durch ein längliches, auf Kipp liegendes, Fenster begleitete die aufgehende Sonne, ein aus voller Brust vorgetragenes guten morgen Lied einer Vogelgruppe, die sich in ein paar Bäumen vor der Kaserne eingenistet hatte. Das Zimmer selbst war nicht groß, wirkte aber dank eines hellen Anstriches und der geschickten Verteilung der Möbel wesentlich geräumiger. Es gab sogar eine begehbare Dusche, die nach dem sie sich elegant aus dem Bett gedreht hatte, gleich zu ihrem Ziel wurde. Einer junge Paladin, mehr eine Heilerin, namens Jira, die sie vor dem schlafen gehen noch besuchte und die sich, nach ihren Worten nach, auf Heilung spezialisiert hatte, hatte Tenias Leiden im Körper behandelt. Das schmerzende Kinn war wie weggeblasen.
Nach der Dusche zog sie ein langes hellblaues Kleid aus dem Schrank und schlüpfte hinein, als eine laute Stimme von draußen herein polterte. Ambrus laute Stimme hatte anscheinen zu einem Apell geladen. Durch das Fenster auf der anderen Seite des Zimmers konnte sie zwar auf das kleine Dorf Tumen schauen, jedoch nicht den Kommandanten sehen der seine Männer zusammen pfiff. Allerdings saß weiter unten Shaldus mit seiner Schülerin auf einer Bank. Den Blick in den Horizont sparte sie sich. Sie wollte keine Gewissenbisse.
Ihr Körper strahlte vor Energie und so beschloss sie die Kaserne zu erkunden und einen Weg hinaus zu finden. Barfuß Schritt sie durch die Gänge, die auf dieser Ebene genauso aussahen wie die des Kellergewölbes, wo das Verließ versteckt war. Prachtvolle Wandteppiche zeigten kämpfende und siegreiche Ritter in glänzenden Rüstungen und der dicke Flauschige Teppich am Boden gab den Füßen das Gefühl auf Wolken zu wandeln. Weiterhin schepperte die gewaltige Stimme des Kommandanten auch durch die Gänge. Sie musste grinsen als er die Anwesenheit eine jungen Dame verkündete und das man sie mit Respekt zu behandeln hatte. Nach ein paar verschlossenen Türen und Treppen, fand sie dann endlich eine Tür die in den innen Hof der Kaserne führte. Die Wachen an der Pforte nach draußen, schauten sie verwundert an, grüßten dann aber standesgemäß und versuchten sie nicht weiter zu beachten. Ob es nun daran lag das sie ein Frau war oder ob sie Barfuß lief, sie zog hier und da doch ein paar Blicke auf sich.
Das Dorf vor ihr und die weite grüne Landschaft samt Wald wirkten friedlich und unberührt, so fern und abseits des Schmerzes den sie noch vor Tagen spüren musste. Und irgendwie passte die Kaserne nicht in das gesamt Bild.
Dann auf einer Bank sah sie den Magus samt seiner Schülerin. Beide wirkten ernst. Besonders die Schülerin sah, obwohl sie leicht grinste, ziemlich mitgenommen aus, wie nach einer Schlaflosen Nacht. Tenia sah zu wie Shaldus ihr einen Kuss auf die Stirn gab, bevor das junge Mädchen den alten Mann herzlich umarmte.
Als sie näher kam sah sie die stark übermüdeten Augen des Mädchens.
„Guten morgen, Herr Magier. Guten Morgen, junge Magierin“, strahlte sie beide an.
„Hihihi“, kicherte Elantia vergnügt, schaute dann aber verlegen zu Boden.
„Guten Morgen, Miss Bree. Gut genächtigt?“
„Tatsache, Herrlich“, entgegnete sie Shaldus und wandte sich dann an die Schülerin und kniete sich vor sie. „Hey. Ich bin Tenia“.
„Ich weiß“, grinste Elantia und schaute dann zu Shaldus der nur bejahend nickte. „Ich bin Elantia und noch keine vollwertige Magierin.“
„Freut mich dich kennen zu lernen, Elantia“, sagte Tenia sanft während Elantia einen Finger hob, auf Tenias Nase zeigte und versuchte diese an zu stupsen.
Erst leicht verwirrt, hielt sie dem Mädchen dann lächelnd das Gesicht hin so dass der Finger ihre Nase berührte. Mit faszinierten Augen musterte sie Tenias Nase und strich vorsichtig über den Nasenrücken bis zur Nasenspitze.
Als Tenia dann versucht mit ihrem Finger auch Elantias Nase zu berühren, löste sich das junge Mädchen, ohne Vorwarnung, in Luft auf.
Irritiert, gewann sie sich ein schmunzeln ab. Sie hatte schon eine Menge gesehen und dieses junge Mädchen würde sie als Sympathisch Naiv einstufen.
„Irgendwie mag ich eure Schülerin“, gestand sich Tenia ein und setzte sich neben den Magus, der sich wieder seine Pfeife ansteckte. „Hat sie euch wieder Früchte gebracht oder warum besuchte sie euch dieses mal?“
„Kein Früchte“, sagte Shaldus knapp
„Die Kleine sah ziemlich müde aus“, sagt Tenia und legte ihren Kopf so in den Nacken das sie die Sonne auf ihrem Gesicht genießen konnte.
„Sie hatte auch die ganze Nacht wachgelegen und darüber nachgedacht warum man sie zur Bestrafung in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte“.
„Eingeschlossen? Sie saß doch eben hier!“
Doch Shaldus antwortete nur in dem er eine Augenbraue hob und sie anschaute als ob sie sich die Frage selbst beantworten könnte.
„Ah Magie. Klar. Aber was bringt es dann sie zur Bestrafung einzuschließen?“
„Ihr Zimmer wurde magisch versiegelt, damit sie nicht abhauen kann!“
„Und trotzdem saß sie grade eben hier neben euch!“
„Für gewöhnlich fragen Menschen nach dem Grund einer Bestrafung. Fragen wie es soweit kommen konnte, was der Betroffene ausgefressen hatte. Ihr fragt wie sie das System umgehen konnte. Eine echte Diebestochter.“
Tenia fühlte sich überhaupt nicht ertappt, doch ihr gefiel die Anspielung. Die Bank auf der sie saßen, stand auf der gleichen Höhe wie die Kaserne, so das sie auf Tumen herab schauen konnten.
„Nun Miss Tenia. Wisst ihr wie Magie funktioniert?“, begann Shaldus und versuchte so das Thema zu wechseln.
„Kein Stück!“
„Aber ihr wüsstet es gerne!“
„Klar!“
„Nun“, holte Shaldus aus. „Da gibt’s eigentlich nichts zu erklären. Es ist wie ein Wunsch der sich erfüllt. Es ist wie Atmen. Man macht es einfach. Im Prinzip trägt jeder Magie in sich.
Seht es einfach wie eine ungeschriebene Komposition, wie ein Wirrwarr aus Noten und Instrumenten. Schafft ihr es eine innere Melody zu spielen, könnt ihr Magie wirken.“
Tenia wusste nicht ob sie lachen sollte, war aber fasziniert wie der Magus ihr ein völlig neues Gebiet erklärte.
„Also könnte ich auch Magier wirken? Wie stelle ich das an?“
Shaldus nahm einen guten Zug aus der Pfeife und blies den rauch Richtung einer schneeweißen Wolke am Himmel.
„Wahrscheinlich gar nicht, Miss Bree. Wenn ihr es könntet, hättet ihr schon längst getan.
Man muss das früh erkennen und selbst eine lange Ausbildung trägt nicht immer Früchte.
Viele vertrauen nicht auf sich selbst und glauben daher das Magie erst durch ein Ritual vonstattengeht. Die einen sprechen irgendwelche Formeln, andere glauben das Magie eine Art Einklang mit Natur ist“.
„Hmm“, summte Tenia nachdenklich und überlegte wie sie dennoch etwas aus dem Magus heraus kitzeln konnte.
„Ihr sagtet eure Schülerin, war in ihrem magisch versiegeltem Zimmer eingesperrt. Wie kam sie nun daraus?“
Und wieder waren sie bei seiner Schülerin
„So gesehen gar nicht.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Elantias Magie ist so nicht zu erklären. Sie konnte sich zwar nicht aus dem Zimmer heraus Porten. Doch fand sie einen Weg ihren Geist zu befreien und ihren Körper folgen zu lassen. Sehr ihr ein normaler Port bewirkt das ihr, so wie ihr seit, an dem einem Ort verschwindet und an einem Anderen wieder auftaucht. Ganz schlicht formuliert.
Elantia hatte ihren Geist zu mir gebracht und für eine kurze Zeit, ihren Körper dazu geholt. Das schafft sie derzeit für eine kurze Weile. Jetzt wird sie wieder in ihrem Zimmer sein.“
Etwas hatte der Magus in der Stimme was nicht zu seiner gewohnten Lässigen Art passte.
Irgendwie war er anders wenn es um seine Schülerin ging. Vielleicht war es vorerst besser wenn er ihn nicht auf sie ansprach.
„Dann sagt mir mal was es mit Zauberstäben auf sich hat. Ich habe mal gelesen das Magier gerne Zauberstäbe benutzen. Verstärkt man damit seine Macht?“
„Zauberstäbe“, flüsterte Shaldus und sprach damit einen Gedanken nur laut aus. „Zauberstäbe sind Waffen. Hinterhältige Waffen, für Hinterhältige Individuen.“
Tenia bemerkte das ihm auch dieses Thema nicht behagte, allerdings ging es ja nicht um seine Schülerin.
„Erklärt mir das.“
Shaldus überlegte. Dann bewegte er seine Fingerspitzen und ließ einen faustgroßen Stein auf höhe seiner Augen schweben.
„Betrachtet diesen Stein, Miss Bree.“
Tenia beobachtete wie der Stein durch die Luft schwebte, dann Ruckartigen von links nach rechts schnellte und zurück.
„Wenn ich diesen Stein jetzt mit genügend Kraft gegen euch schleudern würde, dann würdet ihr Schaden nehmen. Gebt ihr mir da Recht?
Tenia schluckte leicht und hoffte das er dies nicht wirklich vor hatte.
„Es könnte für mich sogar tödlich enden“, gab Tenia zu und sah wie der Stein zu Boden viel.
„Und dies ist das Prinzip eines Zauberstabes. Es ist ein verzauberter Gegenstand, der geschaffen wurde um zu Schaden. Habt ihr mal was vom Duell der Weisen gehört?“
Tenia verneinte Kopfschüttelnd.
„Interessante Geschichte die sich in der Zeit zu trug als der Krieg der Grenzen tobte.
Um seinen Stamm zu schützen forderte ein mächtiger Trollschamane, einen Magier Namens Abavus heraus. Ein Duell. Sollte der Schamane siegen, würden die Menschen abziehen. Würde der Magier siegen, würde sich der Stamm unterwerfen. Die Menschen nahmen an. Als Duell Ort wählten sie eine Lichtung.
Beide bereiteten sich auf dieses Duell vor. Nun sind Trolle für gewöhnlich für ihre Heimtücke bekannt und das sie voller Arglist sind. Die Schamanen jedoch nicht. Sie ehren die Natur und respektieren das Leben und so meditierte der Schamane und bat die Natur um Hilfe.
Der Magier jedoch rechnete damit das der Schamane die Natur auf seiner Seite haben würde und stellte sich darauf ein all seine Magie zur Verteidigung nutzen zu müssen. Seine Elementmagie würde der Schamane im Keim ersticken.
Bis zum Duell sollte es seit der Vereinbarung noch Drei Tage dauern. Also ging er zum Duell Ort und schaute sich um und suchte nach etwas was ihm einen Vorteil bescheren könnte. Immer wieder ging er den Kampf in Gedanken durch und kam immer wieder zu einem Ergebnis. Beide würde ihre Magie bis zum äußersten nutzen, bis ihre Körper zu schwach waren, weitere Magie nutzen zu können. Ja auch Magie kann zu Neige gehen, wenn man sich zu oft ihrer Macht bedient. Dann allerdings würde der Schamane zu einem großen Stock greifen und ihn in guter alter Trollmanier zu Tode prügeln.
Und da kam eine Idee.
Als dann das Duell drei Tage später begann, geschah alles so wie Abavus es vorausgesehen hatte.
Der Schamane, griff den Magus mit Feuer, Wind und Tieren an und zu guter letzt auch sein Herz und seinen verstand. Abavus nutzte all sein Wissen und all seine Magie und blockte alles. Sein Versuch Feuer gegen den Schamanen zu schleudern scheiterte dennoch kläglich. Der Troll lenkte das Feuer einfach in den Himmel. Nach einer Gefühlten Ewigkeit, waren beide so sehr geschwächt das sie keine Kraft mehr inne hatten um ihre Magie zu nutzen. Also griff der Schamane wie erwartend nach einem großen Stock und Schritt schwer atmend auf den Magus zu.
Doch Abavus hatte es genau auf diesen Moment angelegt. Auch er griff nach einem Stock.
In den Nächten zuvor hatte er immer wieder Stöcke gesammelt und sie so verzaubert das wenn er sie greifen würde etwas Magie freigeben würde. Einige Stöcke gaben ihm etwas Kraft zurück, andere konnte er als Waffe nutzen. Als er den Stock auf den Schamanen richtete schon ein kleiner Blitz heraus und schleuderte den Troll zurück. Natürlich hatte dieser damit nicht gerechnet, wollte aber nicht aufgeben. Die Stöcke waren so verzaubert das er sie nur einmal nutzen konnte. Ansonsten hätte der Schamane wohl die Magie die dem Holz beigefügt wurde erkannt. Also griff Abavus nach einem weiteren Stock und richtete ihn auf den Troll, der wieder bedrohlich nah gekommen war. Dieses Mal schoss eine Feuerfontäne heraus und verwundete den Schamanen schwer. Schnell griff er nach einem weiteren Stock und spürte wie etwas Kraft in ihn zurück floss. Mit dieser neuen Kraft griff er den Verstand des Schamanen an, der sich natürlich nicht mehr wehren konnte.
So siegte Abavus und die Trolle unterwarfen sich. Dieses Kampf ging in die Geschichte als „Duell der Weisen“ ein und war Zeitgleich die Erfindung des Zauberstabes.“
„Hat er den Schamanen getötet?“, fragte Tenia neugierig.
„Nach dem was ich hörte nahm man ihn gefangen und strafte ihn mit ewigem Leben und Gefangenschaft. Noch heute soll er in einem verließ sitzen und auf den Tot warten.“
Tenia liebte solche Geschichten. Schon als Kind lauschte sie gerne Erzählungen und Sagen.
„Und ich dachte immer Zauberstäbe würden irgendwie die Magie lenken oder Magie kompensieren oder bündeln“, sagte Tenia und stellte sich grinsend vor wie sie mit einem Zauberstab einen Edelmann in der Luft über Kopf schwebend ließ, während ihm das Geld aus den Taschen viel.
„Wenn man einen Stab so verzaubert, kann er auch Magie bündeln. Schüler, die erlernen mit Magie umzugehen, nutzen oft derartige Hilfsmittel.“
Sie wollte sich grade ausmalen was sie noch alles mit einem Zauberstab anstellen könnte, als Ambrus hinter ihrer Bank auftauchte und freundlich räuspernd seinen erscheinen Kundtat.
„Darf ich die Dame zum Frühstück geleiten“, sagt Ambrus mit breitem grinsen und hielt Tenia den rechten Ellenbogen hin.
„Aber gern“, gluckste Tenia und klammerte sich am Arm des Kommandanten fest. Noch nie wurde sie mit so vieler, vornehmer Höflichkeit behandelt. „Ein echter Gentlemen!“
„Mich habt ihr noch nie zum Essen geleitet, alter Freund“, brummte Shaldus.
„Verwandelt euch in eine charmante junge Lady und ich habe noch einen linken Arm für euch“, scherzelte Ambrus und geleitete, die in sich hinein lachende, Tenia in den Speisesaal.
Der Speisesaal hatte sich über die Nacht nicht verändert, nur das dieses mal alle Stühle besetzt waren.
Shaldus und Tenia genossen das Privileg bei Ambrus zu sitzen. Gereicht wurden gutes Brot und Butter, Ei, Schinken, Käse, Säfte, Obst. Gesittet und schweigend aßen und tranken Männer und Frauen und störten sich nicht an den beiden Gästen.
Tenia selbst fühlte sich großartig. Schmunzelnd schaute sie über den langenTisch und erkannte Jira und ein paar Stühle weiter, Dastár. Er hatte Tenia nicht vergessen.
Seinem giftigen Blick, beantwortete sie frech in dem sie sie ihm kurz die Zunge zeigte und bewusst nach einem gekochten und gepellten Ei griff, es zwischen den Fingern drehte und demonstrativ herzhaft hinein biss. Männer waren alle gleich. Den genervten Blick, den er von ihr abwendete, deutete an, dass er ihre Geste verstanden hatte. Dabei viel ihr auf das keine Blessuren sein oder das Gesicht seiner Freunde verunstaltete. Wahrscheinlich hatte Jira oder eine andere Heilerin auch ihn und seine Kumpanen versorgt.
„Nun, meine Teuerste“, begann Ambrus. „Wie ich hörte wollt ihr zu den Zwergen reisen!“
Das der Kommandant das gemeinsame Essen nicht schweigend verbringen würde war Tenia klar.
Sie begrüßte sein Taktgefühl sie nicht nach ihrer Reise zu fragen. Er wusste es wahrscheinlich eh schon durch den Magus und das sie nicht in Tumen bleiben würde, wusste er wohl auch.
Sie suchte nach Worten um sich ins Gespräch einzubringen. Doch durch die Zwerge erinnerte sie sich an die Reise und dann wieder an Julika.
Ambrus erkannte ihre innerliche Zerrissenheit und versuchte das Thema zu wechseln.
„Wisst ihr das die Zwerge eines der ältesten Völker dieses Kontinents sind“, begann er erneut und machte keinen Hehl darum das er sich selbst gerne reden hörte. Tenia dankte ihm leise lächelnd und verneinte seine Frage mit einem leichten Kopfschütteln.
„Zwerge, Elfen, Dryaden, Taun, Noyona alles Rassen die schon lange vor den Menschen auf diesem Stück Erde.
„Noyona?“, fragte Tenia verwundert
„Ihr kennt sie vielleicht als Najari, hat die gleiche Bedeutung“, sagte Ambrus. „Nun, diese Noyona nennen den Kontinent „Pashima“!
„Was bedeutet das?“, fragte Tenia neugierig.
„Kleine Insel“, antwortete Ambrus wissend und war sichtlich erleichtert das Tenia zu ein paar Worten fand. „Diese komischen Viecher.“
Shaldus interessierte sich nicht für die Worte des Kommandanten. Bei seiner letzten Bemerkung schaute er aber dann doch auf und rümpfte die Nase. Er mochte die Einstellung des Ordens gegenüber den verschiedenen Rassen nicht, dessen ungeachtet, was hätte er ihm schon neues sagen können.
Ganz im Gegensatz zu Tenia. Sie hatte sich mit der Geschichte der einzelnen Rassen oder der Menschen nie auseinander gesetzt. Sie wusste das die Menschen den Kontinent nur „Den Kontinent“ nannten und das die Menschen vor einigen Hundert Jahren mit Schiffen an kamen.
Ihr gefiel die respektlose Bemerkung des Kommandanten auch nicht, nichtsdestotrotz wollte sie die Gastfreundschaft nicht missen. Solange Ambrus reden durfte, konnte man ihn sicher bei Laune halten.
„Ähm, Kommandant“, setzte Tenia an. „Verratet mir doch etwas über euren Orden“.
Damit traf sie genau den Nerv den sie treffen wollte. Für die nächsten Minuten könnte sie essen ohne etwas sagen zu müssen.
„Haa, aber gerne, Teuerste“. Und Ambrus holte weit aus.
Er begann an dem Punkt als die Menschen vor Vierhundert Jahren auf dem Kontinent landeten und erzählte wie die Städte Hadria und Hadrien entstanden. Wie aus einer dicht bewachsenen Waldlandschaft „die Ebene“ wurde und wie Atarnar entstand und natürlich wie der Orden des Lichtes für ein behutsames miteinander Sorgt, damit sich die oft zu kriegerischen Rassen nicht gegen seitig ausrotten.
Als Ambrus einen tiefen Schluck aus seinem Krug nahm, weil er sich offen bar den Mund fusselig geredet hatte, ging es dann doch mit Tenias frecher Klappe durch.
„Sagt Kommandant. Als ich die Nacht in Tumen ankam und das Wirtshaus betrat, war da noch ein Mann, mit einem Claymore, wie es für ihren Orden typisch ist.“
Einige Paladine raunten auf. Ambrus selbst schnaufte verächtlich, versuchte aber seine Haltung zu bewahren.
„Eure Beobachtungsgabe ist Vortrefflich, Teuerste. Tatsächlich ist dieser Mann ein Paladin, allerdings nicht im aktiven Dienst.“
„Warum das“, bohrte Tenia nach, so das Ambrus überlegte wie er seinen Nächsten Satz formulierte.
„Seht, Miss Bree. Der Orden des Lichts schützt das Leben. Wir eskortieren Karawanen, schützen oder befreien Städte und wenden angehende Bedrohungen ab. Um unseren Glauben und unsere Überzeugungen zu schützen geben wir selbst unser eigenes Leben. Dann kommt es aber auch mal vor das wir unsere Aufgabe nicht nach kommen können. Vielleicht durch eine Unvorhersehbarkeit oder einen Fehler und dann kann es vorkommen das die, die zu schützen wir versuchen, sterben.
Dann ist es die Pflicht eines Paladins daran zu wachsen und zu lernen.
Den Mann den ihr die Nacht saht, sein Name ist Garrison. Durch einen Fehler seinerseits starben viele Menschen und er selbst zerbrach daran.“
„Das der Typ etwas Depri ist habe ich mit bekommen. Als die drei Kleiderschränke da hinten mich mitnahmen…“. Tenia deute spielerisch auf Dastár, Ugard und Huus.
„…, hatte dieser Garrison wohl seine Pflicht als Paladin vergessen. Ließ mich einfach hängen.“
„Ahja“, murmelte Ambrus und streichelte, mit vorgezogener Unterlippe, seinen Bart.
Die Blicke die sich die Paladine Unterreiner zuwarfen, verrieten Tenia das sich viele einen Rauswurf oder eine erhebliche Bestrafung für diesen Garrison wünschten. Niemand hätte ernsthaft einen Fehler auf der Seite des Hauptmanns gesehen.
Aus dem Bericht seines Hauptmanns, erkannte Ambrus sehr wohl das die Schuld einzig bei Dastár lag.
Dafür hatte er ihn bereits gerügt. Aber das Garrison nicht eingeschritten war, war äußerst Besorgnis erregend.
Doch noch bevor jemand das Wort erheben konnte, dröhnte lautes Gebrüll aus einem Gang in den Saal, gefolgt von einem Boten.
„Kommandant, Kommandant“, brüllte der Bote und klatschte Ambrus einen Brief auf den Tisch.
Er wartete gar nicht bis man ihm das Wort erteilte.
„Ein Briefport vom General. Der Angriff wurde um einen Tag vorverschoben.“
„Was“, brüllte Ambrus schockiert auf und riss den Zettel an sich. Zitternd huschten seine Augen über das Schreiben, während jeder andere Paladin den Atem anhielt.
Laut polternd flog der Stuhl hinter Ambrus weg, als er sich ruckartig aufrichtete und sich lauthals an seine Kämpfer richtete.
„In Dreißigminuten sind alle am Portal versammelt. In voller Montur!“
Sofort ließen die Paladine alles stehen und liegen und stürmten hinaus, bis nur noch Shaldus, Tenia und Ambrus im Saal waren.
„Meine Teuerste, ich bitte euch um Verzeihung um den rüden Ton. Wir müssen uns auf eine Mission vorbereiten. Bevor ihr eurer Wege geht möchte ich euch gerne einen Besuch in unserer Waffenkammer anbieten.“
Mit diesen Worten schlug sich Ambrus, salutierend, auf die Brust und verschwand aus dem Saal.
„Was war den das jetzt für eine Nummer“, fragte sich Tenia nach dem sie ein Stück Apfel herunter gespült hatte.
„Ihr habt den Kommandanten gehört“, antwortete Shaldus. „Eine Mission!“
Sie wusste zwar nicht was sie in einer Waffenkammer sollte die wahrscheinlich hauptsächlich aus dicken Schwertern bestand aber einem geschenkten Gaul schaute man ja nicht ins Maul.
Auf ihrem Zimmer lagen ihre Nietenhose und ihr Hemd gewaschen und gefaltet auf dem Bett. Dazu neue Unterwäsche wohl ein Geschenk des Hauses und ihr Beutel Mit den Utinumbällen.
Die Nietenhose hatte grade ihre Beine umschlossen als es an der Tür klopfte und Jira, die Paladinheilerin, eintrat.
„Hey, hallo, ich…“, sie stockte als Tenia mit blankem Busen sah und schaute errötend zu Boden.
„Oh, Entschuldigung. Ich, ich,ich komme gleich wieder!“
„Nein schon gut“, grinste Tenia und zog sich den BH an und erinnerte sich daran das sie sich das „Du“ erlaubt hatten. „Was führt dich den zu mir.“
Die junge Paladin sah vom Aussehen her nicht älter aus als die Schülern von Shaldus. Goldblonde, zusammengesteckte Haare und eine zierliche Figur.
Und statt einer Rüstung trug sie eine weite weiße Robe mit goldenem Saum. Und da sie anscheinend noch keine nackte Frau gesehen hatte, stand ihr knallroter Kopf kurz vor der Explosion.
„Hey Jira. Du wirst doch als Heilerin schon mal Haut gesehen haben.“
„Ja schon nur… Oh warte deswegen bin ich da“, rief Jira als Tenia nach ihrem Hemd griff. „Wo du hingehst solltest du kein kaputtes Shirt tragen.“
Schnell sprang das blonde Mädchen zum Schrank und zog ohne große Suche ein braungraues Lederwams heraus.
„Zieh das an“, trillerte sie übereifrig und tänzelte durch das Zimmer.
Tenia streifte das Wams über und war positiv überrascht. Das Wams reichte bis zu den Ellenbogen und knapp über de Hüfte und war mit Metallschnallen und Lederriemen versehen. Das Gewicht war kaum zu spüren und die Bewegungsfreiheit war Optimal.
„So viele Taschen“, kicherte Tenia aufgeregt. „Jira, das ist Toll.“
Jiras Gesicht, das für einen kurzen Moment wieder die Ursprungsfarbe erreicht hatte, errötete gleich wieder.
„Und die hier“, sagte Jira schnell und zog ein Paar schwarze Lederhandschuhe und Leder Stiefel aus dem Schrank. „Und gleich führe ich dich noch zur Waffenkammer.“
Minuten später fand sich Tenia umringt von den verschiedensten Hieb und Stich Waffen.
Und selbst da bewies Jira ein Auge für Tenias Geschmack und legte kurzerhand verschiedene Arten von Dolchen und verschiedene Modelle von Pfeil und Armburstpistolen auf einen Tisch.
Dabei vielen Tenias Augen auf eine kleine Armbrustpistole und wiegte sie in der Hand.
„Das ist eine Jishin Komeru aus der Ballister Klasse. Fünfzigmeter Reichweite, selbstladend, Automatikspannung, Hundert Schuss, Magazin austauschbar.“
Jira war sichtlich beeindruckt.
„Eine Waffe die von Auftragsmördern benutzt wird. Und genau von so einem Typen haben wir sie auch.“
„Ja ich weiß“, sagte Tenia leise und versuchte alte Erinnerungen zu vertreiben. „So eine Waffe findet man nicht so auf der Straße.“
Auch wenn sie diese Waffe innerlich verfluchte, musste sie sich eingestehen das wohl kaum jemand gab der damit besser umgehen konnte als sie.
Als ein Horn von außen erklang, atmete die junge Heilerin tief durch und ließ die Schultern hängen.
„Es geht los“, murmelte Jira und klang mehr betrübt als aufgeregt.
Tenia mochte das Mädchen, wollte sie aber nicht in Schwierigkeiten bringen wenn sie ihr jetzt Flausen in den Kopf setzte. Mit einem kurzen Handgriff hatte sie die Armbrustpistole zusammen geklappt und in einem Holster verstaut. Schnell ließ sie noch ein paar Dolche in ihre Halfter gleiten und folgte Jira nach draußen zum Portal, wo die gesamte Garnison in Reih und Glied vor dem Kommandanten stand.
Ein wenig weiter stand das Portal in Form eines Steinbogens.
Elegant und grell blitzten Rüstungen, Schwerter und Schilde in der Mittagssonne auf, während Ambrus seine Paladine lautstark motivierte.
„Auf bald“, sagte Jira, umarmte Tenia kurz und lief zu den Paladinen.
Wie selbstverständliche reihte sich sie zu den anderen Heilerinnen.
Tenia Schritt zu Shaldus der auf einem Felsen saß, dem Treiben zu schaute und rauchte.
Inzwischen war ein Paladin am Portal beschäftigt und aktivierte es weniger Momente später.
Eine blaugrüne flüssige Masse füllte den Torbogen aus und gab den Weg zu einem anderen Portal frei.
Anschließend, nach einer motivierenden Rede gab Ambrus den Befehl zum Aufbruch.
Und während die Paladine geordnet und ihrem Hauptmann folgend, durch das Portal schritten, zeigte Ambrus auf einen groß gewachsenen Paladin der sein breites Schwert am Rücken trug und dessen Helm sein Gesicht verdeckte, orderte ihn zu sich und befahl ihm mit zu Tenia und Shaldus zu kommen.
„Stell dich neben die junge Dame“, bellte er den Paladin an, welcher der Order, anstandslos, nachkam. „Und nimm deinen Helm ab!“
Tenia staunte nicht schlecht als der Paladin seinen Helm abnahm und ihn unter den Arm klemmte.
Es war der Mann, der des Nachts im Wirtshaus vor ihr gesessen hatte.
„Garrison“, rief Ambrus in einem Befehlston. „Du wirst an der Mission nicht teilnehmen.
Stattdessen wirst du einer anderen Pflicht nachkommen. Ab sofort bist du der persönliche Leibwächter von Miss Tenia Bree!“
Tenia und Garrison schauten Ambrus ungläubig an, nur Shaldus kicherte leise.
„Sir, bei allem Respekt, aber ich…“, wollte Garrison beginnen und wurde von Ambrus lautstark unterbrochen.
„…Und zwar bis ich persönlich, dich von diesem Posten enthebe“, brüllte er den Paladin an, der sofort wieder Haltung bewahrte und wütend ins Leere schaute.
„Du wirst deine Ehre nicht auf dem Schlachtfeld finden.“
Tenia schaute weiterhin verdutzt. Dieser Weichling, der vor seinen Kameraden so den Schwanz eingezogen hatte, soll sie beschützen?
„Kommandant…“, begann Tenia, doch wieder unterbrach dieser.
„…Miss Bree. Es war mir eine Ehre eure Bekanntschaft zu machen. Die wenigen Minuten eurer Anwesenheit wurden so zu den schönsten meines Lebens.“
Sanft fasste er nach Tenias Hand und küsste würdevoll ihren Handrücken.
Er laberte zwar ziemlich geschwollen daher, aber er war ein echter Gentleman was ihr Abermals die Schamesröte auf die Wangen trieb.
Dann umarmte er Shaldus.
„Auf bald, alter Freund und viel Glück auf deiner Reise.“
„Auf bald, alter Freund“, antwortete Shaldus.
Dem in sich hinein schmollenden Garrison allerdings, warf er nur einen mahnenden Blick zu der ihm unmissverständlich zu verstehen gab, dass es seine letzte Chance war, bevor er auf das Portal zu ging und darin verschwand.
Nach ihm schloss sich das Portal wieder.
Noch leicht perplex von der Entscheidung des Kommandanten schauten sich Tenia und Garrison verwundert an. Das der Paladin einen Befehl nicht anzweifeln durfte, war Tenia klar. Sie hätte es allerdings begrüßt wenn man sie auch nach ihrer Meinung gefragt hätte. Warum sollte sie einen Leibwächter brauchen?
Der Magus hingegen war froher Dinge. Ein Paladin war besser als nichts.
„So“, begann Shaldus und zeigte auf eine Gebirgskette am Horizont. „Wir müssen los. Zu den Zwergen geht’s da lang.“
Ungewöhnlich Agil hüpfte er vom Felsen und betrat den Weg, auf dem sie die Kaserne zuvor erreicht hatten.
„Tja, Leibwächter“, flachste Tenia und boxte dem Paladin gegen die Brustrüstung. „Bin ich ja mal gespannt was du so drauf hast.“
Sie zwinkerte Garrison noch zu, danach folgte sie mit schwebenden, gleitenden Schritten dem Magus auf dem Weg.
Garrison brummte verärgert in sich hinein und ließ seinen zornigen Blick zwischen dem Portal und Tenia hin und her gleiten.
Befehl hin oder her. Diese Anordnung war ein Witz. Ehre konnte man wenn nur auf dem Schlachtfeld erlangen. Eine Vorlaute Frau und einen alten Mann zu schützen, bedeutete nichts.
Wütend drückte er seinen Helm unter dem Arm zusammen und ließ ihn zu Boden fallen
Mit geschlossenen Augen atmete noch einmal tief durch und folgte dann Tenia und Shaldus auf den Weg.
Ihre neuen Schuhe waren herrlich bequem und der neue Wams saß bereits wie eine zweite Haut an ihrem Körper. Die Mittagssonne schimmerte in kräftigen Strahlen durch das dichte Blattwerk des Waldes der am Wegrand gedieh.
Sie hatten die Kaserne noch keine Zehn Minuten hinter sich gelassen, da kribbelte es Tenia bereits in den Fingern. Neugierig zog sie einen der Dolche aus der Tasche und ließ ihn durch die Finger gleiten.
„Neue Messer?“, fragte Shaldus als er zu ihr herüber blinzelte.
„Dieses mal sind’s Dolche“, sagte Tenia mit breitem grinsen, ihre funkelnden Augen ließen dabei nicht von der gravierten Klinge ab.
„Es freut mich euch so leichtlebig zu sehen. Ihr scheint euren inneren Zwiespalt überwunden zu haben.“
„Nein nicht wirklich“, seufzte Tenia und holte die Armbrustpistole hervor. „Dieses Schmuckstück hier warf mich ein paar Jahre zurück. Sie erinnert mich an eine Leidvolle Zeit zurück.“
„Warum habt ihr es dann dabei.“
Eine Vogelgruppe schreckte ein paar Meter vor ihnen in den Bäumen auf und floh in den Himmel. Dabei vielen aus dem Geäst ein paar blätter zu Boden.
Tenia zielte aus dem Handgelenk und schoss Dreimal. Die Nadelartigen Bolzen verschwanden im nichts. Doch die Strahlen der Sonne durchschienen nun drei Blätter, bevor diese zu Boden schwebten.
„Deswegen“, sagte Tenia gelassen und steckte Miniarmbrust in den Halfter zurück.
„Ihr tragt gern etwas Leid mit euch herum. Kann das sein?“
„Ihr seit wie immer Taktvoll, alter Mann.“
„Kommandant Ambrus wusste wie man eine Dame zu behandeln hatte, ich hege nicht soviel Taktgefühl.“
„Ja ihr seit mehr der direkte Typ. Habe ich schon mitbekommen.“
Aus irgendeinem Grund mochte sie diese Art von Unterredung mit dem Magier. Seine freche, arrogante Art war genau ihre Wellenlänge. Allerdings war ihr Beschützer nicht so redefreudig und aufgrund seiner Mundwinkel, die Demonstrativ bis zum Kinn runter gezogen wurden, hatte sie auch keine Lust mit ihm ein Gespräch zu beginnen. Da sie nun beschlossen hatte den Magus auch weiterhin zu begleiten lag es grade zu in der Luft ihn nach dem Grund des Weges zu beharken.
„Nun gut, alter Mann. Nennt mir endlich den Grund unserer Reise.“
Shaldus hatte die Frage erwartet und konterte.
„Was wisst ihr über die grüne Insel Mun`Itan und die große Säuberung?“
Tenia musste kurz überlegen. Davon hatte sie mal was gehört.
„Man sagt das einige Magier sich auf diese Insel zurück gezogen hatten. Dort sollen sie dann überlegt haben wie sie alles Böse auf dem Kontinent beseitigen könnten.“
Garrison, der ungefragt mit hören musste, zischte verächtlich.
„Da seit ihr ja schon mal gut informiert. Auch wenn die Wahrheit ein Stück anders liegt.
Erlaubt mir etwas aus zu holen. Wie ihr sicher bereits gehört habt, hat der erste Mensch vor ca. vierhundert Jahren diesen Kontinent betreten“.
Tenia nickte in der Hoffnung wissend zu wirken.
„Nun vor dieser Zeit war dieses Stück Erde Wild und von der Natur beherrscht, aber keineswegs zurück geblieben. Zwar lebten schon damals die Elfen und Dryaden in ihren Wäldern und die Orks und Najari in Klippen nähe. Doch Zwerge und Gnome erfanden schon lange bevor sie Menschen kannten, Maschinen die der Dampftechnik von heute weit überlegen war.
Tja, dann kam der Mensch. Unzählige Schiffe legten an der Westküste an. Händler, Architekten, Familien, Abenteuerlustige und der Orden des Lichts, dem dein Leibwächter angehört.
Innerhalb kürzester Zeit wurden Städte gebaut. Hadria und Hadrien waren die Ersten.
Mit dem Bau der Städte traten dann die ersten Probleme auf, denn die Westküste, und der weite Dschungel, war Trollland. Verbissen verteidigten die Trolle ihr Land, doch hatten sie der Magie der Magier und die der Paladine kaum etwas entgegen zu setzen. Mit magischem Feuer brannten die Magier den gesamten Dschungel nieder, Kilometer um Kilometer fraßen sich die Flammen durch jeden Baum und durch jedes Lebewesen. So entstand „die Ebene“. Ein weites unfruchtbares Land. Die erste große Veränderung durch den Menschen. Den Trollen blieb nur die Flucht. Einige entkamen, andere wurden gefangen. Die Zähmung der Trolle war den Elfen nicht entgangen und so kam eines zum anderen. Handelswege, Bündisse. Denn Rest könnt ihr euch denken. Nun sind die Menschen aus der Sicht der Elfen und Zwerge ein sehr kurzlebiges aber fortpflanzungsfreudiges Volk, das im Laufe der Zeit immer mehr Platz brauchte. Und dank der zwergischen- und gnomischen Luftschiffe hatte sich der Mensch bald in jedem Winkel des Kontinents ausgebreitet, stets beschützt vom Orden des Lichts. Wenn immer eine Rasse eine gewisse Gefahr darstellte, wurde sie vom Orden entweder gebändigt oder ausgerottet.
Einige Magier bereuten das sie den Dschungel abbrannten und erbauten an der Stelle vor der letzte Baum abgebrannt war, eine Stadt. Atarnar, die Schule Magier. Geschützt vom Silvus Katosu, dem letzten Überbleibsel des Trolldschungels.“
Shaldus legte eine kurze Pause ein, so das Tenia sich seine Worte durch den Kopf gehen lassen konnte. In ihrem Herzen schämte sie sich ein wenig menschlich zu sein und bei dem Wort „Troll“ musste sie an einen ganz bestimmten denken, den sie einst kennengelernt hatte.
Dann setzte Shaldus seine Geschichte fort.
„Jedes Lebewesen wurde von der Natur mit einem Instinktiven Überlebenswillen ausgestattet.
Jedes Lebewesen passt sich seine Umwelt an und setzt seine mitgegebenen Fähigkeiten ein.
Die Dryaden verschmelzen mit der Natur, die Orks setzen auf brutale Kraft, die Zwerge auf Technik.
Doch egal wie eine Rasse sein Überleben sichert, keine Überschreitete ihre Grenzen.
Menschen, sind schwach, kurzlebig und um diesen Makel auszugleichen, versuchen sie alles zu unterwerfen bis sie keinen natürlichen Feind mehr haben. Und so kamen ein paar Magier auf die selten dämliche Idee, diesen Kontinent von allem zu säubern, was dem Menschen gefährlich werden könnte. Ergo, auch die Menschen selbst.“
„Stopp, Stopp, Stopp“, warf Tenia verwirrt ein. „Ihr wollt mir erzählen, dass Alles, wirklich Alles hier vernichtet werden soll?“
Nach einer kurzen peinlichen Pause sprach zum ersten Mal der Paladin.
„Lasst den Magier reden“, sagte er mit dunkler rauer Stimme.
Tenia, immer noch ein wenig verwirrt warf ihren Blick vom Magier zum Paladin und wieder zurück.
Die Faszination das ihr Leibwächter zum ersten Mal sprach, ging in ihrem Schock über die Säuberung unter.
„Nun“, begann Shaldus wieder. „Ja. Alles soll vernichtet werden. Und wenn der Kontinent gesäubert ist, kann man von vorne beginnen. Ohne machtgierige Menschen, brutale Orks und arrogante Elfen. Kein Orden, der andere Rassen ausrottet, keine wandelbaren Kyaka oder Drowe die mit ihrer dunklen Magie jeder Sitte spotten. Ihr kennt sicher einige Rassen und ihre Vorzüge. Aber wären alle Ford. Dann gäbe es nur noch Magie und alles was man erschaffen würde, hätte man unter Kontrolle.
So zog man sich auf Mun´Itan zurück und erschuf eine grausame Exekutive.
Auf Mun´Itan kommt man nur durch ein, an der östlichen Küste gelegenes Portal, magisch versiegelt und beschützt von Ob´Arcur.
Ein Krieger, versehen mit alle möglichen Schutz und Machtzaubern, der sich immer wieder an eine Stelle des Kontinents portet und alles vernichtet was lebt.
Und als wäre das nicht genug, marschiert nun eine recht große Armee von Echsenmenschen auf Atarnar zu. Entstanden in den Sümpfen an der Süd-Westlichen Grenze und magisch vervielfacht facht haben sie nur eine Ziel, die Magier Stadt zu zerstören. Der einzige Ort, ein Raum, wo das Wissen begraben liegt, das diesen Terror abwenden könnte.
Der Raum in der Atarnar ist magisch geschützt so das selbst die Magier vor Ort ihn nicht erreichen können. Nur falls ihr Fragen wollt warum die Magier selbst nichts unternehmen.
Nach dem die Askula die Handelsstadt zerstört hatten, kreisten sie Atarnar ein. Was dann geschah habt ihr ja miterlebt. Sie kreisen Atarnar ein und beginnen einen Sturmlauf auf die Stadt. Anfangs wird man die Stadt mit Schutzmagie umgeben. Aber irgendwann wird selbst die Magie erschöpft sein und dann werden sie in die Stadt einfallen und die letzte Hoffnung auf Leben vernichten.“
Wieder machte Shaldus eine kurze Pause.
„Nun, Miss Bree. Vielleicht wäre es gerecht den Menschen von diesem Kontinent zu tilgen. Aber selbst der Mensch folgt nur seinem Instinkt. Es liegt in seiner Natur sich auszubreiten und Kontrolle aus zu üben. So wurde er von der Natur geschaffen. Und in den vierhundert Jahren hat sich die Zeit auch an diese kurzlebige Rasse gewöhnt. Deswegen reise ich zu den Zwergen und erbitte sie um Hilfe. Denn eine Rasse wie die Askula, die nur die Sprache der Gestalt versteht, der muss man mit Gewalt entgegen treten.
Die Zwerge sind ein kriegerisches Volk dessen Armee tief unter den Bergen von Dur Kahrzad auf eine Herausforderung wartet. Denn seht, durch den Orden des Lichts, gab es in den letzten zweihundert Jahren, außer dem Krieg der Grenzen, keinen Krieg, in dem man Ehrenvoll sterben konnte. Eine trügerische Ruhe hatte sich über das Weite gelegt. Sofern die Armee der Zwerge die Askula besiegt, können wir weiterhin nach einer Lösung suchen.“
In Tenias Kopf drehten sich die Worte des Magiers. Garrisons Mine blieb ohne jede Aussage, als hätte er das alles schon einmal gehört.
Sie hatte gewusst das die Askula die Handelsstadt angreifen würden und sie hatte nichts Besseres zu tun gehabt als dort ihren Kick auszuleben. Sie kannte die Menschen in der Stadt nicht und in tief in ihr in einem dunklen Teil ihre Herzen war es ihr auch egal gewesen, das so viele Menschen starben.
Es waren nur namenlose Gesichter. Aber sie hätte es sich nie träumen lassen das diese Viecher bis nach Parvare marschieren würden. Doch nun wo der Magus alles erklärt hatte, schämte sie sich.
„Und was ist meine Rolle in der ganzen Sache. Warum gehe ich mit euch?“, fragte Tenia mit zitternder Stimme
Shaldus schien über Tenias Frage dermaßen überrascht das er stehen blieb und sie grinsend musterte. Es war zu früh ihr die Wahrheit zu sagen.
„Warum ihr mitgekommen seid, fragt ihr? Das weiß ich nicht, sagt ihr es mir.“
„Verdammte Magie“, fluchte Lyam in sich hinein, während er das junge schlafende Mädchen, seine Schülerin, betrachtete, wie mit geschlossenen Augen auf ihrem Bett lag.
Fendel, der neben ihm stand, hatte eine Hand auf ihre Stirn gelegt.
„Wenn es einfach nur Wunden wären“, sagte der Zwerg leise. „Verdammte Magische Fallen. Es wird Tage dauern, bis sie genesen ist.“
„Verdammte Magie“, wiederholte Lyam ein weiteres mal, als Eishaupt das Zimmer betrat.
„Für einen Elfen flucht ihr recht oft, Lyam“, scherzelte der Magus und erntete dafür einen giftigen Blick des Elfen.
„Das ist keine Zeit für Scherze Oberster“, zischte er gehässig.
Doch Eishaupt ließ von seiner lockeren Art nicht ab.
„Lyam, mein Freund. Eure Schülerin ist stark und wird wieder genesen. Ihr solltet ihren Mut Respekt zollen. Da sie etwas versucht hat wozu wir nicht in der Lage sind. Wie weit sie gekommen war und welche Methoden sie anwandte, bewies dass die Magie der Ältesten nicht fehlerfrei ist.“
Lyam brodelte innerlich vor Zorn, überließ aber dem Obersten ehrfürchtig seinen Platz am Bett und musterte hinter sich die Zimmerwand.
Mit verständnisvollen Augen schaute Eishaupt auf die junge Kyaka herab und lächelte.
„Eure Schülerin hat meinen Respekt, Lyam. Weder heiße ich es gut, noch werde ich diesen Verstoß gegen die Regeln ungestraft lassen. Aber wenn ein so junges Ding soviel Mut aufbringt, beschämt es mich, so untätig gewesen zu sein. Nein, sie hat meinen Respekt.“
Ehrfurchtsvoll schauten alle Drei Magier als das laute Donnern eine Explosion von draußen die Stille zerriss.
„Hmpf“, brummte Fendel auf seine zwergentypische Art. „Warum haben Echsenmenschen eigentlich Kanonen?“
„Ein paar Tage wird der Schild halten. Trotzdem sollten wir parat stehen“, sagt Eishaupt entschlossen. Er schaute noch einmal auf Daphne dann verließ er das Zimmer. Fendel nickte Lyam kurz zu, dann folgte er Eishaupt. Lyam jedoch drehte sich um und starrte auf die Wand.
„Ich warne dich“, zischte Lyam wütend die Wand an und erhob den Zeigefinger. „Noch eine Dummheit und die fliegst von der Schule. Du hast Fünf Minuten.“
Dann verließ auch er das Zimmer und schloss die Tür.
Der Elf war erst ein paar Augenblicke hinaus, als Elantia ihren Kopf, geisterhaft, durch die Wand steckte.
Woher hatte er nur gewusst das sie sich darin versteckt hatte?
Vorsichtig betrat sie das Zimmer und trat mit einem Schälchen Schokoladen Pudding, in der Hand, zu Daphne. Ihr Kristall konnte verhindern, das sie sich einem verzweifelten Weinkrampf hingab und arbeitete hart daran all ihre Trauer zu schlucken. Mit ausdruckslosem Gesicht kniete sie sich neben ihre Freundin, stellte das Schälchen auf den Nachttisch und strich mit ihrem Finger über ihre kleine Nase. Dank Fendels heilenden Händen war von den Wunden war nichts mehr zu sehen.
Es war nur noch die Magie, die aus ihrem Körper weichen musste und so hatte der Zwerg sie in eine Art Stasis versetzt. Sie wußte nicht was sie tun sollte und legte sie sanft ihren Kopf auf die Brust ihrer Freundin und kraulte ihr durch die Haare.
Als eine weitere Explosion von draußen knallte zuckte sie leicht zusammen und schloss die Augen.
„Du bist meine bestigste Freundin, Daffi. Und ja, ich habe Angst um dich. Ich weiß das ich nicht weinen kann. Ich möchte dich nicht verlieren. Und deswegen werde ich dafür sorgen dass alles gut wird. Ich werde Magus Shaldus dabei helfen die Zwerge zu holen. Und dann wachst du wieder auf und dann wird alles gut.“
Langsam hörte der Stein auf zu glühen. Als alle Trauer aus Elantias Bewusstsein gewichen war, breitete sich ein breites grinsen auf Gesicht aus.
„Und dann spielen wir wieder fangen und verstecken und… Ich hab dir Schoki mitgebracht.“
Elantia schreckte auf als sie bemerkte das die Zimmertür aufging und ein junger Mann herein schaute.
„Wer bistu“, fragte Elanita verwundert.
„Mein Name ist Kassin. Ich bin der Bote aus Hadria“.
An ihrem großen fragenden Augen sah er das sie immer noch keine Ahnung hatte, allerdings kannte er sie bereits recht gut.
„Ich weiß dass du Elantia bist, die Schülerin von Magus Shaldus.“
Elantia nickte fröhlich grinsend.
„Was ist mit ihr passiert?“
Elantia schaute von Kassin wieder auf Daphne.
„Sie wollte für mich in den verbotenen Bereich der Bibliothek und nach einem Buch suchen das die Säuberung aufhält“.
„Also ist es wahr“, flüsterte Kassin.
Wieder donnerte es draußen.
„Was isn das“, fragte Elantia und versuchte die Explosion einzuordnen.
„Kanonen“, sagte Kassin knapp. „Die Echsen schießen auf die Stadt.“
„Ah ja“, rief Elantia und schlug sich gegen den Kopf. „Das sagte Magus Fendel doch grade. Das würd ich gerne sehen. Aber ich muss wieder ins Zimmer zurück.“
Sie gab Daphne noch einen Kuss auf die Stirn, bevor sie schmollend wieder in der Wand verschwand.
Nun stand Kassin alleine im Zimmer und schaute auf die Wand in der Elantia verschwunden war.
Das Mädchen mit den kurzen schwarzen Haaren faszinierte ihn. Ihre unschuldige fröhliche Art hatte etwas an sich, was in ihm eine Art Beschützer Instinkt auslöste.
Die letzten Tage konnte er Elantia immer wieder beobachten. Immer lächelte sie und konnte den schlimmen Zeiten was Gutes abgewinnen. Wenn sie ihn doch auch mal beachten würde.
Eine weitere Explosion riss ihn aus seinem Gedanken.
Er trat aus dem Zimmer und schloss vorsichtig die Tür. Dann ging er die Gänge entlang und war nur Minuten später auf den Mauern wo er ein freies Blickfeld auf die Landschaft hatte.
Über Atarnar schimmerte Kuppelförmig ein weites purpurnes Energiefeld und schloss die Stadt zu allen Seiten ein. Mitten im Hof saß Magus Larva, eine Drow, mit zwei Schülern und versuchte mit ihnen das Energiefeld aufrecht zu erhalten.
Die Askula hatten schwere Kanonen in Stellung gebracht. Riesige Gerätschafften die auf die Schule gerichtet waren und gewaltige Metallkugeln abschossen, die anschließend am Energieschild detonierten.
Kassin wusste nicht ob er sich das einbildete, aber mit jeder Detonation schien das Schild durchsichtiger und schwächer zu wirken.
Er hoffte das er sich irrte.
Elantia saß auf ihrem Bett und langweilte sich. Lustlos ließ sie immer wieder ein kleines Licht, wie einen Flummi, gegen die Wand springen und überlegte was sie tun könnte. Am liebsten wäre sie bei ihrer Freundin, noch lieber würde sie ein paar Stunden zurück reisen und Daphne an der Aktion hindern.
Auch wäre sie zu gern draußen um sich die Askula und ihre Kanonen an zu sehen, aber außerhalb des Zimmers durfte sie keiner der Magier sehen. Der einzige der sie verstand war Magus Shaldus.
Er hatte sie getröstet als sie ihm ihre Dummheit gebeichtet hatte und Tenia, die Frau mit der weichen Haut, war auch sehr nett zu ihr.
Vielleicht hatte sie ja noch etwas Kraft ihn zu besuchen. Entschlossen warf sie das Licht beiseite, das nun Wild durch das Zimmer sauste. Dann sprang sie auf und konzentrierte sich auf die Aura des Magus. Schnell fand sie ihn. Doch grade als sie porten wollte, knallte ihr das Licht an den Kopf wodurch sie die Aura von Shaldus kurz verlor. Dann war sie aus dem Zimmer verschwunden.
Einen Augenblick später stand sie auf jeden Fall außerhalb ihres Zimmers.
Nur wo sie stand wusste sie nicht. Verwirrt schaute sie sich um und erkannte sich im Eingang einer kleinen Höhle des Berges wieder, welcher nah beim einem Portal stand, das sie kannte.
Es gab keinen Zweifel, das war das Portal das nach Mun´Itan führte. Das Portal wo man die sieben Splitter einführen musste. Das Portal das von Ob´Arcur bewacht wurde.
Wie kam sie den hier hin?
Ob der Wächter wohl da war? Vorsichtig lunzte sie aus der Höhle und schaute über die kahle Erde hinweg und da an einem weiten Graben stand er. In einer tiefschwarzen Rüstung umgeben von einer gut sichtbaren dunklen Aura sah Ob´Arcur auf den Horizont wo enorm viele Menschen standen.
Ein lautes maschinelles rattern ertönte über ihr und wurde immer lauter. So laut das es einige Fledermäuse aus der Höhle aufschreckte und die nun ihre Heil in der Flucht suchten.
Ihr gefiel das Scenario nicht und irgendetwas sagte ihr das dieser Ort sehr gefährlich war.
Außerdem wollte sie eh zu Shaldus. Schnell fand sie vor ihrem inneren Auge wieder die Aura ihres Magus und wollte grade Porten als ihr eine kreischende schwarze Gestalt ins Gesicht flog.
Nachdem Shaldus erklärt hatte warum ihr Ziel die Zwerge waren, versuchte sich Tenia zu erklären warum sie mit auf diese Reise gekommen war. Immer wieder rief sie sich das Bild des zerstörten Parvare in Erinnerung und dann wie sie sich umgedreht hatte und gegangen war.
In den vergangenen Stunden waren sie an etlichen Höfen, Feldern und weiten Wiesen vorbei gekommen ohne das sie ein Wort miteinander wechselten.
Zu rechten Seite trennte ein einfacher Holzzaun, den Erdigen Pfad, von weiten Kornfeldern.
Dann viel ihr etwas auf.
„Shaldus? Sagt mal. Ihr könnt doch Porten. Warum Porten wir uns nicht, wenn es doch so dringend ist?“
Wieder antwortete Shaldus, als ob er die Frage erahnt hätte
„Das ist eine Weise Frage, Miss Bree. Aber es zeigt abermals das ihr die Zwerge nicht kennt. Seht, die Zwerge sind ein Volk der Erde. Und wenn ihr ihre Hilfe einfordert dann wird von euch erwartet das ihr eben auf dieser Erde zu ihnen gelangt. So zeigt man das man die Erde schätzt und das man einiges auf sich nimmt. Wer sich zu ihnen portet oder zu ihnen fliegt, entlarvt sich als Faul. Womit man wiederum aussagt das es nicht dringend ist. Der Hinweg mag mühsam sein, der Rückweg wird entscheidend bequemer.“
„Ahja“, sagte Tenia und erkannte einen kleinen Fehler in seiner Aussage. „Und wie finden die Zwerge heraus das wir den ganzen Weg gegangen sind? Untersuchen die unsere Füße?“
„So ist es“, antwortete Shaldus kurz und zwinkerte Tenia zu, während eine kleine Verzerrung in der Luft vor ihnen auftauchte und aus dem Nichts Elantia vor ihnen stand.
Taumelnd stolperte sie über den Weg und versuchte sich etwas, was wie eine Fledermaus aussah, aus dem Gesicht zu ziehen.
Ihrer Sicht beraubt, knallte sie unter den verdutzen Augen der drei Reisenden, gegen den Holzzaun und fiel über die oberste Latte ins Feld.
Kichernd musste Tenia ihr lachen zurückhaltend und beschloss nach dem Mädchen zu schauen.
Sie war fast an der Stelle angekommen wo Elantia ins Feld gefallen war, als diese auch schon ihr Gesicht aus dem Korn steckte und breit grinste.
„Huhu“, begrüßte sie Tenia Freude strahlend und stieg durch den Zaun wieder auf den Weg, in der Hand eine kleine Fledermaus die verstört fiebte.
„Flieg“, rief Elantia und warf des verängstigte Tier in die Luft, das völlig verwirrt wieder auf den Boden knallte, panisch gegen den Zaun flatterte und dann, fiepend im Feld verschwand.
Fürsorglich begann Tenia ein paar Ähren aus dem Haar des Mädchens zu ziehen, das aber nach der Fledermaus nur Augen für Garrison hatte.
Mit einem Satz sprang sie vor den Paladin und musterte ihn von allen Seiten.
„Bistu ein echter Paladin?“ fragte sie aufgeregt, wartete aber keine Antwort ab.
„Ist das dein Schwert? Ist die Rüstung schwer? Wie heißtu? Gehstu auch zu den Zwergen? Mach mal einen Lichtzauber! Warum bistu so groß? Ist das Schwert scharf?“
Selbst wenn Garrison hätte antworten wollen, wäre er gar nicht dazu gekommen. Wie ein Wasserfall behämmerte sie Garrison, der nur brummend in Tenias amüsiertes Gesicht schaute. Von Mitleid war da keine Spur.
„Elantia“, rief Shaldus und stieß erst auf taube Ohren, bevor sich die junge Magierin zu ihr umdrehte. „Elantia. Wir müssen weiter. Du kannst ihn auch beim gehen befragen.“
Garrisons brummen wurde noch ein Stück lauter und ließ dann noch wiederwillig einen weitern Schwall an neugierigen Fragen über sich ergehen. Erst nach endlosen FünfMinuten löste sich das Mädchen wieder in Luft auf, so dass ihr Opfer erleichtert ausatmete.
„Wer was das Mädchen?“, fragte Garrison in die Runde.
„Meine Schülerin“, antwortete Shaldus.
„Elantia“, korrigierte Tenia schmunzelnd.
„Sie ist sehr neugierig. Wird sie noch öfter kommen?“
Shaldus nickte nur und zeigte dann vor sich, auf eine am Horizont auftauchende Bergkette.
„Dort beginnt Dur Kahrzad. Morgen werden wir da sein. Wir nehmen das Portal über die Schlucht und dann weiter zur Garnison des Lichtschildes“.
„Die Schlucht bin ich mal runtergefallen“, scherzelte Tenia und verdrängte wieder, mit aufgesetztem lächeln, eine alte Erinnerung.
„Bei den Zwergen heißt die Schlucht „Dip Cunnart“, erwähnte Shaldus beiläufig.
„Zwergenland ist auch Orkland“, bemerkte Garrison.
„Orks?“, fragte Tenia Missmutig und verbarg diesen nicht.
„Wenn ich mich nicht irre war vor ein paar Tagen der Nerloog. Beide Seiten sollten Friedlich sein.“
Garrison nickte zustimmend, nur Tenia blickte beide fragend an.
„Nerloog? Ist…was?“
„Der Nerloog ist eine abgesprochene Schlacht zwischen den Zwergen und den Orks. Damit beide Völker den Tod auf Ehrenhafte weise finden können“, sagte Garrison mit einem Ton der diese Art des Todes nicht gut hieß.
„Ähh. Also“, begann Tenia wieder fragend. „Die bringen sich gegenseitig um? Auf Absprache?“
„Der Orden des Lichts sorgte in den letzten Jahrhunderten dafür dass es zwischen den Völkern friedlich blieb. Für Zwerge und Orks, die nur ungern an Altersschwäche sterben, haben diesem Pakt miteinander beschlossen. Wenn der Nerloog allerdings beendet ist werden beide Seiten des Kampfes Müde sein“, antwortete Garrison.
„Allerdings wird eine Schlacht gegen die Askula eine willkommende Abwechslung sein. Zumindest hoffe ich das“, erwiderte Shaldus und hoffte innerlich dass er Recht behalten würde.
Theresia Elginier
Garnison des Lichtschildes
Auf eine gewisse Weise war es selbst für Theresia eine ungeheure Dreistigkeit. Die komplette Garnison hatte die Kaserne erst vor einem Tag verlassen und schon viel eine Bande kleiner fieser Goblins über das Gemäuer her. Ohne Gnade schlachteten sie das zurück gebliebene Personal ab, plünderten die Speisekammer und nutzen den Ort nun als neues Hauptquartier oder Heim oder wie auch immer Goblins den Ort nannten an dem sie hausten. Theresia war das egal, sie wollte diese kleinen Mistviecher lediglich aus der Kaserne vertreiben, was wiederum nur möglich war wenn sie den Häuptling tötete. Das sie das auf ihn ausgesetzte Kopfgeld einstreichen wollte unterdrückte sie in ihren Gedanken. Zu unehrenhaft war ihr Vorhaben. Goblins an sich waren tückische, hinterhältige kleine Monster. Einzeln keine ernst zu nehmende Gegner, aber in einer Gruppe, absolut tödlich selbst für Erfahrende Krieger. Sogar Oger und Orks fürchteten diese flinken Quälgeister. Allerdings waren Goblins ohne ihren Häuptling oder zumindest ohne einen Anführer, wie Hirnlose Kakerlaken die ihr Heil in der Flucht suchten wenn Licht auf sie viel.
Entweder fand sie den Häuptling in der Küche wo er es sich vor allen anderen den Wanst voll schlug oder er war in der Kommandozentrale, wo Wertvolle Teppiche und glitzerndes Geschirr selbst einer niedrigen Kreatur das Gefühl gaben, ein Anführer zu sein.
Auf ihre Schritte achtend folgte sie einer Blutspur, die von einem gliederlosen Torso, eines Angestellten, ausging und gradewegs in die Küche führte, aus der lautes Scheppern die Anwesenheit der Eindringlinge bestätigte. Ihre selbstgeschmiedetes Bastardschwert griffbereit und mit ihrem auf dem Rücken befestigtes Drachenschild, welches ebenfalls sofort verfügbar wäre, stellte sie sich an die Wand neben der Torbogen und versuchte die Anzahl der Gegner zu erlauschen.
Angespannt pustete sie eine Strähne ihres kurzen blonden Haares aus dem Gesicht.
„Fünf“, zählte sie und hoffte das das dumpfe, nicht goblinthafte, Grollen nicht das war was sie befürchtete.
Ohne ein Geräusch zu verursachen kniete sie sich ab und griff nach einem Fleischermesser, das wie auch andere Küchenutensilien in den Gang geworfen wurde. Auf der breiten Klinge spiegelte sich ein Goblintypisches Scenario. Mehrere der Wichte, sprangen über Tische, durchwühlten Schubladen und rüsteten sich mit Pfannen und Metallschalen aus, in dem sie sich die Teile um den Körper banden.
Erst als aus der Tiefkühlkammer ein Felsengoblin stapfte, zog sie das Messer zu sich und fluchte in sich hinein. „Scheiße!“ Felsengoblins waren doppelt so groß wie gewöhnliche Goblins. Außerdem wesentlich dümmer, wesentlich Rücksichtsloser und durch die Grausamkeit in ihren Adern, immun gegen jegliche Furcht. Das Kampfhalsband um seinen Hals, wie es Schamanen nutzen um Wilde Kreaturen fügig zu machen, erklärte auch warum er sich mit einfachen Steppengoblins abgab. Es wäre töricht sich mit dieser Gruppe anzulegen. Sie musste den Häuptling finden und den ihn begleiteten Schamanen. Wären beide tot, würde das Chaos losbrechen. Das wichtigste war das sie weiterhin unerkannt blieb.
„Du bist zu schwach! Ich würde das schaffen, trotz des Lichts“, flüsterte eine eisige Stimme in ihrem Kopf.
„Du mich auch“, flüsterte sie in Gedanken zurück. „Das ist meine Zeit.“
Dann schlich sie los.
Dank des Fells was sie unter ihren Metallstiefeln befestigt hatte, schaffte sie es bis in den zweiten Stock der Kaserne zu steigen. Wo wie üblich die Kommandozentrale lag. Einmal musste sie schnell in ein Zimmer flüchten, weil ihr ein paar der Viecher ihren Weg kreuzte. Dank ihrer leichten Ketterüstung die ihr allen Bewegungsfreiraum bot, schaffte sie dies ohne jegliches Geräusch.
„Eine feige Art“, flüsterte die eisige Stimme. Theresia ignorierte die Worte.
Sie war grade die Steinstufen herauf geschlichen als von außerhalb des Gebäudes menschliche Stimmen herauf tönten. Ein Blick durch ein Gangfenster verreit ihr das drei Menschen im Begriff waren die Kaserne zu betreten und sich über das offene Tor wunderten. Ein Mann in einer grauen Robe, ein Paladin und eine Frau. Hoffentlich machten die nicht sofort Lärm.
Doch da tönte schon eine laute Frauenstimme durch die Gänge. „Hallo? Jemand da?“
Und so blieb die Anwesenheit auch doch die Goblins nicht mehr unbemerkt.
Wildes Gekreische und Gejohle erfüllte nun die Gänge und eine Stimme die krächzend Befehle brüllte. „Tötet Eindringlinge. Raklet wollen Köpfe.“
Grade noch rechtzeitig hechtete Theresia in den offenen Ruheraum des Kommandanten und drückte die Tür zu, bevor eine wilde Meute blutdürstender Goblins vorbeirannte und die Steinstufen herunter Stürmte.
„Arme Irre“, dachte sie und schob sich langsam auf die Füße.
„Opfer“, flüsterte die eisige Stimme.
Der Kampflärm war bis nach oben zu hören. Die wilden Schreie der Goblins vermischte sich mit dem Kampfschrei einer rauen kräftigen Lunge und kleineren, nicht weniger lauten, Explosionen die klangen als würde jemand mit Feuerzaubern um sich werfen.
„Raklet bleiben hier. Sama bleiben hier. Sitze schön weich. Dikka bleiben hier“, krächzte wieder die Stimme. Der Häuptling musste gleich im Nebenraum sein. Nur eine Wand trennte sie von ihm.
Und wahrscheinlich hatte er neben dem Schamanen und noch eine Art Leibwache, wohl einen einfachen Goblin mit zwei Messern, bei sich. Mit denen würde sie fertig werden. Wenn sie sofort losstürmen würde könnte sie die Viecher überraschen. Doch ein dumpfes Raunen ließ sie in der Bewegung erstarren.
Was war das? Das war nicht der Häuptling und sicher nicht der Schamane. Noch ein Felsengoblin? Nein das Raunen klang zu dumpf.
„Ein Höhlengrom“, flüsterte die Stimme in ihrem Kopf. „Jetzt bist du am Arsch.“
„Man, halt die Fresse“, flüsterte Theresia zurück.
Höhlengrome standen den Felsengoblins in Sachen Grausamkeit in nichts nach, nur das diese Monster noch ein paar Kopf größer waren und deren Haut nahezu undurchdringlich war.
Sie müsste wohl doch auf die Nacht warten ehe sie sich diese kleinen, und großen, Monster vornehmen konnte. Ihr Nächtliches-Ich war um einiges Stärker aber auch unkontrollierbarer.
Theresia hatte ihren Gedanken grade zu Ende gebracht als das Geräusch von schnellen Schritten näher kam, die Tür des Raumes aufgestoßen wurde, die Frau herein stürmte, die sie grade am Eingang der Kaserne gesehen hatte. Keuchend warf sie sich gegen die Tür, nach dem sie etwas kleines Rundes in den Gang geworfen hatte.
Mit einem lauten „Boom“ explodierte etwas hinter der Tür und ließ etliche Goblinkehlen, die schmerzvoll auf schrien, schlagartig verstummen.
Theresia hatte reflexartig ihr Bastardschwert gezogen und musterte die Frau der die langen braunen Haare verschwitzt im Gesicht lagen. Diese schwarze Nietenhose und das hautenge Lederwams boten für direkte Zweikämpfe so gut wie gar keinen Schutz.
„Du heilige Scheiße“, rief Sie und war einen Augenblick später über Theresias Anblick genauso verblüfft wie Theresia von ihr.
Sofort gestikulierte Theresia ihr das sie nicht so laut sprechen sollte. Wenn der Höhlengrom mit bekam das sie hier waren, wären sie so gut wie tot. Doch die Frau war zu aufgebracht.
„Was machen die hier“, rief sie keuchend und suchte anscheinend bei ihrem fremden Gegenüber eine Antwort.
„Töte das Weib, schnell töte sie“, flüsterte wieder die eisige Stimme.
„Halts Maul“, brüllte Theresia und sprach damit sowohl die Stimme als auch die Frau an.
Keinen Augenblick später verfluchte sich selbst für ihre „zu laute“ Dummheit.
Eine Dummheit die prompt bestraft wurde, als ein gewaltiger Körper, brüllend durch die Wand brach, Theresia packte und durch das Gestein zog. Zu ihrem Entsetzen fand sie sich in den kräftigen Armen eines Höhlengroms wieder und ihr Bastard hatte sie auch fallen lassen.
„Töte Mensch! Töte Mensch“, brüllte der Häuptling, erkennbar an seiner Holzkeule und einem Lederhut, der aufgeregt von einem Bein aufs andere sprang und sich dabei hinter dem Schamanen versteckte, welcher sich mit bunten Federn schmückte und mit einem selbstgeschnitzten mit Fell umbundenen Stab hantierte .
Und der Höhlengrom gehorchte.
Brüllend schleuderte er Theresia zu Boden und trat ihr in den Rücken und so alle Luft aus ihrem Körper. Obwohl ihr Schild es verhinderte das ihr Rückgrat gebrochen wurde, knackte es in ihrem Brustkorb. Ein stechender Schmerz deute darauf hin das mindestens zwei Rippen gebrochen waren. Grade als der Grom ihren Kopf ins Visier nahm, kam die Frau durch die Wandöffnung gesprungen und rammte dem Ungeheuer das Bastard ins Bein. Wütend vor Schmerz ließ er von Theresia ab und schlug die Frau wieder in den Raum zurück. Leicht benommen hievte sich Theresia wieder hoch und wurde prompt von einer Feuerkugel, ausgehend vom Schamanen, in den Rücken getroffen. Wieder rettete der Schild ihr Leben, doch die Kraft des Zaubers schleuderte sie so durch den Raum, so das sie hart aufkam und raus aus dem Raum, in den Gang rutschte. Eine weitere Rippe musste gebrochen sein. Wie dem auch sei, sie hatte schon heftigeres Eingesteckt und überlebt. Allerdings brauchte sie dieses mal Moment um Luft zu holen, dann quälte sie sich stöhnen wieder auf die Beine und sah das sich der Grom der Frau zugewandt hatte und das der Schamane einen neuen Feuerzauber vorbereitete. So schnell sie konnte zog sie sich den Schild vom Rücken und drückte ihren Körper gegen das schützende Metall, als der Zauber sie traf. Wieder wurde sie durch die Luft und dieses mal gegen die Wand im Gang geschleudert. Nun war sie an einem Punkt angekommen an dem sie ihre Kraft verließ. Mit dem Bewusstsein kämpfend und an der Wand sitzend blickte sie in den Raum und sah wie die Frau Akrobatisch durch den Raum sprang und so dem Grom und den Feuerflüchen des Schamanen auswich. Die geschmeidigen Bewegungen und das blitzschnelle Reaktionsvermögen waren durchaus beeindruckend. Außerdem hatte sie etwas in der Hand was wie eine kleine Armbrust aussah, mit der sie auf dem Grom schoss, der immer wütender wurde.
Um dieses riesige Monster auf Abstand zu halten hatte sie eine kleine Kugel aus einem Beutel an der Hose gezogen und vor dessen Augen geworfen wo sie sich in einer kleinen grellen Lichtexplosion entladen und ihn geblendet hatte.
Schnell war sie auf den großen Kartentisch gesprungen und mit einem Satz hinter den Schamanen gelandet wo sie ihm in den Rücken schoß. Der Grom hatte in des sich den Tisch gepackt und Richtung der Frau geworfen welche gekonnt auswich, und den panisch kreischenden Schamanen zurück ließ. Krachend wurde dieser unter dem Holz vergraben und war aus dem Spiel. Gleichzeitig war die Frau genau vor die Keule des Häuptlings gesprungen, der auch gleich Gebrauch von seiner Waffe machte und sie so hart am Kopf traf das sie Bewusstlos zu Boden ging und dabei ihre Waffe verlor.
„Nein“, dachte Theresia. „So darf aufopfernder Mut nicht bestraft werden?“
Wütend brüllend bot sie noch einmal all ihre Kraft auf und ignorierte die Schmerzen in ihrer Brust. Mitten im Raum lag das Bastard. Mit einem weiten heroischen Sprung warf sie sich nach vorne in den Raum und schnappt sich beim aufkommen ihr Schwert. Haarscharf wich sie unter einem Schlag des Groms her, der sich nun wieder auf sie Konzentrierte, und rammte ihm das Schwert zwischen die Beine, dort wo ein normaler menschlicher Mann seine empfindlichsten Teile hatte.
Und Tatsache verriet das laute Aufheulen des Ungeheuers das sie eine Schwachstelle gefunden hatte. Völlig irritiert vom Schmerz, rannte der Grom gequält aus dem Raum und hinterließ eine Spur schwarzen Blutes. Als dann der Häuptling auch versuchte zu flüchten, vollführte Theresia nur eine leichte Handbewegung mit dem Schwert und schlug der schreienden Kreatur den Kopf von den Schultern. Das Gekreische erstarb sofort.
Stöhnend quälte sich die Frau auch schon wieder hoch und blickte hektisch nach den Feinden.
„Ist es vorbei?“, vorbei fragte die Frau während sie sich den Kopf hielt und die Stelle rieb wo sie die Keule erwischt hatte.
„Der Häuptling und der Schamane sind tot, sagte Theresia erleichtert und zeigte auf den geköpften Körper und die reglosen Gliedmaßen die unter dem schweren Kartentisch hervor lugten.
Wenn eure Begleiter so tapfer und gekonnt kämpfen wie ihr, wäre es möglich diese Mistviecher zu vertreiben.“
Immer noch schallte das schmerzvolle Gejaule des Groms durch die Kaserne, bis es mit einem male erstarb und etwas dumpf zu Boden viel.
„Tenia Bree“, stellte sich die Frau vor und reichte ihr die Hand.
„Theresia Elginir“, entgegnete Theresia und nahm den Handschlag an, als die Schmerzen in ihren Körper zurück fanden und sie sich stöhnend nach vorne beugen musste. Sie musste sich heilen. Neben den gebrochenden Rippen hatte sie sicher noch innere Blutungen. Geschwächt sackte sie auf die Knie und nahm nur noch verschwommen wahr, wie sich die Frau Namens Tenia über sie beugte und jemanden zu sich heran winkte. Sie wollte grade einen kleinen Heilzauber in ihrer Hand konzentrieren als sie der Schmerz übermannte.
Als Theresia wieder zu sich kam, lag sie auf dem wieder aufgestellten Kartentisch. Ihre Schmerzen waren… weg. Ruckartig richtete sie sich auf und betastete ihren Körper. Nichts. Sie war wieder vollkommen genesen.
„Na das ging ja schnell“, sagte Tenia lächelnd die neben dem Tisch stand und auf einen alten Mann zeigte der auf einem Stuhl saß und eine lange Pfeife rauchte, als sie das „Wie“ in Theresias Augen sah.
„Shaldus hat dich geheilt. Er ist ein Magier aus Atarnar. Mein Leibwächter durchstreift die Kaserne nach weiteren Goblins. Aber ich denke die Überlebenden sind alle geflohen.“
„Wie lange war ich Bewußtlos“, sagte Theresia leicht gehetzt und suchte nach einem Fenster um nach dem Stand der Sonne zu schauen.
„Nur ein paar Minuten“, antwortete Tenia gelassen. „Mit euch ist nun alles in Ordnung“.
„Dann ist es noch Tag?“, fragte sie wieder dieses mal ein Stück weniger gehetzt.
„Es ist immer noch später Nachmittag“, sagte Tenia verwundert und tauschte einen kurzen Blickwechsel mit Shaldus.
Und noch eher Tenia sich versah, war die junge blonde Frau aufgesprungen und hatte sich ihr Schwert und ihren Schild zusammen gesucht.
„Tenia Bree! Ich bedanke mich demütigst für eure Unterstützung und spreche hier mit eine Lebensschuld aus. Auch euch Magier bin ich zu Dank verpflichtet und möchte eine weitere Begegnung nicht unbelohnt lassen. Doch nun muss ich Fort.“
Mit diesen Worten machte Theresia kehrt, packte den abgeschlagenen Kopf des Goblinhäuptlings und lief aus dem Raum, die Steinstufen hinunter und aus der Kaserne. Tenia schaute noch aus einem Fenster im Gang und sah wie Theresia auf einem Pferd in Richtung Dur Kahrzad verschwand.
„Eine eigenartige Frau“, meinte Tenia die Stirn in Falten gelegt. „Aber eine zähe Kämpferin. Ich konnte mich gar nicht dafür bedanken das sie auch mein Leben gerettet hat“.
„Das wichtigste ist das sie lebt“, entgegnete Shaldus und erhob sich von seinem Stuhl.
Dann kam auch Garrison in die zerstörte Kommandozentrale.
„Diese Kaserne ist nun Frei von Goblins.“
„Hat wer vom Personal überlebt“, fragte Tenia, doch sie ahnte es schon und Garrisons leichtes Kopfschütteln bestätigte ihre Vermutung. „Wie kommts eigentlich das diese Viecher sich hier eingenistet haben?“
„Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch“, antwortete Shladus und machte sich daran ebenfalls die Kaserne zu verlassen.
„Hier finden wir keine Verbündeten mehr oder sonst etwas was und dienlich sein könnte. Wir sollten gehen.“
Garrison und Tenia nickten zustimmend und machten sich wieder mit auf den Weg.
Nun wo das Gebirge immer näher kam wurde auch der Weg steiniger und selbst die Bäume hatten etwas unnatürlich Massives an sich. Als die Kaserne hinter einer leichten Erhöhung verschwunden war, musste Tenia ihren Leibwächter dann doch etwas fragen was sie erst runtergeschluckt hatte.
„Sag mal Garrison. Was hast du empfunden als du die Kaserne des Lichtschildes so zerstört gesehen hast?“
„Nichts“, antwortete der Paladin knapp und beließ es bei seiner Antwort.
Tenia bemerkte das sie wieder nicht weiter kam bei ihrem Leibwächter und änderte ihre Taktik.
„Du bist doch mein Leibwächter. Das heißt das du alles tun musst was ich dir sage.“
„Nein“, antwortete Garrison wieder knapp. „Nur euer Leben schützen.“
Hätte er jetzt „Ja“ gesagt hätte sie ihm befohlen mit ihr zu reden.
„In der Kaserne wäre ich aber fast Hopps gegangen“, stichelte sie ihren Beschützer in der Hoffnung das Eis zwischen ihnen zu brechen.
„Bleibt nächstes mal in meiner Nähe und rennt nicht weg. Dann geschieht euch auch nichts“, konterte Garrison kalt und hatte damit Tenia sinteresse an einer Unterhaltung im Keim erstickt.
Schmollend zog Tenia ihre Jishin, die sie fast in der Kaserne vergessen hatte, aus dem halfter und Kontrollierte sie auf Schäden. Bis zur Rast an einer Lichtung sollte kein Wort fallen.
Nekromantie
Und es war mitten in der Nacht als Tenia aufwachte. Normalerweise müsste sie wie ein Stein schlafen können, schon wegen des recht Kräftezehrenden Kampfes in der Kaserne. Es hatte doch seine Vorteile einen Magier bei sich zu haben der alle möglichen Heil- und Erholungszauber kannte.
Seufzend schaute sie auf ihren schlafende Leibwächter. Sie konnte sich nicht vorstellen das ihn das alles so unberührt ließ. Wie war das noch? Durch einen Fehler seinerseits waren Menschen gestorben und davon hatte er sich nicht erholt? War das der Grund warum er so kühl und abgeklärt reagierte? Auf jeden Fall wollte er nicht ihr Leibwächter sein. Trotzdem hatte er versucht sie zu schützen. Es war ja wirklich ihre Schuld dass sie fast gestorben wäre.
Und Shaldus mit seiner Schülerin. Diese Elantia hatte eine Art an sich die sie nicht Verstand.
Sie war doch schon gut 16 Jahre alt und war trotzdem von einer Aura eines kleinen Kindes umgeben.
Und dann dieser Stein um ihren Hals der ihre Gefühle verschluckte. Warum brauchte sie den?
Tenia wusste das sie die Nacht wohl wach liegen würde.
Über ihr flackerte wie jede Nacht die Purpur leuchtende Kuppel. Das Schild das sie Nachts vor wilden Tieren oder feindlich gesonnen Wesen schützen sollte.
Wenn schon nichts rein kommen konnte, vielleicht könnte aber…
Sie musste es ausprobieren. Leise richtete sie sich auf und fasste in Richtung des Leuchtens.
Es wäre doch Absurd wenn ihr bei Berührung die Hand abfallen würde.
Und tatsächlich konnte sie ohne Mühe ihre Hand durch den Schild strecken.
„NA dann“, dachte Tenia und stand auf. Vorsichtig verließ sie die Kuppel und stellte sich zur Sicherheit nochmal hinein.
Sie konnte rein und raus gehen wie es ihr passte. Aber wenn sie es konnte. Konnten dann es dann auch Andere? Dann wäre das Schild vollkommen nutzlos. Vielleicht war es ja nur eine Trick von Shaldus um sie in Sicherheit zu wiegen.
Über ihr strahlte ein fast ausgefüllter Vollmond und badete den Wald vor ihr in ein seichtes magisches Silber und dank ihrer Elfischen Augen war es hell genug um nicht über die eigenen Füße zu stolpern.
Sie war nun drei Tage in Begleitung, etwas Abstand würde ihr gut tun. Andererseits sollte sie sich nicht von der Gruppe entfernen.
Egal.
Jetzt wo sie stand konnte sie auch ein wenig bewegen und als ob irgendjemand ihr Bedürfnis erhört hätte, glänzte am anderen Ende der Lichtung etwas Helles auf.
Eine Frau in weiß und hinter Jemand Großes, mit etwas auf dem Rücken, der schwerfällig hinter ihr her trottete.
Von der Neugier gepackt, spurtete sie leise los, zu der Stelle wo die beiden Gestalten im Wald verschwunden waren und folgte dann lautlos einer gut sichtbaren Spur aus abgeknickte Sträuchern und tiefen Fußabdrücken. Dabei heilt sie immer einen respektablen Abstand. Wer weiß was für Kreaturen das waren.
Sie folgte der Spur eine kurze Weile bis sie an eine Stelle kam wo der Wald schlagartig aufhörte.
Vor ihr offenbarte sich ein Kreisrunder Platz, bestehend aus grauer Erde auf der kein Grashalm sich zu blühen traute.
Vorsichtig hockte sie sich hin und nutze den Schutz der Natur um nicht erkannt zu werden.
In der Mitte stand die Frau in Weiß. Sie trug ein weites weißes Kleid, hatte glänzend weiße Haare und ein makellos weißes Gesicht. Einzig ihre Augen glänzten in einem dunklen Violett.
Neben ihr stand ein fetter nackter Oger, lediglich mit einem Fell bekleidet, das er ungeschickt um die Hüfte trug. Auf dem Rücken hatte er einen Sack geschultert, aus dem es tropfte.
Nur einen Moment später schwebte jemand von der anderen Seite des Walds aus dem dunkel und stellte sich vor die weiße Frau. Es war ein Elf, ein dunkel Elf. Ein Drow. Mit langen weißen Haaren und einem dunklen Gewand. Seine Augen funkelten ebenfalls in einem dunklen Violett.
Beide sprachen nicht, sondern schauten sich nur an. Dann mit einem rascheln sprang noch eine weitere Person in den Kreis. Wesentlich Unmysteriöser landete sie einfach auf der Erde. Es war eine Frau, ebenfalls eine Drow, nur mit kurzen roten Haaren und schwarzer hautenger Kleidung.
Ihre Augen leuchteten mehr Rot als Violett.
Sie sah deutlich gehetzter und angespannter aus als die anderen Beiden und so wie der Oger hatte sie auch einen Sack geschultert.
„Beginnt“, sprach der Drow mit einer zu ihm unpassend Maskulinen Stimme und trat ein paar Schritte zurück.
Was immer das für ein Ort war, er sorgte bei Tenia für eine Gänsehaut. Etwas unheimliches lag dem Sandkreis inne.
Plötzlich spürte Tenia des Jemand neben ihr war. Ruckartig waren ihre Finger am Dolch und hielt die Klinge einem grinsenden Mädchen an den Hals, das sie gut kannte. Tenia schluckte ihren Schrecken runter und presste gereizt die Lippen zusammen, um nicht los zu fluchen.
„Elantia! Was machst du denn hier?“, zischte sie die junge Magierin böse an, die nur mit einem breiten grinsen antwortete. „Das ist viel zu gefährlich für dich.“
„Mir is langweilig“, flüsterte sie zurück und war schon von dem Scenario vor ihr gefangen und hatte nur noch Augen für das was im Kreis vor sich ging.
Tenia hoffte in brünstig das dieses Seltsame Ereignis so lange dauerte das sie von alleine wieder verschwand.
Und Hoffentlich machte sie nichts Auffälliges.
Vor ihrem inneren Auge sah sie schon wie das Mädchen auf sprang und vor Freude in die Hände klatschte.
Die Frau mit den roten Haaren und der Oger hatten den Inhalt ihrer Säcke gelehrt und ein widerlicher Gestank von Verwesung breitete sich aus.
Einzelne Gliedmaßen und andere Körperteile, wohl eines Menschen, lagen in einem Haufen aufeinander und tropften. Elantias Kinnlade viel vor Faszination Erstaunt herunter, als ihr klar wurde das die Teile frisch sein mussten. Tenias Augen weiteten sich leicht.
Der Oger schritt nun zur Seite und die Drow und die weiße Frau stellten sich an den Rand des Kreises, so das Tenia und Elantia alles, von der Seite, sehen konnten. Mit einer Handbewegung deutete der Drow auf die weiße Frau und gestikulierte ihr zu beginnen.
Wie in Trance begann sie mit einfachen Bewegungen und vollführte einen seltsam anmutigen Tanz. Indessen leuchteten ihre Hände in der gleichen Farbe wie ihre Augen auf und ein seidener Strahl traf den Haufen aus Körperteilen, aus dem Sack des Ogers.
Auf magische Weise setzten sich nun die Körperteile langsam zusammen und formten so wieder den Menschen zusammen, der er war, bevor dieser gestorben war. Unnatürlich hängend stand da wieder ein Mensch, der nun langsam und mit einem gurgelnden stöhnen, auf die weiße Frau los schlurfte.
Als der Drow zufrieden nickte vollführte die weiße Frau wieder eine tranceartige Bewegung und ließ mit einem weiteren seidigen Strahl den Untoten wieder in seine Einzelteile zusammenfallen.
Mit sich selbstzufrieden grinste die weiße Frau und blickte arrogant Fordernd zu ihrer Nebenbuhlerin.
Der Drow gestikulierte nur seiner Artgenossin zu beginnen.
Doch anstatt eine Tranceartige Bewegung oder eines Tanzes, schnippte sie nur mit der rechten Hand.
Dieses mal setzte sich ihr Haufen zu einem…etwas zusammen was es vorher war.
Die Beine waren menschlich, ein Arm war Goblinhaft, der andere Arm ähnelte mehr dem eines Zwerges. Der Kopf hatte ebenfalls etwas Goblinhaftes. War das nicht der Kopf des Goblinhäuptlings? Auf jeden Fall sah diese Kreatur immens Grotesker aus. Aber auch diese Kreatur stöhnte und schlurfte auf ihren Beschwörer zu.
Der Drow nickte zufrieden. Wieder schnippste die Beschwörerin und die Kreatur fiel wieder in ihre Einzelteile zusammen. Was sie jedoch nicht sah, war das die Frau in Weiß heimlich einen Zauber gemurmelt hatte. Die Kreatur war grade zusammen gefallen, da setzte sie sich auch schon wieder zusammen und schlurfte auf die Drow zu. Wieder schnippste diese. Die Kreatur viel zusammen, setzte sich jedoch abermals zusammen. Die Frau in Weiß kicherte, was die Drow zu Weißglut trieb. Mit einem bedrohlichen raubtierhaften Fauchen sprang sie auf die Kreatur zu und riss sie mit bloßer Kraft auseinander und warf die Gliedmaßen in den Wald, wo sie aller Magie enthoben, liegen blieben. Dann fauchte sie die Frau in Weiß, noch einen Tacken bedrohlicher, an und machte sich zum Sprung bereit, als der Drow sich einmischte.
„Genug“, rief er nicht laut aber bestimmend.
Das grinsen der weißen Frau erstarb augenblicklich und selbst die Drow, fügte sich, wenn auch nur widerspenstig.
Zwar lag noch ein Hauch von Gefahr in der Luft. Trotzdem verneigten sie sich leicht voreinander und funkelten sich nur gehässig an.
„Vor nicht allzu langer zeit wart ihr noch Zehn Schüler. Die Ausbildung ist nun abgeschlossen. Ihr seit die einzigen Beiden die Überlebten. Ich ernenne euch zu vollwertigen Nekromanten.
Geht nun in die Welt hinaus, sucht euch einen Fürbitter und verfeinert eure Fähigkeiten.“
Mit diesen Worten verneigte sich der Drow und verschwand leichtfüßig wieder in der Dunkelheit.
Er war grade verschwunden als die Feindschaft der beiden Frauen wieder aufflammte und zu eskalieren drohte.
Sofort fauchte die rothaarige Drow wieder bedrohlich auf und auch der Oger brummte gefährlich und stellte sich schützend vor die weiße Frau.
Als auf einmal, und für die Frauen völlig unerwartet, der Drow noch einmal auftauchte und sich an seine Schülerinnen wandte.
„Und räumt hier noch auf. Das ist Sündhafter Boden und sicher werden noch andere ihre Prüfung hier absolvieren.“
Dann verschwand er wieder im Dunkel und ließ die sich verwirrt anschauenden Frauen zurück.
Irritiert über ihren Meister und wohl aus Angst das der ein weiteres mal zurück kehrte, vergaßen sie ihren Zwist. Der Oger und die Drow sammelten die Körperteile wieder zusammen und stopften sie in den Sack.
Als erstes verschwand die Rothhaarige mit einem weiten Sprung im Wald.
Das war das Zeichen für Tenia auch zu verschwinden
„Jetzt weg hier, Elantia“, flüsterte sie zur Seite und musste feststellen das das Mädchen längst verschwunden war.
Und als hätte sie es geahnt machten sich die Nekromantin und ihr Begleiter wieder daran den Weg zurück zu gehen den sie gekommen waren.
Absolut Geräuschlos krabbelte sie ein Stück zur Seite und suchte Schutz hinter einem dicken Baum, als Beide an ihr vorbei Schritten.
Für einen Augenblick gefror Tenia das Blut in den Adern als der Oger stehen blieb, in der Luft schnüffelte und in ihre Richtung schaute. Zu ihrem Glück pfiff die Weiße den Riesen gleich wieder zu sich, welcher sofort gehorchte.
Sicherheitshalber wartete sie noch eine Weile bevor sie sich auch aufmachte und den zurück zum Nachtlager Schritt. Hier und da huschten kleine Tiere durch das Gehölz die gewiss vom Geruch des blutenden Fleisches angelockt worden waren. Mit Argwohn schlichen sie um den Erdkreis, trauten sich aber nicht hinein.
Ein gefährliches Knurren verriet ihr aber das nicht nur kleine Tiere vom Blut angelockt wurden.
Zähnefletschend schlich ein kleines Wolfsrudel auf sie zu. Sie hätte kämpfen können. Doch dann würde sie die Nacht gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Noch bevor der erste Wolf auf sie zu sprang, lief sie los. Schnell war sie wieder an Waldlichtung und auf gradem Weg auf die Purpurne Kuppel zu.
Mit einem Hechtsprung tauchte sie in den Schutz der Kuppel ein. Die Wölfe die die Kuppel ignorierten und auf ihr Opfer zu sprangen, prallten von dieser ab. Garrison war sofort wach und hielt sein Claymore erst Tenia bevor er die Wölfe sah, die lauernd um die Kuppel herum liefen. Es dauerte noch einige Zeit bis die Tiere wieder im Wald verschwanden.
Erst Askula und prügelnde Paladine. Dann Goblins und Nekromanten.
Ob sie auch mal wieder einen normalen Tag erleben würde.
Dieselbe Nacht, ein anderer Ort.
Tumun Khaz mochte sicher nicht die schönste Stadt im Reich der Zwerge sein, aber fraglos die Nachtaktivste. Grob übersetzt bedeutete ihr Name so etwas wie „Hohler Zwerg“ was mit unter an den Zehn Tavernen lag in denen sich das Volk der Berge gerne mal dem Suff hingab.
Kaum zu glauben das diese Stadt eigentlich Menschen beheimatete.
Einst ein Paradies für Händler jeglicher Art war dieser, im Schatten Dur Kahrzads liegende, Ort nun eine Anlaufstelle für Kneipenschläger und Möchtegernkrieger.
Zu selten schauten Paladine des Lichtordens nach dem rechten.
Türen waren stets verschlossen und die Straßenlaternen brannten die Nacht hindurch.
Und trotzdem trauten sich die meisten nur in Begleitung auf die Straßen wenn die Sonne versunken war und das Gesindel der Nacht aus ihren Löchern kroch.
Mal abgesehen davon war Tumun Khaz am Tag eine belebte alte Stadt die ihre Gemütlichkeit in Form einer ansehnlichen Rassenvielfalt definierte.
Wenn man mal die üblichsten Aufzählte wanderten neben Menschen und Zwergen auch Najari, Taun, Drow, Gnome, Waldtrolle, Elfen, Drow und selbst der ein oder andere Gesellschaftfähige Ork oder Goblin, durch die schmalen Gassen.
Als Händler machte man sich halt keinen Namen wenn man sich bei der Auswahl seiner Kunden zu Kleinkariert zeigte.
Ferner kam hinzu das sich kein Volk besser auf das Bier brauen verstand als das der Zwerge und so blieb es nicht aus das selbst aus den entlegensten Winkeln des Kontinents die Völker anreisten um sich einen Humpen zu genehmigen.
Die Politik der Zwerge war Simpel. Hast du Gold oder etwas vergleichbar Wertvolles bei dir, warst du ein gern gesehener Gast. Warst du Pleite wurdest aus der Stadt geworfen. Bettler gab es nicht.
Wer sich verschuldete oder unverschuldet in Armut geriet konnte sich einen Kredit nehmen.
Aber soweit war es seit der Entstehung noch nicht gekommen.
Einzig kleinere Verbrechen und Raube versuchte man seit der Zeit des Lichtordens in den Griff zu bekommen.
Diese unverschämt strenge Art wie dieser Orden für Gerechtigkeit sorgte, nötigte sogar eine friedfertige Kreatur zu einer heimlichen Gewalttat.
Selbst König Thraem Steinherr beschimpfte das Vorgehen des Ordens als „Aggressive Freundlichkeit“ und stand damit nicht alleine.
Kromik
Die Nacht war angenehm Warm und Windstill als ein Zwerg die Schenke „Kipp´n Weg“ verließ und die schwere Holztür wieder ins Schloss trat. Seinen Fußlangen Mantel ließ er bis auf einen zwei Knöpfe, auf.
Er war Zwergentypisch breit gebaut und reichte einem Ausgewachsenen Menschen bis zum Hals. In seinem Vollen Goldbraunen Bart fanden sich wie jede Nacht deutliche Spuren von Met und Fleischresten wieder und seine Wangen glühten in einem „Ich habe eindeutig zu viel gesoffen“ Rot.
Dann torkelte er los und bemerkte nicht das er von einem weiter entlegenen Dach aus beobachtet wurde.
Ernier war hellwach und deutete , seinen stämmigen Kumpanen, Honk und Warren an das er ein Opfer ausgespäht hatte. Normalerweise verfolgten sie ihre Opfer bis zu deren Haustür. Sobald dann der Schlüssel steckte schlugen sie die arme Seele nieder und räumten die Bude leer. Dieses mal wollten sie mehr. Dieses mal wollte er mehr. Es war das letzte Opfer. Die verängstigten Augen, bevor er den Mann niederschlug.
Außerdem taten Honk und Warren alles was er sagte. Er war der Anführer. Eine derartige Macht zu besitzen erregte ihn. Dieses mal wollte er einen Zwerg und das auf eigenem Terrain. Es wäre zwar nicht fair jemanden zu überfallen der einen Kopf kleiner war als er und seine Leute. Andererseits waren Zwerge für ihre eigensinnige Kampflust bekannt. Soll dieser doch mal zeigen was er so drauf hatte.
Minuten lang sprang Ernier nahezu Geräuschlos von Dach zu Dach. Honk und Warren folgten dem Zwerg vom Boden aus, um sich zu gehen das dieser nicht auf einmal verschwand. Obwohl, so wie dieser Typ abgefüllt war, machten weder seine Bewegungen noch der Weg den er einschlug einen Anlass zur Besorgnis. Nach nur kurzer Zeit fand sich der Zwerg in einer Sackgasse wieder und wunderte sich schwankend wo er sich befand.
Das war Erniers Zeichen und zog seinen Schaal bis über die Nase hoch. Als der Zwerg sich wieder umdrehte, sprang er vom Dach und landete klatschend in einer seichten Pfütze, hinter seinem Opfer. Durch seine Maske blickte er auf den kleinen Mann herab und winkte seine Leute heran. Der Zwerg äugte erst ihn, dann die beiden anderen belustigt an.
„Wasch scheit ihrn für Welsche?“
Selbst sicher zog Ernier seinen Dolch und warf ihn von einer Hand zu anderen hin und her.
„Ich bin dein schlimmster Alptraum, Kleiner“, fuhr er den Zwerg respektlos an und grinste zu seinen Leuten die mit einem widerlichen glucksen antworteten.
„Und wör schind dann die“, sagte der Zwerg mit dem Gleichgewicht kämpfend und deutete auf Honk und Warren.
Hatte dieser Wicht das nicht kapiert?
„Ey man, du Spinner, gib mir dein Geld“, fauchte Ernier und hielt seinem Opfer das Messer unter die Nase.
Wieder grinste der Zwerg.
„Hey, Süscher. Wen du wasch brauscht, (Hicks) leih isch dir wad. Aber die beidn andren Schen böse ausch.“
Ernier stieg die Zornesröte ins Gesicht.
„Packt ihn“, brüllte er seine Leute mit einer Stimme an die sich wie ein heiserer Vogel anhörte.
Schnell waren Beide, mit ihren Knüppeln, beim Zwerg, stockten jedoch in ihrer Bewegung als dieser sich zu ihnen drehte und seinen Mantel aufschlug.
„Ähm, Boss“, sagte Warren unsicher und wich mit Honk wieder einen Schritt zurück.
„Was“, brüllte Ernier durch knirschende Zähne erst und staunte dann ebenfalls nicht schlecht, als der Zwerg seinen Mantel über die Arme zu Boden gleiten ließ.
Der kleine bärtige Mann, der immer noch besoffen grinste, trug eine Art dünne Metallrüstung, in der die Blätter einer Axt eingelassen waren, die auf glänzendem Metall wie ein Muster wirkten.
Zwei Blätter lagen auf Brusthöhe, zwei auf Schulterblatt Höhe.
Und als wenn es das Selbstverständlichste für seine Finger wäre, zog der Zwerg die Blätter an der stumpfen Seite aus der Rüstung. Sofort flutschte je ein Stil aus dem Metall und ein leises „Klick“ verriet das die Schäfte eingerastet war und sich nun greifen ließen.
Von einer Sekunde auf die andere war aus dem besoffenen Zwerg, ein bedrohlicher Zwerg geworden, was sich in den eingeschüchterten Augen der anderen drei zeigte.
„Ey“, setzte der Zwerg an und ließ die Wirkung seine Bedrohlichkeit durch langsames wanken verpuffen. „Wnn ihr misch angreifts, (Hicks) musch i eu… musch i… musch i eu dötn.“
Bei Honk und Warren zeigte diese Ansprache Wirkung, nur Ernier schenkte dem keine Beachtung. Aber auch er wollte sein Opfer nun mir Vorsicht genießen.
„Man ihr Waschlappen“, fuhr er seine, dem Zwerg eigentlich Körperlich überlegenden Mannen, an.
„Der ist Sturzbesoffen. Jetzt schlagt dem die Birne ein.“
In Honks Kopf ratterte es nun gut sichtbar. Irgendwie hatte ihr Boss ja recht. Was kann ein besoffener Zwerg schon gegen zwei kräftige Männer ausrichten, gleich wohl der kleine Mann nicht von schmächtiger Statur war. So war es dann die Angst und der Respekt vor Ernier, der ihn die Keule heben ließ. Mit zwei weiten Schritten war er wieder beim Zwerg und schlug zu. Dieser wich überraschend agil zur Seite und ließ seine Axt, zu schnell für das Auge durch die Luft zurren.
Die Keule knallte auf den Boden. Verwundert schaute Honk auf sein Handgelenk, über dem sich eine rote Linie zog und sich schmatzend vom Arm trennte. Nicht in der Lage diese Situation zu realisieren, schaute er nur verwundert auf seinen Armstummel, aus dem das Blut herausquoll. Dazu bemerkte er dass etwas Blut von seinem Kinn tropfte. Als etwas in seinem Gesicht knackte und nur einen Moment später sein Schädel sich in zwei Teile spaltete und zu beiden Seiten auseinander viel. Doch das bekam er gar nicht mehr mit. Leblos sackte sein Körper zu Boden, was Warren dazu veranlagte seine Keule zu heben und auf den Zwerg zu zustürmen. Mit all seiner Kraft ließ er seine Keule niederfahren, während der Zwerg mit der gleichen Attacke antwortete. Splitternd drang die Axt durch das Holz und steckte nur einen Augenblick später ins Warrens Schädel. Als auch er dann tot zu Boden viel, drehte sich der Zwerg dann wankend zu Ernier um, der nun überhaupt nicht mehr wusste was geschah.
Er sollte Weglaufen, seine Leute waren tot. Wie konnte das geschehen?
„Wer bist du“, fragte er den zitternd den besoffenen Axtschwinger.
Dieser wiederum schien zu überlegen wie er hieß und verdrehte seine Augen Richtung Stirn.
Diese Ablenkung nutzte Ernier aus. Mit einem hohen Sprung war er an der Wand hinter sich und stieß sich ab. In seiner Panik versuchte er die Flucht nach Vorne. Und er hätte den Zwerg mit vollem Schwung seinen Dolch in den Kopfgerammt, wenn dieser nicht schon längst unter ihm gestanden hätte und nicht nach ihm geschlagen hätte.
Mit Leichtigkeit landete Ernier hinter dem Zwerg und wäre am liebsten los gelaufen wenn nicht ein seltsames Gefühl seine Füße durchströmen würde.
Erst als er einen Schritt versuchte bemerkte er kein Gefühl mehr in den Fersen hatte und warmes Blut seinen Schuh einnäste.
Schmerzvoll viel er nach vorne und sah sich nicht mehr in der Lage aufzustehen.
Nun wo er hilflos auf dem Bauch lag und er begriff das verloren hatte, füllten sich seine Augen mit Tränen und sein Bewusstsein mit Panik.
Doch anstatt ihm den Todeshieb zu geben setzte sich der Zwerg neben ihn, legte seine Äxte ab und kramte eine kleine Pfeife aus seinem Mantel, ehe er jenen wieder zur Seite legte.
„Ach ihr Menschen“, begann der Zwerg mit eine ruhigen, sanften Stimme aus der jegliche Betrunkenheit gewichen schien.
„Warum fragt ihr immer erst nach dem Namen eures gegenüber wenn ihr von diesem Beeindruckt seit? Wir hätten uns auch vorher vorstellen können. Hallo, ich bin Kromik, Zwerg und Berserker. Dann hättest du dich vorgestellt. Hallo, ich bin ein Trottel. Dumm genug um mich mit euch anzulegen.“
„Bitte töte mich nicht“, jammerte Ernier, während ihm das Blut langsam aus den Schuhen tropfte.
„Dich töten? Hm, mal schauen. Sobald du mir deinen Wert bewiesen hast, reden wir über Leben und Tot. Aber nun stellen wir uns erst mal vor. Also, ich bin Kromik, Zwerg und Berserker. Jetzt du.“
„Ich tue alles was du willst. Aber töte mich nicht“, jammerte Ernier nun eine Stufe energischer.
„Hör mir doch mal zu. Wie heißt du?“
„E E Ernier“, stotterte Ernier während Kromik seine Pfeife mit einem Streichholz entzündete und die ersten Züge in die Luft paffte.
„Freut mich dich kennen zu lernen… wie war das? Ernie?. OK Ernie, jetzt haben wir schon einmal eine Basis. Nun zu deiner Tat. Du wolltest mich bestehlen und wahrscheinlich auch töten. Wenn du jetzt aus armen Verhältnissen stammst und du Geld stiehlst um überleben zu können, würde ich deinen Mut und deine Verzweiflung verstehen. Es wäre sonst wenig Ehrenhaft jemanden zu überfallen der kürzer gewachsen ist und obendrein noch besoffen.“
Ernier hatte sich inzwischen einem kläglichen geschluchzte hingegeben. Was redete der Zwerg da nur? „Ich will nicht sterben.“
„Na komm, Ernie. Lass uns mal darüber reden. Du wolltest doch gar nicht mein Geld. Do wolltest dieses geile Gefühl jemanden abzustechen. Nach dem du deine Leute auf mich gehetzt hast.“
Ernier zuckte erschrocken zusammen.
Kromik genoß weiterhin seine Pfeife.
„Na gibs schon zu“, flachste Kromik und stieß Ernier Kumpelhaft gegen die Schulter.
„Jemanden zu treten der schon am Boden liegt und anderen sagen was sie tun sollen. Ein paar Typen die dir ergeben gehrochen und alles tun was du willst. Und du brauchst nur noch den Rest machen.
Na gib es schon zu. Ihr Menschen seit doch so. Ich kenne viele Tiere denen richtig einer abgeht wenn die etwas jagen. Gut, ihr Menschen jagt nur wenn noch andere mitmachen, da ihr alleine ja recht Feige seit. Na gib es schon zu. Du wolltest es mir mal so richtig zeigen. Ich liebe auch eine gewisse Überlegenheit. So drei gegen einen.“
Ernier fühlte sich immer schwächer, aber es war irgendetwas in den Worten des Zwerges das ihm das Gefühl gab das zu sagen was ihm weiterhin im Kopf herum schwirrte.
„Jah“, hauchte er über den Boden und fand aus einem nicht erfindlichen Grund seine Gier wieder.
„Hilf mir und arbeite für mich. Giere mit mir nach Stärke.“
Derweil erhob sich Kromik wieder und nahm seine Äxte auf.
„Tja, Ernie. Damit hast du bewiesen das du es nicht Wert bist zu leben.“
Mit einem kurzen schnellen Hieb durchs Erniers Nacken besiegelte er seinen tot.
„Drei gegen Einen ist erst interessant, wenn man der Eine ist.“
Dann schob er die Stiele in die Beilblätter zurück und setzte beide wieder in die Rüstung ein.
Genüsslich seine Pfeife rauchend und die drei Leichen achtlos hinter sich lassend, verließ er die Gasse und suchte wieder leicht torkelnd die Straße zur Bergfestung.
Hoffentlich hatte Meow nichts mitbekommen.
Von Holzheim
Der dritte Tag, nach den sie Parvare verlassen hatte war angebrochen und Tenia begrüßte die noch nicht ganz aufgegangene Sonne mit weit geöffnetem Mund und einem Geräusch das ihren Nächtlichen Spaziergang zu verraten drohte. Garrison hatte, in der Nacht, keine Fragen gestellt und war einfach wieder eingeschlafen. Genussvoll streckte sie ihre Arme gen Himmel und gähnte dem weiten Gebirge vor sich kraftlos entgegen. Wie konnte sie auch ahnen das der Magier bereits zwei Stunden nach ihrer Walderkundung wieder weiter marschieren würde. Den dritten Tag waren sie nun unterwegs. In ein paar Stunden würden sie Thumun Khaz erreichen. Mit einem Gaul oder einem Emu hätten sie den Weg in der Hälfte der Zeit zurück gelegt. Sie neigte nicht zum quengeln und ihre Füße waren weite Wege gewohnt. Aber irgendwas nagte an ihrem Bewußtsein. Sie kannte Thumun Khaz und wie fast jede andere Erinnerung war auch diese Stadt nicht mit Guten verbunden. Selbst der gut gepflasterte Weg machte es da nicht besser. Mal abgesehen davon würde der Magier jetzt bald an sein Ziel gelangen und dann würde sie zurück kehren. Es erschreckte sie innerlich wie tagtäglich die Gleichgültigkeit in ihr gewachsen war. Insbesondere was das Schicksal der kleinen Stadt anging die sie solange ihr Heim nannte und das ihrer Freundin, die ihr das Leben rettete und ein neues Schenkte. In der kurzen Zeit die sie nun fort war hatte sie ungewollt mehr erlebt als in den letzten zwei Jahren. Doch entschädigte das ihren Entschluss. Musste sie unbedingt etwas Neues erleben? Brauchte sie stets den neusten Kick?
„Hier lang, Miss Bree“, sagte Shaldus und riss Tenia aus ihren Gedanken. Leicht irritiert bemerkte sie dass sie an einer Kreuzung stand und dabei war den Weg Richtung Süden fortzusetzen.
„Zu den Zwergen, müssen wir Richtung Osten. Im Süden sind…“
„…die Elfen“, vollendete Tenia den Satz und sprach die Rasse bewusst in einem Ton aus der weder auf Abneigung noch auf Respekt schließen ließ.
Shaldus war schlau genug um nicht nach zu harken. Zu offensichtlich war ihm der Zwiespalt mit dem die junge Frau zu kämpfen hatte. Man hätte glauben können sie hätte mit wenigen Jahren schon mehr gesehen haben musste als man ihr auf den ersten Blick zutraute.
Der Paladin war hingegen durch und durch undurchsichtig. Die wenigen Gefühlsregungen seinerseits, waren kalt und empfindungslos. Er hatte einen Befehl erhalten und diesen erfüllte er.
Dann kroch die Sonne hinter Dur Kahrzad hervor. Weite grelle Strahlen suchten sich ihren Weg über graubraunes Gestein und tauchte es in ein sorgloses Gold.
Shaldus wußte nicht was es war, aber es war etwas an Tenia das ihn glauben ließ das sie in jede Himmelsrichtung gehen wollte, nur nicht nach Osten.
Der Weg nach Süden, stieg ein Stück an und schien dahinter wieder zu fallen, so das man nicht sehen konnte was dahinter lag.
Tenia schaute nahezu Hingebungsvoll auf den Weg. Zu gern hätte sie diesen Weg eingeschlagen, als sich Hufgetrappel in ihre Ohren legte. Vor Tenias Augen bog einen überdachter Holzkarren, gezogen von zwei Zugpferden über die Kuppe, begleitet von zwei bewaffneten und vermummten Personen, die als sie die Drei an der Kreuzung stehen sahen, sofort ihre Schwerter zogen. Reflexartig war Garrisons Hand am Griff seines Schwertes.
Die Pferde stoppten auf der Kuppe.
„Wer seit ihr und was wollt ihr“, rief die linke Person und verriet sich durch seine Stimme als Mann.
„Drei Reisende auf dem Weg zu den Zwergen“, rief Shaldus und deutete Garrison an seine Waffe stecken zu lassen.
Der Mann beriet sich flüsternd mit der Rechten Person, der eine Art Katzenschwanz aus der Hose lugte, und klopfte im Anschluss daran an den Karren, aus dem nur Sekunden stieg ein stämmiger junger Mann herunter.
Er musterte ebenfalls die Drei und entschärfte die Situation.
„Kein Grund zur Sorge. Ich hätte es mitbekommen wenn der Orden uns Feindlich gesinnt wäre.“
Seine Stimme war für sein alter Maskulin und Wissend.
„Zu den Zwergen wollt ihr.“
Gewiss“, antwortete Shaldus.
„Dann schlage ich vor wir reisen gemeinsam. Aus irgendeinem Grund sind die wilden Kobolde sehr aktiv hier.“
Der Mann wirkte ungewöhnlich Jung.
Und als er selbstsicher auf teni zu schritt, konnte sie schwören ihn schon mal irgendwo gesehen zu haben.
„Darf ich mich vorstellen. Mein Name ist Garret von Holzheim und komme grade aus Forialle. Ich bin Schmied in Thumun Khaz. Meine beiden Begleiter sind Jerome und Dhali. Sie begleiten mich auf längeren Reisen.“
„Von Holzheim“, ein Name den sie schon mal gehört hatte.
„Das ist Tenia Bree aus Parvare, Garrison, Garnison des Lichtschwertes. Ich bin Shaldus aus Atarnar.“
„Ich bin erfreut“, sagte Garret grinsend und winkte seine Begleiter zu sich. Beide nahmen ihre um den Kopf gewickelten Tücher ab und entblößten ihre Gesichter. Jerome war ein braungebrannter Mann mit einem von Narben gezeichneten Gesicht. Dhali stellte sich als Najari heraus. Ihr Katzenartiges Antlitz wirkte Misstrauisch und Angriffslustig.
Wenig später waren alle sechs wieder unterwegs und Tenia war froh das der Schmied ihr kaum Beachtung schenkte. Er war einem Mann den sie als Eisenfaust kannte wie aus dem Gesicht geschnitten. Ein Schmied mit einer Spezialisierung auf… spezielle Waffen. Vielleicht war Garret sein Sohn, auch wenn sie von einem Sohn damals nichts mitbekommen hatte. Der Weg war breit. So liefen die Begleiter weiterhin vorweg. Shaldus und Garret gingen in einem Gespräch über die Zwerge vertieft neben dem Karren, während Garrison hinter dem Gefährt her stapfte. Tenia saß schweigend auf der hinteren Kante, ließ die Füße baumeln und schaute Gedankenverloren an ihrem Leibwächter vorbei.
Garrison war es egal das die Frau, die er schützen sollte, mit inneren Problemen kämpfte. Andererseits hatte es dann Anschein das diese Frau ihm seinen Job nicht leicht machen würde.
Goblins abzuschlachten sollte sich wohl als der einfachste Part herausstellen, selbst wenn es sich um Felsengoblins handelte. Aber diese Frau besaß die Dreistigkeit sich seiner Sicherheit zu entziehen.
Als sie die Nacht über auf Wanderschaft ging, hatte er sie gehen lassen. Dennoch, wenn er sie schützen sollte, musste er etwas über sie in Erfahrung bringen. Er musste ihre Gedanken einschätzen können. Ihren ersten Schritt kennen, bevor sie ihn tat. Sein erster Blick war aber klar. In der Taverne hatte sie sich gut geschlagen und bei den Goblins hatte sie überlebt. Sie war Jung und konnte kämpfen.
Ihr Herz war voller Leid. Selbst ein ungeübtes Auge konnte dies sofort durchschauen.
Für einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke.
Tenia wusste nicht was der Paladin zu glotzen hatte. Versuchte er sie zu durch schauen?
Sie wusste nicht was es war, aber ihre Stimmung hatte sich von Müde auf Verbittert geändert.
In Parvare hatte sie ein ruhiges wunderbares Leben geführt. Aber das war nicht was sie wollte.
Sie wollte hinaus in die Welt, die zu oft begleitet war von Ereignissen einer Zeit, die zu vergessen sie versuchte. Genoss sie es zu leiden? War es das was auf sie zu kam.
In den Tag hinein Leben ohne zu wissen was der morgige Tag mit sich brächte.
Wenn der Magier die Zwerge mobilisieren würde, würden sie zurück kehren. Wollte sie zurück?
Vielleicht sollte sie einfach weiter reisen.
Tenia tat das was sie immer tat wenn sie Zeit für sich hatte. Sie dachte nach. Und so entfiel es ihr beinahe, das sie nach Thumun Khaz gelangten.
Im Gespräch konnte Garret Shaldus von seiner Schmiedekunst überzeugen und bestand darauf dem Magier seine besten Stücke zu zeigen. Die Pferde wurden samt Karren in einen kleinen Hof geführt der gleich an ein langes Haus grenzte. Als Tenia absprang, waren sofort zwei schmächtige junge und männliche Elfen zur Stelle und begannen damit das Material herunter zuladen. Zumindest versuchten sie es. Auch wenn das Gestein und Erz nicht sonderlich schwer aussah, taten sich die beiden ungewöhnlich schwer.
„Garrison?“, fragte Tenia leise. „Kannst du helfen?“
Der Paladin wunderte sich über seinen Schützling. Sie hatte ihn grade zu bittend eine Frage gestellt.
Er war natürlich zu ihrem Schutze da. Andererseits konnte er mit ihrer Bitte ein Zeichen setzen.
Er nickte zustimmend. Packte einen großen Kupferklumpen und ließ sich zeigen wo das Gestein abzuladen hatte.
Tenia folgte den anderen mit ins Haus, wo sich die Begleiter von Garret auszahlen ließen und durch die Tür zur Straße hin verschwanden. Anschließend führte er Shaldus durch sein Haus, zeigte Stolz seine große Schmiede und seine Produkte. Seine Stimme schallte laut durch das Haus und so erfuhr sie das Garret kein einfacher Schmied vom Land war, die für gewöhnlich abseits der Stadt ihrem Handwerk nachgingen. Er war ein Stadtschmied, mit Bediensteten und Lehrlingen. Es wurden sogar einzelne Zimmer, an Reisende, vermietet.
Warum Shaldus so an der Schmiedekunst interessiert war ging Tenia nicht in den Kopf.
Es war ihr auch Egal. Schweigend schritt sie an einem Schwertständer vorbei, bis hin zu einem Holzregal in dem mehrere Dolche und Wurfsterne ruhten. Sie kannte dieses Regal oder sah einem sehr ähnlich das sie kannte. Für einen Moment blitze wieder eine Erinnerung auf. Es war lange her das sie an einer ähnlichen Stelle stand und diese Waffen begutachtete. Damals war hatte sie eine Entscheidung gefällt.
Vorsichtig glitten ihre Finger über scharfe geschwungene Klingen.
„Tenia?“, sprach plötzlich eine Stimme hinter ihr, so das sie zusammen zuckte und sich an der Schneide eines Kurzschwertes Schnitt.
Erschrocken wirbelte sie herum und sah einen alten stämmigen Mann vor sich stehen.
Seine feucht glitzerten Augen blickten voller Freude, auf sie herab.
„Eisenfaust.“
Sofort füllten sich auch ihre Augen mit Tränen und viel, weinend, dem Schmied in die kräftigen Arme.
Keine Worte konnten das Ausdrücken was beide empfanden.
Es war ein Wiedersehen genährt aus Schmerz und Freude.
„Ich bin sehr froh das du noch lebst, Kleines“, stammelte Geromé und war versucht einen dicken Klos im Hals herunter schlucken.
Tenia sagte nichts. Sei weinte. Wie als wenn man einen Kanal geöffnet hätte, trugen ihre Tränen einen so lange aufgestauter Schmerz aus ihrer heraus.
„Aber was machst du hier?“, fragte Geromé der sich eher als Tenia wieder gefangen hatte.
Tenia wollte nicht antworten. Sie wollte sich nur an den großen alten Mann drücken und eine der wenigen guten Gegebenheiten aus ihrer Jugend festhalten.
Es sollte noch einige Minuten dauern bis auch sie sich wieder gefangen hatte und wie als wenn sie seine Tochter wäre hatte sie sich auf seinen Schoß gesetzt und an ihn gelehnt.
Beide waren sich dazu im Klaren das sie nicht lange bei ihm verweilen konnte. Zu gefährlich war es das irgendwer sie wieder erkannte. Für einige waren sie beide ja Offiziell Tod. Trotzdem musste, so Geromé, dieses Wiedersehen begossen werden, in der Kneipe Kipp´n Weg. Dort könnte sie ihm ihre Geschichte erzählen.
Indes wartete Garrison geduldig draußen.
„Ein neuer Freund? Wo ist Falke?“, fragte Geromé was Tenia mit einem empörten Schlag gegen die Brust beantwortete. Sie versuchte zu lächeln, aber bat ihn mit einem betrübten Blick nicht weiter zu fragen.
Eisenfaust erkannte schnell was sein Auftreten bei ihr bewirkte.
„Der Magier, lässt dir ausrichten das er bei den Zwergen auf dich wartet. Einfach der Straße folgen.
Und… du weißt wo du mich findest.“
„Danke Eisenfaust. Lass uns heute Abend reden“, flüsterte Tenia und drückte sich wieder an den Schmied.
„Ich heiße jetzt nur noch Geromé von Holzheim.“
„Huu, von Holzheim“, scherzelte Tenia. „Bistu adelig geworden.“
„Sagen wir mal, die Schmiedergilde duldet es.“
Das war Tenias Stichwort. Sie wusste dass sie in dem Schmied einen alten Freund hatte. Aber das er sich mit ihr abgab war auch für ihn gefährlich.
„Danke“, sagte Tenia noch einmal und konnte sie nicht verhindern dass sich ihre Augen erneut mit Tränen füllten.
Das Wiedersehen war kurz und wie zu Beginn genährt aus Schmerz und Freude.
Draußen wartete Garrison und empfing Tenia mit seiner üblichen kalten Art.
Er hatte gesehen das Sie den Schmied sehnsüchtig umarmt hatte und besaß soviel Taktgefühl nicht zu stören.
Tenia lächelte, als sie die Tür hinter sich schloss.
Sie blickte auf ihren Finger wo ein kleiner Schnitt sie an ihr Wiedersehen erinnerte.
„Na dann. Zu den Zwergen“, deute Tenia an und boxte ihrem Leibwächter wieder gegen die Rüstung.
Sich an die Fensterbank stützend schaute Geromé durch das Fenster und so Tenia noch etwas hinter her, bis sie mit dem Paladin in eine Straße einbog.
Es war noch relativ am Morgen. Ein begonnener Tag der ihm auf eine wunderbare Art versüßt wurde.
Er hätte niemals damit gerechnet dass er das Totgeglaubte Mädchen wiedersehen würde.
Ein knarzen von Holz verreit ihm das die junge Frau, der er ein Zimmer vermietet hatte, aufgestanden war und zum ihm herunter kam.
In einfacher Straßenkleidung gähnte ihn die junge blonde Frau entgegen und begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln.
„Miss, Elginir“, begrüßte der Schmied die junge Frau.
„Herr von Holzheim“, bergüßte Theresia zurück. „Könnt ihr mir einen guten Bäcker empfehlen?“
„Aber gewiss“, begann Geromé, wurde dann aber von beunruhigenden Krach aus seinem Hof unterbrochen. Wieder hatten die beiden Trottel die er eingestellt hatte etwas fallen lassen.
„Entschuldigt mich“, sagte Geromé und schnellte in den Hof wo er mit Lauter Stimme seine Bediensteten zusammen brüllte.
Theresia streckte sich und schaute sich um Raum um. Er war genauso wie vorher auch.
Nur!
Ein angenehmer anregender Duft legte sich ihr in die Nase.
Er kam von den Schwertern.
Blut!
Jemand hatte geblutet.
An einer Klinge klebte ein Tropfen.
Ihre Augen weiteten sich. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Es duftete köstlich.
„Los mach“, zischte die eisige Stimme in ihrem Kopf.
Sie konnte sich nicht zurück halten. Und noch bevor sie sich versah schmeckte ihre Zunge kalten Stahl und warmes, frisches Ambrosia. Eine Ekstase wie sie schon ewig nicht mehr gespürt hatte durchflutete ihren Körper. Ihr Augen drehten sich in den Kopf und eine Gier, die sie schon zulange unterdrückt hatte breitete sich aus.
„Elfenblut“, flüsterte die Stimme gierig.
Für den Augenblick war Theresia nicht mehr sie selbst.
Sie hätte das Blut nicht kosten dürfen.
Als Geromé wieder sein Haus betrat und der jungen Mieterin einen Bäcker nenne wollte, war diese
bereits aufgebrochen. Dafür betrat sein Sohn den Raum.
„Garret“, begann Geromé. „Fertig mit dem Kackbalken?“
„Ja, Vater. Und wenn du es wissen willst. nach einer so langen Reise war es echt gut.“
„Du hast wieder erzählt diese Schmiede gehöre dir, Stimmts.“
„Wird sie ja auch bald“, gluckste Garret, bemerkte aber das sein Vater mit den Gedanken wo anders war. Sie stichelten sich gerne gegenseitig an, bekämpften sich im Armdrücken oder soffen um die Wette. Sie standen sich einander nahe wie es nur Vater und Sohn konnten und er kannte die Gedanken seinen Alten.
„Beschäftigt dich die Frau oder der Paladin, Vater?“
„Die Frau“, antwortete Geromé. „Eine Freundin von einst. Ich dachte sie wäre Tod.“
Das war Garrets Zeichen nicht weiter nachzubohren. Es gab eine Zeit aus dem Leben seines Vaters die er nicht kannte und kennen durfte. Und das akzeptierte er. Das hatte er zu akzeptieren.
„Sohn“, begann Geromé und Garret sah das die Augen seines Vaters, vor Tatendrang, brannten.
„Hohl mir das Mithril. Ich habe zu schmieden.“